Nach Kritik an Elon Musk: SpaceX feuert Mitarbeiter
Ein Brief einiger Angestellter des Raumfahrtkonzerns nahm Bezug auf provokante Tweets ihres Chefs. Bei SpaceX sah man damit eine Grenze überschritten.

Zwitscherkönig Musk reagiert empfindlich auf die Kritik seiner Untertanen – erst recht, wenn diese 280 Zeichen überschreitet
NEW YORK ap/afp | Das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX hat mehrere Mitarbeiter entlassen, die in einem offenen Brief das Verhalten des milliardenschweren Vorstandsvorsitzenden Elon Musk kritisierten. Amerikanische Medien berichteten am Freitag unter Berufung auf eine E-Mail von SpaceX-Präsidentin Gwynne Shotwell, die Mitarbeiter, die den Brief verfasst und in Umlauf gebracht hätten, hätten die Kündigung erhalten.
Die Verfasser des Briefes kritisierten Musk, dessen Verhalten eine Quelle der Ablenkung und Peinlichkeit für die Mitarbeiter von SpaceX seien, insbesondere in den vergangenen Wochen. Es war unklar, wie viele SpaceX-Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verloren, aber Shotwell machte deutlich, sie hätten mit ihren öffentlichen Äußerungen eine Grenze überschritten. Die New York Times berichtete als erste über die Entlassungen und berief sich auf Informationen von drei mit der Situation vertrauten Mitarbeitern. Diese wurden nicht namentlich genannt.
Der Brief habe dazu geführt, dass sich Mitarbeiter eingeschüchtert und schikaniert gefühlt hätten, schrieb Shotwell der Times zufolge in ihrer E-Mail. Sie seien unter Druck gesetzt worden, etwas zu unterschreiben, das nicht ihren Ansichten entsprach.„Wir haben zu viel wichtige Arbeit zu leisten und brauchen diese Art von übersteigertem Aktivismus nicht“, fügte Shotwell hinzu.
Über den Brief hatte zuerst die Website The Verge berichtet. SpaceX-Mitarbeiter kritisierten darin Musks Auftreten in der Öffentlichkeit und verwiesen auch auf jüngst laut gewordene Missbrauchsanschuldigungen gegen den Unternehmenschef.
Das Verhalten Musks sei „eine Quelle regelmäßiger Ablenkung und Beschämung für uns“, hieß es in dem Brief. „Als unser Geschäftsführer und prominentester Sprecher wird Elon als das Gesicht von SpaceX gesehen. Jeder Tweet, den Elon absetzt, ist de facto ein öffentliches Statement des Unternehmens“, schrieben die Verfasser.
Die Entlassungen erfolgten am Donnerstag – am selben Tag, an dem Musk sich zum ersten Mal an die Mitarbeiter von Twitter wandte, um über den geplanten 44 Milliarden Dollar (41,7 Milliarden Euro) schweren Deal zur Übernahme der Social-Media-Plattform zu sprechen.
Zuvor waren Berichte aufgetaucht, wonach Musk, der auch Eigentümer des Autoherstellers Tesla ist, 250.000 Dollar an eine Flugbegleiterin zahlte, um eine mögliche Klage wegen sexueller Belästigung gegen ihn abzuwenden. Er bestritt die Vorwürfe. In den letzten Wochen machte sich Musk via Twitter über das Aussehen von Microsoft-Mitgründer Bill Gates lustig und postete während einer Online-Diskussion mit Twitter-Chef Parag Agrawal das Emoji eines Kothaufens.
Leser*innenkommentare
Klaus L.
Einige von Musks Tweets überschreiten sicher die Grenzen guten Geschmacks.
Ließt man jedoch den offenen Brief , so wird deutlich, daß es sich bei den Verfassern des Briefs um 'Critical Social Justice'-Aktivisten handeln dürfte:
"SpaceX fails to apply these principles to the promotion of diversity, equity, and inclusion"
'Diversity, Equity, Inclusion' ('DIE') - diese Dreifaltigkeit ist ein Zentralbegriff der genannten Ideologien, die in den USA auch 'Wokeismus' genannt werden.
Allein um den Betriebsfrieden eines auf höchste Produktivität orientierten Unternehmens zu sichern, ist der Entschluß Musks, die Aktivisten zu entlassen, nachvollziehbar: 'Critical Social Justice'-Ideologien werden in den USA auch 'Universal Solvent', 'Universales (Auf)Lösungsmittel' genannt- Organisationen, die sie in sich hereinlassen, sind in Gefahr, sich in immer wieder inszenierten Konflikten (um 'Sexismus', Rassismus' u.a. -ismen) zu 'zerlegen', die erst dann ein Ende haben, wenn die Ideologie im Unternehmen hegemonial ist (und eine mächtige DIE-Bürokratie mit weitreichenden Kompetenzen etabliert ist).
Daß SpaceX eines der wenigen verbliebenen Großunternehmen der USA ist, dessen CEO erklärter Gegner dieser Ideologien ist, ist vielen ein Dorn im Auge.
NoMeansNo
@Klaus L. Wie kann man denn darauf kommen, dass Diversität und Fairness gefährliche Ideologien sind, die von dem armen Elon Musk aus reinem Selbstschutz in seinen Firmen bekämpft werden müssen? Genauso wie Gewerkschaften, Home-Office und Umweltschutzbestimmungen, auf die er ja auch nicht kann? In welchem Jahrhundert lebt der Mann denn?
Se Bbe
@Klaus L. Ich kann mir gut vorstellen warum das ein Firmenchef ungerne hat, aber aus anderen Gründen wie die von ihnen angeführten ("der arme Vorstand mimimi"). Interessenvertretung von Beschäftigten stört möglicherweise die Produktivität,aber wem nützt diese? Den Aktionären.. Bei ihnen liest es sich fast so als ob sie selber einer sind oder gerne werden würden sonst versteh ich ihre neoliberale Litanei einfach nicht. Beste Grüße
Jutta57
"The letter, reviewed by The Verge, describes how Musk’s actions and the recent allegations of sexual harassment against him are negatively affecting SpaceX’s reputation."
Das liegt in der Natur von Anschuldigungen. Offensichtlich sind den Kritikern grundlegende Werte des Rechtssystems schnuppe.
Christoph Buck
Freedom of speech findet der Elon voll wichtig