Nach Hindernissen: Leonie Meyer nimmt an Olympia teil

Die Kieler Kitesurferin flog nach der Geburt ihres Kindes erstmal aus dem Kader. In Zukunft will sie sich für Frauen in ihrem Sport einsetzen.

Leonie Meyer, eine Frau mit blonden langen Haaren, in einer Portraitaufnahme. Sie schaut nach links aus dem Bild raus.

Hat erst spät zu ihrem Sport gefunden. Kitesurferin Leonie Meyer Foto: Eibner/Imago

Aus dem Kader geflogen, Leben im Van, ein neugeborenes Kind, dem ein Unterschenkelknochen fehlt und dann steht auch noch das medizinische Staatsexamen an. So sah das Leben von Leonie Meyer im Sommer 2021 aus. Deutschlands beste Kitesurferin im Formula Kite konnte zum Glück auf die Unterstützung durch ihren Freund, ihre Familie und einige Sponsoren zählen.

Es sieht wie Fliegen aus, wenn die Ki­te­sur­fe­r:in­nen mit bis zu 80 km/h übers Wasser rasen, während das Brett nicht mal das Wasser berührt. Das liegt einerseits am Tragflügel oder Foil, der unter dem Brett wie ein Mast nach unten ragt und andererseits am Kite – ein Lenkdrache, der aussieht wie ein Fallschirm.

Diese Klasse, genannt Formula Kite, wird die schnellste Disziplin bei den Olympischen Spielen in Paris in diesem Sommer sein. Im Mai hat Meyer sich bei den Formula-Kite-Weltmeisterschaften in Hyères in der Nähe von Marseille für Olympia qualifiziert. Dort findet auch der olympische Wettkampf im August statt.

Bis tief in die Nacht lernte Meyer 2021 für ihren Abschluss, kümmerte sich um ihren Sohn und versuchte wieder in ihrem Sport anzukommen. Denn nur vier Monate nach der Geburt hatte sie eine Normleistung abzulegen, um im Kader des deutschen Teams zu verbleiben. Dazu war ihr Körper noch nicht bereit. „Ich weiß nicht, welche Frau das schaffen soll“, sagt Meyer. Das Problem: Solche Kaderplätze sind mit wichtigen Ressourcen verbunden, die in dem Sport, der nicht stark medienpräsent ist, notwendig sind.

Nach Olympia erstmal das praktische Jahr

Meyer ist die deutsche Medaillenhoffnung in der Disziplin. Dabei hat sie erst recht spät zu ihrem Sport gefunden. Der Wassersport wurde ihr quasi in die Wiege gelegt. Ihre Eltern segelten bereits auf sehr hohem Leistungsniveau und auch Meyer begann früh mit dem Segeln.

„Meine Eltern hatten mir eine Bootsklasse gefunden, die sehr behütet und ohne Leistungsdruck war“, sagt Meyer. Sie war richtig gut im Segeln. Zusammen mit ihrer Segelpartnerin war sie an der Weltspitze, doch als diese einen Kreuzbandriss erlitt und für Meyer das Medizinstudium begann, hörte sie mit dem Leistungssegeln auf.

In ihrer freien Zeit wandte sie sich dem Kitesurfen zu. Sie hatte es in den Familienurlauben auf Baltum gelernt. „Mich haben vor allem die großen Sprünge interessiert“, sagt sie. 2016 lieh sie sich dann Equipment für das Kiten mit Foil unter der Voraussetzung, dass sie dafür bei der Deutschen Meisterschaft antreten müsse. Es zeigte sich schnell, dass sie auch im Formula Kite sehr gut war. Hierbei halfen ihr die Segelerfahrungen, besonders bei der Rennstrategie, sagt sie.

Aktuell lebt die kleine Familie in Südspanien. Nach den Olympischen Spielen beginnt Meyer dann ihr praktisches Jahr an der Uniklinik Kiel und sie wird erst mal aufhören mit dem professionellen Kitesurfen.

Dann will Meyer aber auch mit dem Segelverband sprechen, um die Bedingungen für Frauen in ihrem Sport zu verbessern. Dass die Vereinbarkeit von Sport und Familie überhaupt eine Option war, hat sie erst bei einer neuseeländischen Freundin und Trainingspartnerin gesehen. Jetzt möchte sie selbst Vorbild und Verbesserin werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.