Nach Rücktritt des Polizeichefs: Beamte in Ferguson angeschossen
Nach Rassismusvorwürfen tritt auch der Polizeichef von Ferguson zurück. Das wurde von den Bürgern der US-Stadt gefeiert – dabei fielen Schüsse.
ST. LOUIS dpa/ap | Vor der Polizeistation in der US-Stadt Ferguson (Missouri) sind zwei Polizisten angeschossen worden. Die Schüsse seien am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit) gefallen, als Polizisten und rund 150 Demonstranten nach der Rücktrittsankündigung von Behördenchef Thomas Jackson am Vortag aufeinandergetroffen seien, berichtete die Zeitung The St. Louis Post-Dispatch.
Als die Schüsse fielen, war die Menge im Begriff, sich aufzulösen. Einige Protestler seien zu Boden gefallen, andere weggerannt, berichtete die Zeitung. Im Anschluss hätten viele Polizisten das Gebäude umstellt. Ein 44 Jahre alter Polizist sei an der Schulter und sein 32 Jahre alter Kollege im Gesicht getroffen worden, sagte der Polizeichef des Bezirks St. Louis, Colonel Jon Belmar, während einer Pressekonferenz am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit). Ihre Verletzungen seien ernsthaft, sie schwebten jedoch nicht in Lebensgefahr.
Jackson ist bereits der sechste Angestellte, der im Zusammenhang mit der Veröffentlichung eines Berichts des Justizministeriums zurücktritt oder gefeuert wird. In dem Report waren Fälle von Rassismus und Versäumnisse bei der Polizei von Ferguson aufgedeckt worden. Jackson werde sein Amt am 19. März abgeben, sagte Bürgermeister James Knowles am Mittwoch. Der Schritt sei eine „gemeinsame Entscheidung“ der Polizei und der Stadt.
Jackson war bereits nach den Todesschüssen auf den schwarzen Jugendlichen Michael Brown im Sommer 2014 schwer in die Kritik geraten. Die Schüsse des weißen Polizisten auf den unbewaffneten Teenager lösten damals landesweite Empörung und Unruhen in Ferguson aus. Wegen massiver Gewalt, mit der die Polizei gegen die Demonstranten vorging, geriet Jackson zusätzlich in die Kritik. Einen Rücktritt lehnte er aber stets ab. Jackson war fünf Jahre im Amt.
Auslöser seiner Entscheidung dürften daher eher die jüngste Kritik des Justizministeriums sein: In einem ausführlichen Bericht hielt das Ministerium der Polizei weit verbreitete rassistische Diskriminierung vor. Polizisten gingen häufig mit unverhältnismäßiger Gewalt gegen Schwarze vor, hielten diese ohne ersichtlichen Grund an und verfolgten sie wegen Bagatelldelikten.
„Tiefes Misstrauen und Feindschaft“
Außerdem würden Schwarze besonders übermäßig häufig mit Geldstrafen belegt – mit dem Ziel, die Kassen der Stadt aufzufüllen. Justizminister Eric Holder stellte den Bericht vor einer Woche persönlich vor und sprach von einer „schwer vergifteten Atmosphäre“ in der Stadt. Sein Fazit: Das Verhältnis der Polizei zu den Menschen in Ferguson sei „von tiefem Misstrauen und Feindschaft“ geprägt.
Auch der Verwaltungschef von Ferguson, John Shaw, werde sein Amt abgeben, berichtete St. Louis Post-Dispatch. Als „City Manager“ war Shaw weitgehend für die Finanzen verantwortlich – und damit auch für den Missbrauch von Geldstrafen. Auch ein Richter und Polizeioffiziere hätten bereits ihren Rücktritt eingereicht, hieß es.
Ob die Stadt durch diese Rücktritte allerdings tatsächlich zur Ruhe kommt, ist unklar. Kritiker fordern, dass die gesamte Polizei des Vorortes von St Louis aufgelöst werden solle. Die Behörde solle von der Polizeidirektion in St. Louis übernommen werden, die bereits die Polizeiämter auch anderer Vororte mit verwalte.
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