Nach Randale beim Nordderby: Metronom will Fans stehenlassen
Die Metronom-Eisenbahngesellschaft reagiert auf das Nordderby in Bremen, nach dem Anhänger des Hamburger SV mehrere Waggons zerstört hatten.
HAMBURG taz | Die Metronom-Eisenbahngesellschaft hat damit gedroht, Fußballfans nicht mehr zu befördern. Weil Fans des Hamburger SV am vergangenen Wochenende einen Zug zerstört hatten, kündigte Geschäftsführer Jan Görnemann an: „Solche Chaoten werden wir künftig nicht mehr befördern, dann bleiben die Züge eben stehen.“ Da der Metronom sich außer Stande sieht, zwischen gewaltbereiten und friedlichen Fans zu unterscheiden, lässt er im Zweifel alle stehen.
Görnemann berichtete, am Wochenende des Nordderbys hätten 300 HSV-Fans zwischen Hamburg und Bremen mehrere Waggons „völlig zerstört“. Sie hätten nahezu alle Deckenplatten herausgerissen, Doppelglasfenster zerschlagen und Sonnenblenden zerstört. Alle Sitze müssten aufgearbeitet werden.
„Das Innere der Wagen war dermaßen voll mit Aufklebern und Schmierereien, dass man nicht mehr hinein- oder herausschauen konnte“, sagte Wilmut König, der Leiter des Fahrgastservice. Der zerstörte Zug müsse mindestens eine Woche lang in der Werkstatt bleiben. Die Kosten könnten 100.000 Euro übersteigen. Einen Teil davon müsse Metronom selbst tragen.
Görnemann warf der Bundespolizei vor, sie sei ihren Aufgaben nicht nachgekommen. „Wir erwarten regulierende Einsatzkräfte am Startbahnhof, im Zug und am Zielbahnhof“, sagte er.
Es sei Zeit, dass sich die Vereine an den Sicherheitsmaßnahmen und Kosten beteiligten. Zudem solle der Datenschutzbeauftragte seine Vorbehalte gegen eine Videoüberwachung im Zug ablegen.
Der HSV-Fanbeauftragte Joachim Ranau bezeichnete die Verbote im Hamburger Abendblatt als „bittere, aber nachvollziehbare Entscheidung“. Das Verhalten einiger Fahrgäste sei indiskutabel. „Wir werden zeitnah das Gespräch mit der Metronom-Leitung suchen, um die Einschränkungen für die Mehrzahl der friedlichen HSV-Anhänger im Rahmen zu halten“, sagte Ranau.
„Ich kann den Ärger schon verstehen“, sagte Wilko Zicht vom Bündnis Aktiver Fußball-Fans. Der Metronom, der ja auch rigoros sein Alkoholverbot durchsetze, falle allerdings dadurch auf, dass er in Sicherheitsfragen gerne das Kind mit dem Bade ausschütte. Er regte an, wie früher günstige Sonderzüge für die Fans einzusetzen, die sich dann auch für „ihre“ Züge verantwortlich fühlen würden.
Die Bundespolizei Hannover teilte mit, sie habe ihr Ziel, Übergriffe von Fans auf Reisende zu verhindern, erreicht. Ein Bahnunternehmen könne Leuten, die die Sicherheit und Ordnung gefährdeten, die Beförderung verweigern, müsse das aber für jeden Einzelnen begründen. Gegenüber den Übrigen habe sie eine Beförderungspflicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Auf dem Rücken der Beschäftigten
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!