Nach Mord an maltesischer Journalistin: Ihr Laptop liegt beim BKA

In Malta wurde lange gemutmaßt, wo sich der Laptop der ermordeten Journalistin Daphne Caruana Galizia befindet. Jetzt ist er in Deutschland aufgetaucht.

Ein Dmeonstrant hält ein Bild der ermordeten Journalistin Daphne Caruana Gailizia hoch

Sind auf ihrem Laptop sensible Daten über die Hintermänner des Autobombenanschlags? Foto: reuters

BERLIN taz | Seit Wochen dreht sich die Diskussion in Malta im Fall Daphne Caruana Galizia um den Laptop der ermordeten Journalistin. Statt bei den Behörden des Inselstaates ist dieser bei deutschen Ermittlern gelandet, wie nun öffentlich wurde. Das BKA hat am 27. April zwei Laptops und drei Festplatten mit Details zu ihren Recherchen von einer Bevollmächtigten der Familie Caruana Galizias erhalten. Dies bestätigte der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Wiesbaden Oliver Kuhn der taz.

Nun müsse das BKA zunächst auswerten, welche Daten sich auf den Datenträgern befänden, so Kuhn weiter. Man gehe aber davon aus, dass Daten zu den Panama Papers darauf seien. Das Bundeskriminalamt arbeitet seit Ende 2017 mit den maltesischen Behörden in den Ermittlungen zu den Panama Papers zusammen.

Das für die Mordermittlungen zuständige Magistratsgericht in Valetta sei über den Datenstand beim BKA informiert worden. Es müsse Rechtshilfebeistand beantragen, wenn es die Daten selbst einsehen wollte. Ob diese auch für die Ermittlungen im Mordfall ausschlaggebend seien, ließe sich bisher nicht sagen, fügte Kuhn hinzu.

Daphne Caruana Galizia starb im Oktober, als eine Bombe in ihrem Auto explodierte, während sie am Steuer saß. Im Dezember klagte ein Gericht drei bekannte Kriminelle wegen des Mordes an der Journalistin an. Was das Motiv der Angeklagten für die Tat sein könnte, ist bisher jedoch unklar. Alle drei Männer streiten ab, Caruana Galizia getötet zu haben.

Einer der Angeklagten beschwerte sich Anfang Mai, dass sein Recht auf ein faires Verfahren durch das Fehlen des Laptops von Daphne Caruana Galizia unter den Beweismitteln beeinträchtigt würde, so die Times of Malta. Sein Anwalt erklärte, ihr Laptop könnte „sensible Daten über dritte Parteien enthalten, die für den Mord verantwortlich sind“.

Zweifel an Unbefangenheit der maltesischen Behörden

Nach wie vor bleibt im Dunkeln, wer den Mord an Daphne Caruana Galizia in Auftrag gegeben hat. Für viele scheint sicher, dass die drei Angeklagten das Verbrechen lediglich im Auftrag ausführten. Es wird gemutmaßt, dass wichtige Figuren der maltesischen Mafia und auch Regierungskreise großes Interesse daran hatten, die Journalistin zum Schweigen zu bringen.

„Ich würde den Laptop meiner Mutter vor der Polizei verbrennen, wenn ich wüsste, wo er ist“, schrieb Caruana Galizias ältester Sohn Matthew Mitte April auf Facebook. „Es ist der Laptop des Premierministers, den die Polizei braucht, und nicht der meiner Mutter. Joseph Muscat, wo ist Ihr Laptop? Und wo ist der private joseph@josephmuscat.com E-Mail-Server, den sie vielleicht benutzt haben, um den Mord an meiner Mutter zu planen?“

Die Familie Caruana Galizias zweifelt an der Unbefangenheit der maltesischen Behörden. „Die Polizei führt sich auf nach dem Motto: Gebt uns den Laptop oder wir werden nicht ermitteln. Das können wir aber nicht tun. Wir vertrauen ihr einfach nicht“, sagte die Schwester Caruana Galizias, Corrine Vella, der Times of Malta im April.

„Es gibt zur Zeit keine unabhängige Institution zwischen Regierung und Bürgern in Malta. Der Mord an ihr wurde dadurch möglich“, kommentierte auch Caruana Galizias Sohn Andrew in einem Video des britischen Guardian im April.

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