piwik no script img

Nach Giftanschlag auf Alexei NawalnyMoskau sanktioniert Deutschland

Der Kreml reagiert auf Sanktionen der EU und verhängt Einreiseverbote auch gegen deutsche Abgeordnete. Nawalny belegt die Beteiligung des FSB am Giftanschlag.

Alexei Nawalny äußert sich in einem Video, das auf seinem Instagram-Profil veröffentlicht wurde Foto: Navalny Instagram Account/dpa

Moskau afp | Als Reaktion auf EU-Sanktionen im Zusammenhang mit dem Giftanschlag auf den Kreml-Kritiker Alexei Nawalny hat Moskau Einreiseverbote für mehrere Vertreter aus EU-Staaten verhängt. Auch gegen Vertreter des deutschen Regierungsapparats seien Einreisesperren verhängt worden, sagte das Auswärtige Amt der Deutschen Presse-Agentur.

Das russische Außenministerium teilte am Dienstag mit, als Reaktion auf „konfrontative“ EU-Maßnahmen habe es beschlossen, „die Liste von Vertretern von EU-Mitgliedstaaten zu verlängern, denen die Einreise in die Russische Föderation untersagt wird“. Namen veröffentlichte das Ministerium nicht. Es hatte zuvor ranghohe Diplomaten aus Deutschland, Frankreich und Schweden einbestellt.

Die EU hatte im Oktober Sanktionen gegen russische Funktionäre verhängt, weil nach ihrer Einschätzung der Giftanschlag auf Nawalny nicht ohne das Wissen und die Genehmigung staatlicher russischer Stellen hätte stattfinden können.

Die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti meldete am Morgen, der französische Botschafter und Vertreter der Botschaften Deutschlands und Schwedens seien im Außenministerium in Moskau eingetroffen. Labore in diesen drei Ländern hatten erklärt, nach dem Anschlag auf Nawalny seien bei ihm Spuren einer Vergiftung mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe festgestellt worden.

Mitschnitt eines FSB-Geständnisses

Nawalny war im August während eines innerrussischen Flugs zusammengebrochen. Zwei Tage später wurde er im Koma liegend zur Behandlung in die Berliner Universitätsklinik Charité gebracht. Die Laborergebnisse zu einer Vergiftung mit Nowitschok wurden von der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) bestätigt.

Nawalny hatte am Montag über den Kurzbotschaftendienst Twitter mitgeteilt, ein Mitarbeiter des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB habe ihm gegenüber eingeräumt, an dem Anschlag auf ihn beteiligt gewesen zu sein. Nawalny veröffentlichte zudem ein Transkript und einen Mitschnitt des mehr als 45-minütigen Telefonats.

Der FSB bezeichnete den Telefonanruf in einer Mitteilung an russische Nachrichtenagenturen als „Provokation“, die nicht ohne die „Hilfe ausländischer Geheimdienste“ möglich gewesen wäre. Der FSB solle dadurch „diskreditiert“ werden; der von Nawalny veröffentlichte Mitschnitt sei „gefälscht“.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Da sind doch im Hintergrund die edlen Geheimdienste des Westens am



    beratschlagen, wie kann man die Brühe weiter am Köcheln halten.



    lt, FAZ v, 25..2.2014 "Britischer Geheimdienst GCHQ plant Rufmord im Netz"



    Die blaue Unterhose ist zum Quietschen, hat der Herr N. nur diese eine



    auf der Reise mitgehabt? Und die Stunden, bis das Mittel, das ja nur in Russland



    zu finden ist, dann vom Anziehen diese blauen Unterhose, im Flughafen den



    "vergifteten Tee trinken, ach nein stimmt ja jetzt wohl nicht..im Flieger dann



    seine Wirkung tat...Das Script ist nicht durchdacht...Sorry

    • @veritas?:

      Schauen Sie sich doch einfach mal das Video mit dem Anruf an, da erklärt Ihnen derjenige, der das am besten weiß, ganz gründlich...

      Und nein, das mit dem Tee war nie mehr als ein Verdacht. Die Unterhose ist mehr als das. Zumal der FSB die Kleidung im Krankenhaus beschlagnahmt und trotz etlicher Aufforderungen nie wieder zurückgegeben hat. Warum wohl? Haben die womöglich was zu verbergen, was? So eine Unterhose kann doch sonst kein Staatsgeheimnis sein...

  • "Es hatte zuvor ranghohe Diplomaten aus Deutschland, Frankreich und Schweden einbestellt."

    Glauben die Russen auch wie die Querdenker, es gäbe hier einen gelenkten Staatsjournalismus?

    Hey MiniStalin: Nicht von dir auf andere schließen!

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    Putin verliert derzeit jedes Mass und jegliche Klarheit im Kopf die politische Situation und die Außenwirkung der Ereignisse angesichts der genauso peinlichen wie furchtbaren Realität eines Staates, der Nervengift einsetzt, einzuschätzen.

    Spätestens nach Skripal war klar das Putins Geheimdienst vertrottelte Subjekte nutzt für die Umsetzung seiner Verbrechen, die von kranken Hirnen erfunden und entwickelt wurden. Putin vermittelt den Eindruck des vollständigen Verlustes an Bodenhaftung und schwebt mental nun offensichtlich im Nirwana. Seine Erfüllungs-gehilfen toppen mittlerweile die bekannte Mischung zwischen Trotteligkeit und viehischer Brutalität. Das sind treffsichere Indizien das sich das Putinregime sicher nicht mehr auf dem aufsteigenden Ast befindet.