Nach Gewaltverzicht der Eta: Großdemo für unabhängiges Baskenland
Zehntausende forderten am Samstag in Bilbao eine "politische Lösung" für das Baskenland und die Amnestie der inhaftierten Eta- Mitglieder. Das Militär glaubt nicht an ein Ende des Eta-Terrors.
BILBAO/MADRID afp/dpa | Nach dem historischen Gewaltverzicht der baskischen Untergrundorganisation ETA haben am Samstag im nordspanischen Bilbao zehntausende Menschen eine "politische Lösung" für das Baskenland gefordert.
Zu der Demonstration hatten noch vor der Erklärung der ETA am Donnerstag ein Bündnis linker Parteien, nationalistischer Bewegungen und Gewerkschaften aufgerufen, die für eine Unabhängigkeit des Baskenlandes eintreten, aber die Gewalt der ETA ablehnen.
"Independencia!" riefen die Demonstranten, die hinter einer Banderole mit der Aufschrift "Das Baskenland verlangt eine politische Lösung" versammelt waren. Neben der Unabhängigkeit des Baskenlandes forderten die Teilnehmer auch eine Amnestie für die rund 700 inhaftierten mutmaßlichen ETA-Mitglieder. "Das einzige, was sich geändert hat, ist, dass es die ETA nicht mehr gibt. Der Konflikt des baskischen Volks geht weiter und wir hoffen, dass dies der Anfang einer Lösung des Konflikts ist", sagte eine 41-jährige Arbeiterin.
Die ETA hatte am Donnerstag in einem "historischen" Kommuniqué angekündigt, dass sie nach 43 Jahren ihre "bewaffnete Aktivität definitiv einstellen" werde. Die seit langem erwartete Ankündigung wurde von weiten Teilen der spanischen Gesellschaft mit Erleichterung aufgenommen.
Die von EU und USA als Terrororganisation eingestufte Gruppe, die seit 1968 gewaltsam für die Unabhängigkeit des Baskenlandes in Nordspanien und Südfrankreich kämpfte, wird für den Tod von 829 Menschen verantwortlich gemacht. Sie war zuletzt durch zahlreiche Verhaftungen geschwächt und stand unter Druck der baskischen Parteien, der Gewalt vor den Parlamentswahlen im November abzuschwören.
Die spanischen Militärs schenken dem von der ETA verkündeten "endgültigen" Gewaltverzicht allerdings keinen Glauben. "Das Wort eines Terroristen hat überhaupt keinen Wert", hieß es in einer Erklärung, die am Samstag in Madrid auf einer Konferenz des Verbandes Spanischer Militärs von einer "großen Mehrheit" der knapp 200 Teilnehmer angenommen wurde.
Nach Auffassung der Militärangehörigen kann von einem wirklichen Ende der Terrororganisation nur die Rede sein, wenn diese ihre Waffen niederlegt, all ihre Kommandos auflöst und das Leiden der Terroropfer anerkennt. Die Erklärung brachte in Erinnerung, dass die Militärs zu jenen Gruppen in Spanien gehören, die "von der kriminellen Bande am meisten gestraft" worden seien.
Der Verband Spanischer Militärs kritisierte die "stürmische Begeisterung", mit der das ETA-Kommuniqué von "einigen" begrüßt worden sei. Die Terrordrohung der Separatistenorganisation sei noch nicht vorbei. Das Vorgehen der Polizei und der Justiz gegen die Gruppe müsse deswegen fortgesetzt werden "bis die Bande und ihre Mitglieder für immer unter Kontrolle gebracht sind".
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