Nach Anschlag auf Ex-Doppelagent Skripal: Britin stirbt nach Gift-Kontakt
Eine Britin stirbt, nachdem sie mit dem Nervengift Nowitschok in Berührung gekommen ist. Die Ermittler prüfen nun eine Verbindung zum Fall Skripal.
Salisbury dpa | Nach dem Tod einer mit dem Kampfstoff Nowitschok in Berührung gekommenen Britin wächst der Druck auf die Ermittler im Fall Skripal. Sie müssen nun herausfinden, ob es zwischen den beiden Fällen Verbindungen gibt. Denn der russische Ex-Doppelagent Sergej Skripal (67) und seine Tochter Julia (33) waren als Opfer eines Anschlags ebenfalls mit dem Nervengift in Kontakt gekommen. London hatte Moskau dafür verantwortlich gemacht. Russland stritt das vehement ab. Der Tod der Frau könnte das Verhältnis der beiden Staaten weiter zerrütten.
Die am Sonntagabend gestorbene 44-jährige Britin und ihr 45-jähriger Lebensgefährte waren Ende Juni mit Vergiftungserscheinungen ins Salisbury District Hospital eingeliefert worden. Der Polizei zufolge haben die beiden einen kontaminierten Gegenstand angefasst. Um was es sich dabei gehandelt hat, war aber zunächst unklar. Die beiden lebten nur rund 13 Kilometer von Salisbury entfernt. Dort wurden im März Sergej Skripal und seine Tochter Julia Opfer eines Anschlags mit Nowitschok.
Die Frau hinterlässt drei Kinder. Der Mann ist weiter in einem kritischen Zustand, wie ein Polizeisprecher sagte. Die britische Premierministerin Theresa May zeigte sich betroffen. „Ich bin entsetzt und geschockt“, sagte sie einer Mitteilung zufolge.
Die Ermittler gehen davon aus, dass das Paar aus Amesbury versehentlich mit dem tödlichen Nervengift in Berührung gekommen war. Die beiden könnte demnach etwa ein Fläschchen oder eine Injektionsspritze mit Resten des Gifts gefunden haben, das beim Attentat auf die Skripals verwendet wurde. Britische Medien berichteten, dass beide Drogenkonsumenten gewesen seien.
Der Kreml streitet die Vorwürfe ab
Die Polizei sperrte sechs Areale in Amesbury und im 13 Kilometer entfernten Salisbury ab, in denen sich das Paar kurz vor den ersten Symptomen aufhielt. Dazu zählen eine Apotheke, eine Kirche und das Wohnhaus des 45-Jährigen. Das Hostel, in dem seine Freundin lebte, wurde evakuiert.
Sergej Skripal und seine Tochter Julia waren vor vier Monaten bewusstlos auf einer Parkbank im benachbarten Salisbury entdeckt worden. Sie entkamen nur knapp dem Tod und leben inzwischen an einem geheimen Ort. Sie wurden ebenfalls im Salisbury District Hospital behandelt.
London bezichtigte Moskau, Drahtzieher des Anschlags gewesen zu sein. Nowitschok wurde in der früheren Sowjetunion entwickelt, später wurde damit aber auch in anderen Ländern experimentiert. Der Kreml streitet die Vorwürfe vehement ab. Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus. Mehr als zwei Dutzend Länder wiesen russische Diplomaten aus. Russland reagierte ebenfalls mit Ausweisungen.
Leser*innenkommentare
Pfanni
„Die beiden könnte demnach etwa ein Fläschchen oder eine Injektionsspritze mit Resten des Gifts gefunden haben, das beim Attentat auf die Skripals verwendet wurde“
Da ist Putins deutschsprachiges Propagandaorgan „SputnikNews“ doch schon viel weiter:
„Ein Freund der zwei betroffenen Personen bei dem jüngsten Vorfall im britischen Amesbury hat gegenüber Sputnik neue Details enthüllt“ titelt SputnikNews und vermerkt, was dieser „enthüllt“ hat: „Sie wurden genau mit einem Nervenstoff vergiftet. Ich denke, dass die Infektionsquelle das war, was Dawn auf der Straße aufgehoben hat – entweder ein Zigarettenstummel oder ein Container“.
Nicht erwähnt wird, warum sich dieser „Freund“ ausgerechnet an die russische SputnikNews und nicht an die britischen Behörden gewendet hat. Ungewöhnlich ist, dass jemand einen Zigarettenstummel von der Straße aufhebt – oder was hat es mit dem „Container“ auf sich? Und nicht thematisiert wird die Frage, wie es wohl dem „Vorbesitzer“ des Zigarettenstummels / Containers gesundheitlich gehen mag. Denn dessen Tod müsste doch längst eingetreten sein?!
Das war wohl wieder mal eine typische Nebelkerze der russischen Propaganda!
warum_denkt_keiner_nach?
@Pfanni Nebelkerzen werden von alles Seiten gezündet. Oder wie wahrscheinlich ist es, dass russische Agenten Giftfläschchen oder Spritzen in der Landschaft liegen lassen?
Überhaupt ist Nowischok ein Wundergift, dass die Naturgesetze arg strapaziert...
Gostav
@Pfanni So ungewöhnlich ist dass doch gar nicht, dass jemand einen Zigarettenstummel aufhebt.
Viele arme Leute pflegen Ihre Nikotinsucht mit Fundtabak aus nicht komplett aufgerauchten Stummeln.
99710 (Profil gelöscht)
Gast
@Pfanni Jetzt haben Sie es den verruchten Russen aber gegeben.