Nach Sarkozys Entgleisung: Die schönsten Politiker-Beleidigungen
"Liebe Neger!": Dass Politiker Bürger beleidigen, ist beinahe globale Tradition. Eine Typologie öffentlicher Ausrutscher von Lübke bis Sarkozy.
Vergangenen Samstag auf einer Pariser Agrarmesse: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy schüttelt Hände. Plötzlich ruft ein Besucher "Rühr mich nicht an!", darauf Sarko: "Dann hau doch ab!" Zum Abschied zischt der Staatsmann "Con!" - Dummkopf". Mit seiner Verbalattacke befindet sich der Franzose in guter Gesellschaft. Aber Ausrutscher ist nicht gleich Ausrutscher - es gibt durchaus feine Unterschiede.
Die individuelle Beleidigung
Wichtig ist dabei eine aufgeheizte Stimmung, und die Beleidigung muss im Affekt herausgeschleudert werden. Unvergessen der Tipp von SPD-Chef Kurt Beck an den arbeitslosen Henrico Frank. Der Punk möge sich waschen und rasieren, dann würde er auch einen Job finden, so Beck. Beliebt sind auch Beleidigungen in der Form Politiker vs. Politiker: Vorbildfunktion hat hier der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi, der dem EU-Parlamentarier Martin Schulz empfahl, in einem KZ-Film den Aufseher zu spielen.
Die Massenbeleidigung
Die Abwertung ganzer Volksgruppen erfreut sich einer langen Tradition. Schönstes Beispiel aus der Neuzeit: "Meine Damen und Herren, liebe Neger!" - so soll der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke 1962 eine Rede in Liberia begonnen haben. Eindeutige Belege gibt es dafür zwar nicht, aber wir glauben es aufgrund weiterer rhetorischer Sternstunden gern: "Die Leute müssen ja auch mal lernen, dass sie sauber werden", erklärte Lübke bei einem späteren Besuch in Madagaskar. Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber pöbelte dagegen auch im eigenen Land. Entschieden vertrat er die Ansicht, die Wahlberechtigung vom Intelligenzquotienten abhängig zu machen und dieser wiederum vom Wohnort: "Ich akzeptiere nicht, dass der Osten bestimmt, wer in Deutschland Kanzler wird." Denn: "Wir haben leider nicht überall so kluge Bevölkerungsteile wie in Bayern."
Die Beleidigung des gesunden Menschenverstands
Gute Chancen auf den ersten Platz hat US-Präsident George W. Bush: Der profilierte sich unter anderem als Verkünder universeller Weisheiten ("Wir sind uns darüber einig, dass die Vergangenheit vorbei ist"), Fortschrittsförderer ("Es ist Zeit, dass die Menschheit ins Sonnensystem vordringt") und Toleranzprediger ("Ich glaube an die friedliche Koexistenz von Menschen und Fischen"). Außerdem gelingt ihm mühelos das Kunststück, sich von jeglicher Verantwortung für Verbalattaken zu entbinden: "Reden führt zu unklaren, undeutlichen Dingen."
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