piwik no script img

Nach Großspende an die CDUKritik reißt nicht ab

Der Geldregen für die CDU durch die BMW-Hauptaktionäre sorgt weiter für Kritik. Die Forderung nach neuen Regeln für Parteispenden wird lauter.

Alles nicht so wild. Die Bundeskanzlerin bei der Kabinettssitzung. Bild: dpa

BERLIN dpa | Nach Bekanntwerden einer Großspende von Hauptaktionären des Autobauers BMW an die CDU wird der Ruf nach neuen Regeln für die Parteienfinanzierung lauter. Die Antikorruptions-Organisation Transparency International Deutschland forderte Bundespräsident Joachim Gauck auf, die Initiative zu ergreifen. Er könne nach dem geltenden Recht eine Kommission einberufen, wenn er den Eindruck habe, dass bei der Parteienfinanzierung etwas schieflaufe, sagte die Verbandsvorsitzende Edda Müller gegenüber Zeit Online.

Sie plädierte auch dafür, die Höhe der Parteispenden zu begrenzen. Ein Konzern sollte pro Jahr maximal 50.000 Euro an eine Partei spenden dürfen“, sagte sie der Mitteldeutschen Zeitung. Das erschwere „den besonders finanzkräftigen Lobbyinteressen“ ein wenig die Einflussmöglichkeit. Zuvor hatte bereits die Organisation LobbyControl eine Obergrenze für Parteispenden von 50.000 Euro je Person und Jahr gefordert.

Auch die Grünen sehen bei solchen Spenden Handlungsbedarf. „Wir wollen sie deckeln pro Person und Jahr auf 100.000 Euro“, sagte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck der Frankfurter Rundschau. „Und wir wollen Unternehmensspenden abschaffen, um den Einfluss durch solche Großspenden, die man als Parteiführung ja gar nicht mehr aus dem Kopf kriegt, etwas abzumildern.“

SPD-Vize-Fraktionschef Ulrich Kelber forderte die CDU in der Welt auf, die Großspende nicht anzunehmen. Auch er plädierte für eine Grenze für Einzelspenden von 100.000 Euro pro Person und Jahr.

Großspende der Familie Quandt

Bei der CDU gingen am 9. Oktober – also zwei Wochen nach der Bundestagswahl – 690.000 Euro von der Unternehmerin Johanna Quandt und ihren Kindern Stefan Quandt und Susanne Klatten ein, wie auf der Internetseite des Bundestags ausgewiesen wird.

SPD, Linke und Grüne verwiesen auf einen zeitlichen Zusammenhang mit dem Eintreten der Bundesregierung gegen strengere CO2-Vorgaben für Autos in der EU. Die CDU und die Familie Quandt wiesen die Vorwürfe zurück. Die drei Familienmitglieder sind zusammen mit 46,7 Prozent an BMW beteiligt.

Linke-Parteichef Bernd Riexinger sieht die Staatsanwaltschaft am Zug. „Der Zeitpunkt der Spende zeigt, hier wurde nicht einfach eine Partei gekauft, sondern ein Gesetz. Der Verdacht der Bestechung steht im Raum, die Staatsanwaltschaft muss Ermittlungen aufnehmen“, sagte er der Passauer Neuen Presse.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

14 Kommentare

 / 
  • T
    Tzapatu

    Kohl konnte auch gut mir Spenden umgehen.

    Der hat nie gesagt, von wem das Geld war.

    Sein Schwarzgeld war ihm wichtiger als sein Amtseid...war ein guter Wortverdreher, hat es geschafft, dass alle von "Ehrenwort" reden, wo "Schwarzgeld" stehen müsste.

    Und jetzt können die von Kohl Geschützen weiter spenden und Einfluss gelten machen ;-)

     

    Die Quandt/Klatten haben das was hier passiert nicht gewollt, die sind ja nicht dumm. Nur total abgehoben, die haben nicht gemerkt, dass das viel Geld ist! Mitleid sollte man haben.

    Dieses Vermögen hat ja auch ein Gewicht, zumal es ja geerbt und nicht verdient ist...

    Ja, Mitleid sollte man haben. Die sind glücklicher nach ihrer Enteignung.

    Packen wir es an...

  • F
    Frost

    Schön eingefädelt! Kaum,dass die Wahl gewonnen,fließen bei der CDU die Bestechungsgelder,die man so lange zurückhielt um Angelas Sieg nicht zu gefährden. Versprochen war versprochen. Hat Merkel schon mal was von Scham gehört?

  • F
    Frust

    Wer da noch an der Bestechlichkeit dieser "Lobbykratie" zweifelt,dem ist nicht mehr zu helfen. Die nächsten "Pöstchen" einiger Politiker in der Wirtschaft sind schon sicher. Es gibt nichts Dümmeres als den Wähler, der diesen Parteien seine Stimme gibt.

  • nicht nur Parteispenden gehören abgeschafft, die CDU / CSU gehört auch verboten. Was diese "Parteien" sich schon alles erlaubt haben...am besten ist der mit allen Verdienstorden ausgezeichnete Alt-Bundeskanzler, der, wenn vor dem Gesetz wirklich alle gleich wären, immer noch im Knast sitzen müsste oder der rechtsradikale Mafiaboss Franz-Josef...

