Nach Brandanschlag auf Berliner Kältebus: Solidarität mit der Obdachlosenhilfe
Ein Kältebus der Berliner Stadtmission wurde angezündet. Wer so etwas tut und warum – noch unklar. Zumindest eine gute Nachricht gibt es aber.
Nach der Brandstiftung an einem Kältebus erfährt die Berliner Stadtmission große Unterstützung: „Wir sind geschockt, dass jemand so etwas macht, aber auch sehr dankbar und total geflasht von der Solidarität, die wir im Nachgang erfahren haben“, sagte Heiko Linke von der Stadtmission am Montag zur taz. Man erhalte Geldspenden und es habe mehr Angebote an Ersatzfahrzeugen gegeben als nötig, so Linke. Ein von der Berliner Stadtmission geteiltes Video auf Instagram, das den Brandschaden dokumentiert und zu Spenden aufruft, wurde tausende Male geteilt.
Nicht nur im Winter brauchen obdach- und wohnungslose Menschen Hilfe. Die Caritas bietet in ihrer Ambulanz seit 1992 kostenlose medizinische, pflegerische und sozialarbeiterische Untersützung für Menschen ohne Wohnung, Krankenversicherung oder Papiere.
Nachdem die Caritas-Ambulanz im Jahr 2023 wegen Renovierungsarbeiten zur Turmstraße umziehen musste, findet am 7. Januar die Wiedereröffnung am Bahnhof Zoo statt. Es handle sich dabei um „das älteste medizinische Versorgungsprojekt für Wohnungslose in Berlin“, teilt die Caritas mit. (taz)
In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag zündete ein Unbekannter das Fahrzeug an, es stand in Moabit unweit der Zentrale der Stadtmission. Das Fahrzeug erlitt beim Brand einen Totalschaden, auch ein daneben stehender Kältebus wurde beschädigt. Beide Fahrzeuge konnten jedoch umgehend durch Spenden ersetzt werden: „Wir haben vom Träger Gebewo schnell einen Ersatzbus bekommen, auch eine Privatperson stellt uns einen zur Verfügung“, erklärte Linke. Man könne also wie gewohnt mit insgesamt drei Fahrzeugen weiterarbeiten, „wir können die Schichten wie geplant fahren und unser Angebot aufrechterhalten“.
Laut Polizei beobachtete ein Zeuge um 3 Uhr in der Nacht auf Sonntag eine unbekannte Person, die sich bei dem Bus in der Seydlitzstraße aufhielt, bevor dieser in Flammen aufging und die Feuerwehr alarmiert wurde. Ob es sich um ein obdachlosenfeindliches Motiv handelt, ist bisher unklar. Ein Sprecher der Polizei sagte am Montag, man habe bisher keine Anhaltspunkte für eine politisch motivierte Tat. Auch zur Identität des mutmaßlichen Brandstifters gebe es bisher keine neuen Erkenntnisse.
Heiko Linke, Berliner Stadtmission
Eine Einschränkung in der Arbeit der Kältebusse hätte für viele Obdachlose im schlimmsten Fall lebensbedrohlich enden können: Jeden Winter fahren die Mitarbeitenden nachts durch Berlin, um mit obdachlosen Menschen zuerst Kontakt aufzunehmen, ihnen Verpflegung wie Tee, Suppe oder Schlafsäcke anzubieten und bei Bedarf in Notunterkünfte zu fahren, um sie vor dem Kältetod zu bewahren. Etwa 60 Personen sind zu diesem Zweck ehrenamtlich im Einsatz.
„Gerade in diesen eisigen, kalten Nächten ist die Arbeit der Stadtmission wahnsinnig wichtig“, sagt Elif Eralp, Bürgermeisterkandidatin der Linken, in einem Instagrambeitrag vom Montagmorgen in Reaktion auf den Brand. Es sei ein „Skandal, dass in einem so reichen Land überhaupt Menschen obdachlos sind“.
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