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Nach Festnahme im IranVolleyballfan im Hungerstreik

Sie wollte sich ein Volleyball-Spiel ansehen. Nun sitzt Ghontscheh Ghawami seit über 100 Tagen im Gefängnis – und verweigert die Nahrung.

Protest: Eine Unterstützerin in Polen fordert Freiheit für Ghontscheh Ghawami. Bild: dpa

„Meine Schwester erlebt zurzeit einen Albtraum“, sagte der Bruder von Ghontscheh Ghawami in einem Interview mit der BBC. Die 25-jährige Ghontscheh Ghawami, Iranerin und Britin, befindet sich seit mehr als hundert Tagen im Evin-Gefängnis in Teheran. Sie wurde am 20. Juli, als sie sich ein Volleyball-Länderspiel der Männer zwischen Iran und Italien anschauen wollte, festgenommen.

Am selben Tag gab es Proteste gegen das im Iran geltende Verbot für Frauen, Männerwettkämpfen beizuwohnen. Ghawamis Bruder sagte aber, seine Schwester habe lediglich das Spiel sehen wollen. Ghawami hatte im vergangenen Jahr ihr Jura-Studium in London abgeschlossen und war danach in den Iran zurückgekehrt.

In Teheran wurde sie gemeinsam mit anderen Frauen, die an dem Protest teilgenommen hatten, festgenommen, aber schon nach wenigen Stunden wieder freigelassen. Erst als sie eine Woche später ihre persönlichen Sachen abholen wollte, wurde sie ins Gefängnis gebracht.

Wochenlang wurde die Festnahme von offizieller Seite weder begründet noch bestätigt. Erst am 22. September erklärte der stellvertretende Justizchef Mohseni Ejehi, die Festnahme habe mit Sport nichts zu tun.

Druck auf Ghawamis Mutter

Der Anwalt von Ghawami, der seine Mandantin nicht besuchen durfte, aber nach Wochen Akteneinsicht bekam, sagte in einem Interview mit der Agentur Isna, Ghawami sei wegen Propaganda gegen die Islamische Republik angeklagt. Ihre Akte sei an das Revolutionsgericht weitergeleitet worden.

Nach Aussagen ihrer Mutter wurde Ghontscheh Ghawami mehrmals unter Druck gesetzt, um ein Geständnis abzulegen. Die Tochter habe sich geweigert, sagte die Mutter. Selbst dann, als man sie über längere Tage in eine Einzelzelle eingesperrt habe.

Aus Protest gegen ihre Haft trat Ghawami am 1. Oktober in einen Hungerstreik. Am 11. Oktober erhielten ihre Eltern zunächst Besuchserlaubnis. Doch bei der Staatsanwaltschaft wurde von ihnen verlangt, vor laufenden Kameras zu erklären, dass ihre Tochter sich nicht im Hungerstreik befindet. Als sie sich weigerten, wurden sie zurückgeschickt. Daraufhin erklärte die Tochter, sie werde ihren Streik fortsetzen und von nun an auch das Trinken verweigern.

Unter dem Motto „Bring my sister home“ läuft auf der Onlineplattform change.org eine Kampagne für Ghawami. Eine Petition für ihre Freilassung haben über 600.000 Menschen unterzeichnet.

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4 Kommentare

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  • Die Deutschen führen neue Zutrittsverbote für Männer ein. So gibt es immer mehr öffentlich geförderte Veranstaltungen, die von Männern nicht besucht werden dürfen. Der Iran macht dies in beiden Richtungen und schreibt eine weitgehende Geschlechtertrennung vor. Nur weil Deutschland dies einseitig nur zu Lasten der Männer macht, ist dies nicht besser als die Geschlechtertrennung im Iran die häufig - aber bei weitem nicht immer - zu Lasten der Frauen wirkt.

    Immerhin ist im Iran die Tendenz positiv - d.h. es werden eher weniger geschlechtsbezogene Zutrittsverbote während in Deutschland die Tendenz negativ ist. Es ist eine scheinheilige doppelte Moral, die iranischen Verhältnisse zu kritisieren aber gleichzeitig die zunehmenden reinen Frauenveranstaltungen in Deutschland gutzuheissen.

    Etwas anderes ist natürlich das Strafmass. Wenn ein Mann in Deutschland eine Frauenvorlesung besuchen möchte, riskiert er wohl maximal eine Geldstrafe. Die drakonischen Strafen im Iran sind menschenverachtend. Leider ist der Iran auch da nicht allein, sondern die USA nähern sich diesem Zustand massiv an.

    • @Velofisch:

      Beabsichtigen Sie doch nicht vielleicht im Iran zu leben, wenn Sie von dem dortigen System so begeistert sind?

  • Danke für diesen Artikel. Ich hoffe, die taz bleibt hier am Thema dran und hilft weiter, Öffentlichkeit für Ghontscheh Gawami und ähnlich gelagerte Fälle her zu stellen.

     

    Wünschenswert wäre es auch, der Stealthy-Freedom-Bewegung gelegentlich publizistischen Raum einzuräumen. Bei aller weltpolitischen Komplexität sollte der menschenverachtende, totalitäre Charakter des iranischen Regimes nicht vergessen werden.

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Die Deutschen schicken selbst gerne Leute in den Knast. Allzuviele Unterstützer wird sie hier wohl nicht finden.