    Die Unionsparteien sind nichts anderes als eine kriminelle, demokratiefeidliche Vereinigung, die immer wieder durch Korruption, mangelndes Demokratieverständnis (hier sei F-J Strauß zitiert: Wir brauchen keine Opposition. Wir sind schon Demokraten) und Nähe zu rechtsradikalen, verfassungsfeindlichen Gruppierungen auffällt...Also meiner Meinung nach sollte sich hier mal die Staatsanwaltschaft und der Verfassungsschutz gedanken machen....

  • S
    Schramm

    Frau Merkel und Herr Gauck müssten es eigentlich wissen?

     

    "Es ist klar, dass man zur völligen Aufhebung der Klassen nicht nur die Ausbeuter, die Gutsbesitzer und die Kapitalisten, stürzen, nicht nur ihr Eigentum abschaffen muss, man muss auch sonst jedes Privateigentum an den Produktionsmitteln abschaffen ..." (Uljanow)

  • W
    Wolfgang

    Zu: @ "VICCY"

     

    Auch Herr Joachim Gauck befindet sich in Übereinstimmung, - ebenso wie mit der BStU-Unterabteilung des Staatsschutz-BND-BfV-BKA-CIA, mit den Interessen der deutschen Finanz- und Monopolbourgeoisie. So auch die Mehrheit der einstigen ostdeutschen 'Bürgerbewegung' bzw. Konsumbewegung und Wirtschaftsfluchtbewegung!

     

    Der Rest seiner künftigen Bemühungen, in Folge der Spende der Erbschafts-Milliardäre (-ohne deren persönliche Leistung und Wertschöpfung), wäre nichts als bürgerlich-ideologische und politische Kosmetik, - für die weitere ungebrochene Manipulation der Bevölkerungmehrheit im Kapitalinteresse!

     

    Aufwachen, brave Konsummichels! (?)

    • @Wolfgang:

      Hier wacht keiner mehr auf - alle liegen im Tiefschlaf, eingelullt von TV und Bild!

      • @Rossignol:

        Im TV kommen bisweilen ganz passable Sachen (z.B. auf 3Sat, arte, zdf.kultur etc. etc.). Aber mal ´ne Runde Frauentausch geht auch in Ordnung :-)

  • Ja, soll der Gauck mal machen. Der sorgt ja ansonsten bisher irgendwie nicht für so wahnsinnig viel.

  • W
    Wolfgang

    Die CDU der deutschen Finanz- und Monopolbourgeoisie!

     

    Die staatstragende CDU wirkt in der Hierarchie der Macht unterhalb des Staates mit der Maßgabe, eine parlamentarische Form der Herrschaftsausübung im Rahmen der bürgerlichen Gesetzlichkeit zu sichern.

     

    Ökonomische Macht wird im staatsmonopolistischen Kapitalismus [analog: A"Soziale Marktwirtschaft der Bourgeoisie und Großaktionäre] auf zwei Wegen zu politischer Macht: erstens im direkten Zusammenwirken des Monopolkapitals bzw. seiner Verbände mit dem Staat und dem Parlament, zweitens durch die Vermittlung über Parteien, wie über die CDU-CSU- etc., indem diese in ihren Programmen und in ihrer Politik Interessen der herrschenden Kreise, der Finanz- und Monopolbourgeoisie aufgreifen, die sie als allgemeingesellschaftliche Anliegen oder sogenannte objektive Sachzwänge erscheinen lassen und mit den Interessen ihrer (CDU-)Partei-Basis zu koordinieren versuchen.

     

    In der Wechselwirkung von Staat und staatstragenden Parteien entsteht ein System der (ökonomischen und gesellschafts-) politischen Machtausübung, zu dessen Elementen auch Wirtschafts-, Banken-, Monopol- und Unternehmerverbände und die Mechanismen zur [bildungs- und gesellschaftspolitischen Zurichtung] geistigen Meinungsmanipulation gehören.

     

    In diesem arbeitsteiligen Zusammenwirken der politischen Kräfte übt vor allem das Finanz- und Monopolkapital [über die differenzierte ökonomisch-juristisch-politische Administration der Finanz- und Monopolbourgeoisie] auf Grund seiner ökonomischen Macht den entscheidenden und beherrschenden Einfluss aus.

  • G
    Gast

    Spenden für Parteien gehören abgeschafft.

    Die mit dem meisten Geld kaufen sich die Regierung.

    Was soll das sein?

     

    Riexinger hat Recht. Ein Fall für die Staatsanwaltschaft.

    Zeigt sie an.

  • Sie sagen eine Vermögenssteuer würde die Wirtschaft ruinieren, aber 690.000,00 € (wahrscheinlich aus der Portokasse) auf einen Rutsch für die CDU haben sie ...

  • M
    Murmel

    Die tanta soll abtreten.

  • Ist doch überhaupt nix Neues. Die CDU war nie eine Programmpartei, sondern immer eine Geldpartei. Schon unter Kohl waren Geldkoffer von Rüstungslobbyisten Tagesgeschäft. Bis heute hat Helmut Kohl rechtswidrig die Spender der Schwarzgeldkonten verschwiegen - man könnte ja sonst auch Zusammenhänge zu früheren Regierungsbeschlüssen herstellen. Der deutsche Michel findet das alles ganz normal und wählt unbeirrt die CDU wegen ihrer "Wirtschaftsnähe". "Geld regiert die Welt", sagt der Volksmund und verschweigt damit gleichzeitig, dass er es so zulässt.