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Nach Attentat in Wien„Gemeinsam gegen diesen Hass“

Politiker*innen aus Europa und der arabischen Welt verurteilen den Terroranschlag. Kontrollen an der Grenze zu Deutschland werden verstärkt.

Alle Synagogen in Wien bleiben nach dem Attentat am Dienstag geschlossen Foto: Lisi Niesner/reuters

Berlin/Wien taz/afp | Nach dem dschihadistischen Anschlag in Wien, bei dem mindestens fünf Menschen starben, herrscht in Österreich Ausnahmezustand. Die EU verurteilte den „feigen“ Angriff am Dienstag. Ratspräsident Charles Michel erklärte im Onlinedienst Twitter, die Tat habe sich gegen „das Leben und unsere menschlichen Werte“ gerichtet.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen twitterte, Europa stehe „in voller Solidarität an Österreichs Seite“. Außenminister Heiko Maas fordert einen internationalen Kampf gegen islamistischen Extremismus. „Wir müssen uns gemeinsam diesem Hass entgegenstellen“, sagt Maas in Berlin.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach Österreich ihr Mitgefühl aus und betonte, „der Kampf gegen den islamistischen Terror ist unser gemeinsamer Kampf“. „Wir dürfen nicht dem Hass weichen, der unsere Gesellschaften spalten soll“, erklärte das Auswärtige Amt.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hat den österreichischen Behörden Unterstützung aus Deutschland zugesagt. „Unsere Ermittlungsbehörden arbeiten sehr eng zusammen“, erklärte Lambrecht am Dienstag in Berlin. Die Bundespolizei ließ verlauten, an der deutsch-österreichischen Grenze werde mit erhöhter Wachsamkeit kontrolliert.

Arabische Welt zeigt sich solidarisch

„Wenn sich die ersten Ermittlungen bestätigen, sehen wir erneut: Der islamistische Terror ist eine akute, sehr ernste Gefahr in Europa“, erklärte die Justizministerin. „Dem Hass und der Gewalt müssen wir mit aller Kraft entgegentreten. Unsere Lebensweise und den Zusammenhalt unserer europäischen Gesellschaften verteidigen wir gemeinsam.“

Auch mehrere Länder der arabischen Welt haben sich solidarisch mit Österreich gezeigt. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Jordanien sicherten Österreich am Dienstag ihre Unterstützung zu. Auch die einflussreiche Al-Azhar-Lehranstalt in Kairo, die höchste Instanz für sunnitische Muslime in Ägypten, stellte sich auf die Seite Österreichs. Die Menschen müssten sich „vereinen, um Frieden in der Welt zu verbreiten und Gewalt und Hass“ zu bekämpfen, forderte Al-Azhar.

Saudi-Arabien erklärte seine Unterstützung für Schritte Österreichs, „Extremismus und Terrorakte und Gewalt in all ihren Formen“ zu verhindern. Die VAE erklärten, „jegliche Formen von Gewalt und Terrorismus dauerhaft“ abzulehnen. Diese würden gegen „religiöse und humanitäre Werte und Prinzipien“ verstoßen. Die Regierung Jordaniens sprach von einem „Terrorverbrechen“ und erklärte, auf der Seite Österreichs zu stehen beim Kampf gegen „blinden Terror und Gewalt“.

Jüdische Einrichtungen bleiben geschlossen

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat mit großer Bestürzung auf den Anschlag reagiert. „Nach den jüngsten Attentaten in Frankreich haben jetzt in Wien erneut Islamisten einen Angriff auf unsere freiheitlichen Demokratien und unsere Werte verübt, dem unschuldige Menschen zum Opfer fielen“, erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster am Dienstag.

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, erklärte im Onlinedienst Twitter, es sei noch unklar, ob die Synagoge Ziel des Anschlags gewesen sei. Unabhängig davon stehe aber fest, „dass Islamisten religiöse Toleranz und unsere pluralen Gesellschaften verachten“, so Schuster. In Wien bleiben am Dienstag alle Synagogen, jüdische Schulen sowie die Institutionen der IKG, koschere Restaurants und Supermärkte zunächst geschlossen.

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1 Kommentar

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  • "Auch mehrere Länder der arabischen Welt haben sich solidarisch mit Österreich gezeigt”

    Ein erster Schritt dieser Unterstützung wäre es, wenn diese Staaten ihre Blasphemiegesetzgebung modernisierten.

    In zwölf muslimischen Staaten ist Blasphemie ein Kapitalverbrechen.

    'There are currently twelve Muslim states (see below) in which atheism, apostasy and/or blasphemy against Islam are capital offences. In twenty other states, including Turkey and Egypt, these offences carry mandatory prison sentences. Six of the seven most populous Muslim-majority states inflict harsh penalties for criticising Islam; the seventh—Bangladesh—has witnessed a spike in violence against dissidents that has prompted the exodus of many atheists and secularists. The two undisputed leaders of the Sunni and Shia branches of Islam—Saudi Arabia and Iran—have the largest numbers of annual state executions, the vast majority of which are for “crimes against Islam,” including blasphemy.'



    areomagazine.com/2...inst-islamophobia/

    Ein Report der "International Humanist and Ethical Union" sagt:

    "There Are 13 Countries Where Atheism Is Punishable by Death.”



    “Atheists living in 13 countries risk being condemned to death, just for their beliefs (or non-belief) according to a new, comprehensive report from the International Humanist and Ethical Union out on Tuesday. All 13 countries identified by the study are Muslim majority.”

    "The countries that impose these penalties are Afghanistan, Iran, Malaysia, Maldives, Mauritania, Nigeria, Pakistan, Qatar, Saudi Arabia, Somalia, Sudan, United Arab Emirates and Yemen. With the exception of Pakistan, those countries all allow for capital punishment against apostasy, i.e., the renunciation of a particular religion."

    www.theatlantic.co...able-death/355961/