Nach Presseboykott bei French Open: Osaka erklärt Rückzug vom Turnier
Weil um ihren Presseboykott bei den French Open Diskussionen entbrannten, will Naomi Osaka nicht weiter antreten. Auf Twitter spricht sie über ihre Depressionen.
Dies sei eine Situation, die sie sich niemals habe vorstellen können und die sie auch nie beabsichtigt habe, schrieb Osaka. „Ich denke, nun ist es das Beste für das Turnier, die anderen Spieler und mein eigenes Wohlergehen, dass ich zurückziehe, so dass sich wieder jeder auf das derzeit laufende Tennis-Geschehen in Paris konzentrieren kann.“
Osaka hatte kurz vor Beginn der French Open via Instagram erklärt, dass sie in Paris nicht mit den Medien reden wolle. Als Grund hatte die Nummer zwei der Welt angegeben, dass die Journalistinnen und Journalisten keine Rücksicht auf die psychische Gesundheit von Sportlerinnen und Sportlern nehmen würden. Konkret war sie aber nicht geworden.
Nach ihrem Erstrundensieg gegen die Rumänin Patricia Maria Tig war Osaka daher am Sonntag wie angekündigt nicht zur obligatorischen Pressekonferenz erschienen. Sie wurde daraufhin von den Veranstaltern der French Open mit einer Geldstrafe in Höhe von 15 000 Dollar belegt. Für weitere Vergehen hatten die Macher der vier Grand Slams weitere, deutlich härtere Sanktionen bis hin zum Ausschluss von den French Open und zu einer Sperre bei weiteren Grand-Slam-Turnieren angekündigt.
Auszeit vom Tennis
Osaka erklärte in ihrer schriftlichen Mitteilung, sie leide seit den US Open 2018 unter Depressionen. Damals hatte sie im Finale von New York gegen Serena Williams gewonnen. Im zweiten Satz des Endspiels war es zu einem Eklat gekommen, bei dem Williams vom Schiedsrichter mit einem Spielabzug bestraft wurde. Osaka konnte ihren ersten Grand-Slam-Triumph dadurch kaum genießen und brach bei der Siegerehrung in Tränen aus.
Sie habe eine sehr harte Zeit gehabt, damit umzugehen, schrieb Osaka nun bei Twitter. Sie sei grundsätzlich eher eine introvertierte Person und trage auf den Tennis-Anlagen meist Kopfhörer, die ihr dabei helfen würden, mit ihren sozialen Ängsten umzugehen. Sie sei keine natürliche Rednerin und tue sich sehr schwer, öffentlich zu sprechen.
Osaka kündigte an, nun erst einmal eine Auszeit vom Tennis nehmen zu wollen. Dass sie Ende des Monats beim nächsten Grand-Slam-Turnier in Wimbledon antritt, scheint mehr als unwahrscheinlich. „Aber wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, möchte ich wirklich mit der Tour zusammenarbeiten, um zu diskutieren, wie man die Situation für die Spieler, die Presse und die Fans verbessern kann“, schrieb Osaka.
Role Model in der Branche
Die Damen-Tour muss damit erst einmal auf ihr neues Aushängeschild verzichten. Es verging in den vergangenen Monaten kaum eine Woche, in der es keine Neuigkeiten von Osaka gegeben hatte. Hier ein neues Cover-Shooting, da ein weiterer Sponsorenvertrag. Die 23 Jahre alte Japanerin ist der Tennis-Superstar, auf den die Damen-Tour WTA so lange voller Sehnsucht gewartet hat. Zwar gibt es da immer noch Serena Williams, doch hinter der inzwischen auch schon 39 Jahre alten Amerikanerin klafft eine große Lücke.
Anders als bei den Herren, wo sich auch dank einer geschickten Marketing-Strategie hinter Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic mit Spielern wie Stefanos Tsitsipas, Dominic Thiem oder auch Alexander Zverev neue Gesichter positioniert haben. Die ständig wechselnden Grand-Slam-Turnier-Siegerinnen zeugen zwar von einem spannenden Wettbewerb, trugen aber lange nicht dazu bei, dass sich eine Spielerin als neues Aushängeschild positionieren konnte.
Bestbezahlte Sportlerin der Welt
Erst Osaka, inzwischen vierfache Grand-Slam-Turnier-Siegerin und mit einem geschätzten Jahreseinkommen von 37 Millionen Dollar bestbezahlte Sportlerin der Welt, schlüpfte in die Rolle als neues Role Model der Branche. Vor allem weil Osaka, Vater aus Haiti und Mutter aus Japan, auch abseits des Platzes etwas zu sagen hat.
Im vergangenen Jahr sorgte sie beim von Cincinnati nach New York verlegten Turnier für Aufsehen, als sie zum Halbfinale zunächst nicht antrat, um auf die Polizei-Gewalt gegen Schwarze in den USA aufmerksam zu machen. An jenem Tag wurden daraufhin alle Matches abgesagt. Bei den danach folgenden US Open trug sie rund um jedes Spiel eine Maske, auf der der Name eines Opfers geschrieben stand.
Osakas Worte haben Gewicht und Substanz – umso trauriger, dass sie bereits seit längerer Zeit mit Depressionen zu kämpfen hat und sich nun erst einmal aus der Öffentlichkeit zurückziehen wird.
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