piwik no script img

Nach Parteien-VerbotKnesset gegen arabische Parteien

In Israel wollen arabische Listen vor Gericht ihre Teilnahme an den Wahlen erstreiten.

JERUSALEM taz Bei der Entscheidung, zwei arabische Parteien bei den kommenden Parlamentswahlen in Israel auszuschließen, scheint noch nicht das letzte Wort gesprochen zu sein. Achmad Tibi, Chef der arabischen Liste Raam-Taal, kündigte an, das Verbot gegen seine Partei vor den Obersten Gerichtshof zu bringen. Auch die zweite Partei, Balad, erwägt rechtliche Schritte.

Der parlamentarische Zentrale Wahlausschuss hatte sich am Montag mit deutlicher Mehrheit für ein Verbot ausgesprochen. Die Abgeordneten, darunter auch Vertreter der Arbeitspartei, beschuldigten ihre arabischen Kollegen der antiisraelischen Hetze, der Unterstützung von Terrororganisationen und der Weigerung, das Existenzrecht Israels anzuerkennen.

Die Rechtslage ermöglicht das Verbot von Parteien, wenn sie den "bewaffneten Kampf eines feindlichen Landes oder einer Terrororganisation gegen den Staat Israel" tatkräftig unterstützen. Die verbale Solidarität mit dem Gegner allein reicht nicht aus, um eine Liste zu verbieten. Wahrscheinlich ist deshalb, dass der Oberste Gerichtshof das Verbot gegen die beiden Parteien wieder aufheben wird.

Selbst der Abgeordnete Eitan Kabel (Arbeitspartei), der die Entscheidung des Zentralen Wahlkomitees unterstützte, glaubt, dass der Oberste Gerichtshof gut daran täte, die beiden arabischen Listen zu den Wahlen zuzulassen, "denn es gibt keine ausreichende Beweislage für die Entscheidung des Wahlausschusses". Er selbst habe dennoch dafür gestimmt, um ein Zeichen zu setzen.

Jamal Sachalka, Chef von Balad, hatte zuvor zugegeben, mit dem früheren Parteichef Asmi Bishara in Kontakt zu stehen. Bishara wiederum war nach dem Libanonkrieg im Sommer 2006 in den Verdacht der Spionage für die Hisbollah geraten und befindet sich seither auf der Flucht vor der israelischen Polizei.

Die Initiative für das Verbot kam von den beiden rechtsnationalen Parteien Israel Beteinu und der Nationalen Union. "Die gestrige Entscheidung nährt sich aus faschistischem Gedankengut", kommentierte Tibi auf telefonische Anfrage. "Ein Teil des parlamentarischen Ausschusses strebt danach, die Araber aus der Knesset zu vertreiben als Vorspiel dafür, dass die Araber aus dem ganzen Land verschwinden." Eine Koexistenz könne es jedoch nur geben, wenn allen Staatsbürgern "ein Minimum an gleichen Rechten zukommt". Oppositionsführer Benjamin Netanjahu kommentierte lakonisch: "Wer die Regeln nicht anerkennt, spielt eben nicht mit."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

4 Kommentare

 / 
  • D
    Dimitri

    Nur zur Info: Die beiden Parteien haben bisher eine solche antiisraelische Hetze betrieben, dass sie nach den Parteiengesetzen jeden Landes dieser Welt schon längst verboten gewesen wären, geschweige denn von der Wahl ausgeschlossen. Ich, der ich deutsche Verhältnisse gewohnt bin, beobachte schon seit Jahren ungläubig, wie tolerant die israelische Demokratie mit deren Negierern umgeht. Das ist so wie wenn die CSU oder BP lautstark fordern würde, die Demokratie abzuschaffen und die Monarchie wieder einzuführen, man würde sie sofort verbieten. Bisher wurde in Israel eine einzige Partei verboten: die religiös-rassistische Partei Kach des Rabbi Meir Kahane. Soviel zum Thema antiarabischer Diskriminierung.

  • T
    Tja

    @Marcus A. Lang: Livni hat sich mittlerweile schon gerühmt "die Welt" aufgehalten zu haben, Israel zu früh zu verurteilen.

  • MA
    Marcus A. Lang

    ... sollte es tatsaechlich wahr sein, dass Olmert zehn Minuten vor der UNResolution Bush angerufen hat und Bush darauf Frau Rice verboten hat fuer die Resolution zu stimmen, dann heisst das, den Israelis ist es gelungen die UN zu manipulieren.Sollte diese Geschichte die Olmert gestern bei einer Wahlveranstaltung von sich gegeben hat unwahr sein, was die USRegierung unterstreicht, dann zeigt es die Charakterlosikeitder israelischen Regierung. Nicht nur korupt, sondern auch noch Muenchhausen. Pfui Teufel!

  • B
    Beobachter

    Wie weit wird dieser Staat wohl noch gehen dürfen bei der systematischen Unterdrückung, Ermordung und Vertreibung der Palästinenser?

     

    Wird der Westen auch schweigen, wenn die radikalzionistischen Elemente (warum nennt eigentlich das niemand beim Namen, so wie man immer die HAMAS mit den Attribut "radikal" versieht?) in Israel die Oberhand gewinnen und das Werk von 1948 und 1967 vollenden wollen, also den kompletten "Transfer" (gerne verwendeter Euphemismus für eine ethnische Säuberung) der arabischen Vorbesitzer des Landes zu vollziehen?

     

    Jeder westliche Journalist, der sich beteiligt an der Rechtfertigung und Relativierung dieser ihres gleichen suchen Kriegsverbrechen in jüngerer Zeit, sollte sich fragen, ob er morgens noch in den Spiegel schauen kann.

     

    Mir wird schlecht, wenn ich die Berichterstattung von ARD, ZDF und der überwiegenden Mehrzahl bundesdeutscher Publikationen sehe, die dieses unmenschliche und barbarische Gemetzel, welches die Israelis mit Waffen an schutz-und wehrloser Zivilbevbölkerung anrichten, die eigentlich für feindliche Panzerarmeen entworden wurden, zu einer Selbstverteidigung umlügen und sich damit zu Knechten und Erfüllungsgehilfen der israelischen Armeepropagandaabteilung degradieren!

     

    Es wird Zeit für einen weltweiten Boykott Israels durch die so oft beschworenen Weltgemeinschaft.

     

    Ende der falsch verstandenen Solidarität. Israel ist ein Staat unter anderen und sollten auch so behandelt werden!