NSU-Ausschuss in BaWü: „Etwas für Deutschland tun“

Vor dem Stuttgarter NSU-Untersuchungsausschuss sagten Freunde des verbrannten Zeugen Florian H. aus. Anhaltspunkte für Mord soll es nicht geben.

Der Zeuge Matthias K Bild: dpa

STUTTGART taz | Es war wohl Suizid. Mit wenig neuen Erketnnissen schließt der Untersuchungsausschuss des Stuttgarter Landtags seine Ermittlungen zum Todesfall von Florian H. ab. Dabei wird deutlich wie gründlich Ermittlungen sein können.

Wusste Florian H., der im Herbst 2013 in seinem brennenden Auto ums Leben gekommen ist, früher von der Existenz des NSU? Kannte er die Namen die Täter des Polizistenmords auf der Heilbronner Theresienwiese, der mutmaßlich auf das Konto des NSU ging? Um Licht in diese Fragen zu bringen, hörte der Stuttgarter Untersuchungsausschuss gestern zwei Freunde von Florian H., die zu einer rechten Gruppe in Heilbronn gehört haben.

Vor allem Mathias K. hatte wie H. wohl eine Zeit lang engere Verbindungen in die rechte Szene Baden-Württembergs. Bei einem bekannten Neo-Nazi in Ilsfeld hatte er sich als 16jähriger ein Hakenkreuz tätowieren lassen. Im Jahr 2011 habe er Florian H. für eine Gruppe namens Neoschutzstaffel (NSS) geworben, berichtet der junge Mann. Er selbst war einige Monate zuvor bei einer Demonstration in Dresden von einem ihm unbekannten Mann in Springerstiefeln in diese ominöse Gruppe, „einen Verein der etwas für Deutschland tun wollte“, aufgenommen worden.

K. hatte damals eine Erklärung unterschrieben, jedoch nie mehr etwas davon gehört. Für Florian H. habe er dann selbst einen Aufnahmeantrag entworfen. Nach seiner Aussage kannte er keine weiteren Mitglieder des NSS. Dass H. ihm gesagt habe, er kenne die Mörder von Heilbronn, daran will sich Mathias K. anders als in seiner Vernehmung der Polizei nicht mehr erinnern.

Ein Kronzeuge im Polizistenmord

Um die Umstände des Todes von Florian H. weiter zu klären, untersucht das Bundeskriminalamt derzeit noch die Handys, die von den Eltern in dem ausgebrannten Auto sichergestellt werden. Dabei soll geklärt werden, ob sie möglicherweise als Zünder hätten dienen können. Dass Florian H. womöglich ein Kronzeuge im Polizistenmord gewesen sein könnte, dafür konnten auch die Zeugen dieses Tages keine Anhaltspunkte liefern. Der Obmann des Ausschusses, Wolfgang Drexler (SPD), sagte, der Ausschuss habe auch keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass der Tod Florian H. kein Selbstmord gewesen sei.

Auch das Opfer eines weiteren Autobrands scheint nach den Erkenntnissen des Ausschusses keine Verbindungen zum Mord von Heilbronn zu haben. Artur C. verbrannte im Januar 2009, als sein Auto auf einem Waldparklatz in Flammen aufging. Die Parallelen zum Tod von Florian H. hatten Anlass zu Spekulationen gegeben. Zudem wurde C. Aufgrund einer gewissen Ähnlichkeit mit einem Phantombild, das nach Angaben einer Zeugin angefertigt wurde, mit dem Attentat auf die Polizeibeamten in Heilbronn in Verbindung gebracht.

Anders als im Fall H., wo schlampige Ermittlungen der Kriminalpolizei Stuttgart inzwischen zu drei Disziplinarverfahren geführt haben, wurde im Fall von Artur C. umfangreich ermittelt. Die Kriminalpolizei hatte das Fahrzeug sechs Wochen lang brandtechnisch untersucht, über 200 Zeugen befragt, und sogar einen Brandtest mit einem Vergleichsfahrzeug unternommen. Die Ermittler gehen auch bei Artur C. von einem Suizid aus. Auch ergaben die Ermittlungen keine Bezüge zum Heilbronner Mord.

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