Nach Putsch in Niger: Terroristen schlagen zu
In Afrika überwiegen Bedenken gegen eine Militärintervention zur Beendigung des Putsches. In Niger verschlechtert sich die Sicherheitslage.
Doch am Dienstag hat der Sicherheitsrat der Afrikanischen Union (AU) laut der französischen Tageszeitung Le Monde eine Intervention abgelehnt. Offiziell bestätigt war das zunächst nicht. Die AU hatte den Putsch in Niger ebenso abgelehnt wie die Ecowas und den Putschisten eine zweiwöchige Frist zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung gesetzt. Anders als der Ecowas-Vorsitzende, Nigerias Präsident Bola Tinubu, hatte sie sich aber im Hintergrund gehalten und nicht lautstark mit militärischen Konsequenzen gedroht, wohl auch deshalb, weil diese in ganz Westafrika gefürchtet werden und die Region weiter spalten würden. Beim AU-Sicherheitsrat ist Tinubu nun offenbar abgeblitzt.
Überall ist zu hören, dass eine militärische Intervention nur Schaden anrichten, aber niemandem nutzen werde. Widerstand gibt es auch innerhalb der Ecowas. Es heißt, dass Togos Präsident Faure Gnassingbé der Bereitschaftstruppe untersagen würde, den togoischen Luftraum zu nutzen. Damit wären Flügen beispielsweise aus Ghana oder der Elfenbeinküste Richtung Niger der direkte Weg versperrt. Laut verschiedenen Informationen hatte Gnassingbé bereits in der vergangenen Woche auf bilateraler Ebene und unabhängig von offiziellen Delegationen mit Nigers Junta zu verhandeln versucht. Der Togoer galt lange Zeit als der letzte Langzeitpräsident Westafrikas, er hatte das Präsidentenamt 2005 von seinem Vater übernommen.
Militärjunta sucht nach Verbündeten
Nigers Junta braucht Verbündete. Der von ihr ernannte neue Premierminister Ali Mahaman Lamine Zeine hat am Dienstag in Tschads Hauptstadt N’Djamena Übergangspräsident Mahamat Idriss Deby Itno getroffen. Der ist seit dem Tod seines Vaters Idriss Deby im April 2021 an der Macht. Tschad, kein Ecowas-Mitglied, aber militärisch stark, hat schon gesagt, sich nicht an einer Intervention beteiligen zu wollen.
Eine Niederlage im Land selbst hat Nigers Militär am Dienstag erlebt. 17 Soldat:innen wurden bei einem Terrorangriff ermordet, 20 weitere verletzt, berichtet die nigrische Nachrichtenagentur ANP und beruft sich auf das Verteidigungsministerium. Der Angriff fand im Departement Torodi statt, bis in die Hauptstadt Niamey sind es nur gute 50 Kilometer. Beobachter:innen zufolge könnte sich die Sicherheitslage weiter verschlechtern. Wie nach den Machtübernahmen des Militärs in Mali und in Burkina Faso.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
Kanzlerkandidat-Debatte
In der SPD ist die Hölle los
Abschluss G20-Gipfel in Brasilien
Der Westen hat nicht mehr so viel zu melden
Verfassungsklage von ARD und ZDF
Karlsruhe muss die unbeliebte Entscheidung treffen