Nach Nordkoreas Atomtest: Südkorea reagiert mit Raketenübung
Die USA drohen mit einer massiven militärischen Antwort. Der UN-Sicherheitsrat ruft eine Sondersitzung ein. Russland mahnt zur Besonnenheit.
Südkorea will außerdem gemeinsam mit den USA und Japan auf weitere Sanktionen des UN-Sicherheitsrats gegen Nordkorea hinwirken, um damit „maximalen Druck“ auf Nordkorea auszuüben. Das höchste UN-Gremium wollte sich am Montagvormittag in New York zum zweiten Mal binnen einer Woche in einer Dringlichkeitssitzung mit Nordkorea beschäftigen. Im August hatte der Sicherheitsrat die bislang schärfsten Strafmaßnahmen gegen Nordkorea verhängt. Ob die Sanktionsschraube jetzt noch fester angezogen wird, ist unklar. Aus Sicht der USA könnten beispielsweise Ölexporte nach Nordkorea eingeschränkt und die Zahl der im Ausland arbeitenden Nordkoreaner eingeschränkt werden.
Nordkorea hatte eigenen Angaben zufolge am Sonntag eine Wasserstoffbombe getestet, mit der Interkontinentalraketen (ICBM) des Landes bestückt werden sollen. Wasserstoffbomben sind ein Vielfaches stärker als herkömmliche atomare Sprengsätze. Der sechste und bisher stärkste Atomversuch Nordkoreas seit 2006 löste weltweit scharfe Kritik aus. Nach chinesischen Angaben verursachte der Test ein Beben der Stärke 6,3.
Der Atomtest überschattet auch das Treffen der Staats- und Regierungschefs der Brics-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, das am Montag in der südostchinesischen Hafenstadt Xiamen begonnen hat. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und der russischen Präsident Wladimir Putin hatten am Vorabend dazu aufgerufen, „angemessen“ mit der Herausforderung durch die Führung in Pjöngjang umzugehen.
Putin rief die internationale Gemeinschaft zu Besonnenheit auf. Eine umfassende Lösung könne nur mit politischen und diplomatischen Mitteln gefunden werden, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Tass zufolge. Gemeinsam mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping habe Putin betont, dass ein Chaos auf der koreanischen Halbinsel unbedingt zu vermeiden sei.
Weitere Sanktionen geplant
US-Präsident Trump hatte Nordkorea gedroht, dass die USA „mit der vollen Bandbreite der zur Verfügung stehenden diplomatischen, konventionellen und nuklearen Kapazitäten“ das eigene Land und die Verbündeten verteidigen würden. Verteidigungsminister James Mattis fügte hinzu, dass die Trump-Regierung nicht die „totale Vernichtung“ irgendeines Landes anstrebe, namentlich Nordkorea. Aber die USA hätten „viele Optionen, dies zu tun“.
Südkoreas Präsident Moon Jae In und der japanische Regierungschef Shinzo Abe hätten sich in einem Telefongespräch am Montag darauf verständigt, sich für einen weiteren Sanktionsbeschluss des UN-Sicherheitsrats einzusetzen, teilte das Präsidialamt in Seoul mit.
Auch Japans Außenminister Taro Kono und sein US-Amtskollege Rex Tillerson äußerten bei einem Telefongespräch ihre Unterstützung für eine neue UN-Resolution, wie japanische Medien berichteten.
Der Konflikt mit Nordkorea heizt sich seit Monaten auf. Nach zwei ICBM-Tests im Juli hatte Nordkorea am Dienstag auch eine Mittelstreckenrakete abgefeuert. Die Rakete flog dabei über den Norden Japans in den Pazifik. Seither wird bereits über neue Sanktionen diskutiert. Pjöngjang erklärte, der Raketentest sei eine Reaktion auf amerikanisch-südkoreanische Militärmanöver gewesen. Nordkorea wirft den USA regelmäßig vor, einen Angriff vorzubereiten, was diese und Südkorea bestreiten.
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