piwik no script img

Nach Einführung der neuen UmweltzonenUmweltschützer ziehen positive Bilanz

Beim Start der acht neuen Fahrverbotszonen für Pkw hatten die Autofahrer fast alle eine Plakette. Nun müssen auch bislang ausgenommene Nutzfahrzeuge ran, fordern Umweltschützer.

Schrittweise werden die Umweltzonen scharf gestellt – bis ab 2010 nur noch umweltfreundliche Autos in den Innenstädten fahren dürfen. Bild: dpa

Die Umweltzonen in deutschen Städten werden angenommen. Diese positive Bilanz zieht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ein Jahr nach der Einführung von Fahrverboten für Pkw mit hohem Feinstaubausstoß - und einen Tag nach der Einführung der Umweltzonen Nummer 25 bis 32. Die Organisation hatte Feinstaubkontrollteams in alle Umweltzonen geschickt, um zu überprüfen, ob die Regeln eingehalten werden. Die meisten Autohalter hätten sich dabei positiv zur Umweltzone geäußert, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. 93,7 Prozent der Autohalter hätten bereits ein Fahrzeug mit korrekter Plakette vorzuweisen gehabt. Auch wenn die Zahlen nur als erste Tendenz zu verstehen seien, könne man "von einer Verringerung der Feinstaubbelastung ausgehen".

Während Hannover seine vor einem Jahr gestartete Umweltzone zum 1. Januar als erste deutsche Stadt für Fahrzeuge mit roter Plakette sperrte, können in die übrigen Zonen vorerst noch Pkw mit einer roten, gelben oder grünen Feinstaubplakette hineinfahren. Dies gilt auch für die acht neu hinzugekommenen Städte Augsburg, Bremen, Heilbronn, Herrenberg, Karlsruhe, Mühlacker, Pforzheim und Ulm. Die Farbe kennzeichnet die Sauberkeit des Fahrzeugs: Eine grüne Plakette bedeutet den geringsten Feinstaubausstoß.

Für 2009 rechnet die DUH nun mit einem Boom bei der Nachrüstung älterer Diesel-Pkw mit Filtern, die den Dieselrußausstoß verringern: "Die Umweltzonen werden ab 2010 scharf gestellt. Freie Fahrt haben dann nur Fahrzeuge mit grüner Plakette." In diesem Jahr würden deshalb die Preise für Gebrauchtfahrzeuge ohne diesen Aufkleber einbrechen.

Allerdings sieht er noch Nachbesserungsbedarf: So sind Nutzfahrzeuge der Polizei und der Feuerwehr bisher von der Plficht ausgenommen. Jeder zweite der 2008 gekauften Diesel-Lkw erfülle die Kriterien für die Plakettenvergabe nicht, sagte Resch. Das werde sich erst ändern, wenn auch für sie Plakettenpflicht gelte.

Peter Schwerdtmann von auto-reporter.net warf der Bundesregierung vor, sie habe die Umwelt nur vorgeschoben, um mit der Feinstaubplakette den Neuwagenverkauf anzukurbeln. Die DUH-Leute halten das jedoch für ein "Scheinargument". Bislang sei die Zahl der aus den Umweltzonen verbannten Fahrzeuge noch viel zu gering, um einen messbaren Effekt zu ergeben.

"Die wahren Betroffenen des Feinstaubproblems sind nicht die Autohalter, die sich mit Beschränkungen ihres Verschmutzungsprivilegs auseinandersetzen müssen", sagte Barbara Göppel, die die Kontrollteams für die DUH koordiniert hatte. "Es sind die Menschen, die mit hoher Feinstaubbelastung leben."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

3 Kommentare

 / 
  • M
    Mirko

    Hmm... Man will also den armen Leuten, die in Gebieten mit hoher Feinstaubbelastung leben, helfen. Und um dies zu erreichen verbannt man einen so geringen Teil der Fahrzeuge, dass es keinen messbaren Effekt gibt. Also betrifft die Plakette wohl doch nur diejenigen, die deshalb nicht mehr in die Umweltzonen fahren werden. Denn wer noch so 'ne alte Kiste fährt, wird sich wohl auch so schnell kein neues Auto leisten können, und Filter lohnen sich ohnehin nur bei neueren Wägen. Und der ÖPNV ist gerade im Großraum Stuttgart, der nahezu komplett aus Umweltzonen besteht, unverschämt teuer...

     

    Nichts gegen Umweltschutz - aber was hilft's, wenn ein paar alte Diesel-PKWs kilometerweite Bögen um die Belastungszonen machen und LKWs, Fabriken usw. weiter fröhlich vor sich hin rußen?

    Wobei LKWs ja oftmals auch nur noch zur Anlieferung in die "Umweltzonen" dürfen - und diese ansonsten ebenfalls zig Kilometer umfahren müssen (und der Wind weht den Feinstaub irgendwann doch wieder in den Stuttgarter Kessel... aber immerhin werden die ohnehin überlasteten Straßen in der Stadt ein wenig entlastet...)

  • K
    Karl

    Dem Streit um angebliche oder tatsächliche Wirksamkeit der angesetzten Maßnahme kann jede Kommune leicht durch ein qualifiziertes Luftmonitoring entschärfen. Gewonnene Partikelproben müssen natürlich auf die tatsächliche Zusammensetzung (Wirksamkeitsnachweis!) geprüft werden.

    Erweist sich das Ganze als zweckfrei, wie behauptet, kann es auch abgeschafft werden. Ist der Ansatz dagegen nachweislich wirksam sollte das auch allgemein eingeführt werden.

     

    Auf belastbare Resultate bin ich mal gespannt.

     

    Gruß Karl

  • LB
    Lars Behrens

    Ich bin auch der Meinung, dass dieses ganze Feinstaub-Getue nur ein Zuckerl für die Autoindustrie ist.

    Ich frag mich, was daran umweltfreundlich sein soll, wenn ich mein Auto wegschmeißen muss.

    Unsereins (5-köpfige Familie) kann sich nur alte Kisten leisten.