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NPD-Abgeordneter trainiert Sportjugend"Nicht bloß ein netter Kerl"

Lutz Battke, Schornsteinfeger und NPD-Abgeordneter, trainierte bis August die Jugend des BSC 99 Laucha. Dann musste er gehen – jetzt steht er wieder auf dem Platz. Ein Skandal.

Der NPD-Abgeordnete Lutz Battke (mit Brille und Bärtchen) demonstriert für sich selbst: Er möchte Jugend-Trainer bleiben. Bild: dpa

Jetzt steht der Herr mit dem kleinen dunklen Schnauzer wieder auf dem Platz. Der NPD-Abgeordnete Lutz Battke soll beim BSC 99 Laucha erneut die Nachwuchs-Elf trainieren. Passanten hatten sein Training mit den Kleinen auf dem Sportgelände des sachsen-anhaltinischen Vereins beobachtet. Auch der NPD-Landesverband verkündet auf seiner Website: "Battke trainiert". "Ein Skandal", sagte Innenminister Holger Hövelmann (SPD) der taz.

Eigentlich hatte der Verein Battke Anfang August von seiner ehrenamtlichen Trainertätigkeit entbunden. Hövelmann hatte die Entscheidung damals als "überfällig" bezeichnet. Der Grund: Das NPD-Stadt- und Kreistags-Mitglied war erst durch den sehr nachhaltigen Druck des "Deutschen Olympischen Sportbundes" und des "Landessportbundes Sachsen-Anhalt" (LSB) abgesetzt worden.

Der Verein "Miteinander e.V." versucht seit drei Jahren, den BSC Laucha auf die Gefahr eines bekennenden Rechtsextremen als Nachwuchstrainer hinzuweisen. Das Problem sei hier nicht so sehr die offene Propaganda sondern vielmehr die schleichende Akzeptanzgewinnung. "Im Verein wird zwischen Politik und Sport getrennt", sagt David Begrich von "Miteinander e.V", ganz so als wenn beim Sport keine Werte vermittelt würden. Aber Battke sei "eben nicht bloß ein netter Kerl mit leicht schrägen Ansichten", sagt er.

In Laucha aber wird Battke von vielen als zuvorkommender Bezirksschornsteinfeger gesehen, als einer, der sich engagiere und kümmere. Bei der Kommunalwahl erreichte die NPD in Laucha mit 13,5 Prozent ihr bestes Ergebnis. Begrich befürchtet, dass der Druck auf den Verein zu Solidarisierungseffekten geführt haben könnte. Die NPD startete nach der Absetzung eine Solidaritätskampagne: "Unser Trainer heißt Battke".

Bereits Anfang September hatte Wege bestätigt, dass Battke als Schiedsrichter ein Übungsspiel der Laucher F-Jugend gegen eine Mannschaft von Naumburg 05 gepfiffen hatte. "Wer politisch als Rechtsextremer unterwegs ist, kann Kindern und Jugendlichen keine sportliche Fairness beibringen", sagt Hövelmann: "Der Verein stellt sich im Rahmen des Landessportbundes damit ins Abseits".

Weit ins Abseits: Denn der LSB hat auf dem 6. Ordentlichen Landessporttag am 25. September mit großer Mehrheit eine Satzungsänderung beschlossen, nach der jetzt Sanktionen gegen Sportvereine möglich sind, die eine "Unterlaufung durch rechtsextreme Kräfte dulden".

Der LSB prüft nun den Sachverhalt. "Wenn sich das bestätigt, wird der Landessportbund gemäß der Neuregelung entsprechende Schritte einleiten", sagt LSB-Pressesprecher Frank Löper der taz. Der Ausschluss aus dem LSB könnte eine Folge sein. "Der Verein und die Eltern sind gefordert" sagt Begrich. Er weiß, dass Battkes Ausscheiden keinen Ausfall des Trainings zur Folge hätte. Der Verein war in den vergangenen Tagen nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

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22 Kommentare

 / 
  • WR
    Weiße Rose

    Natürlich gehört jeder klar identifizierte Nazi sofort aus allen öffentlichen Ämtern entfernt! Erst recht haben diese Verbrecher überhaupt nichts in der Jugendarbeit verloren und gehören auf allen Ebenen bekämpft!

    Für Nazis gibt es nur Platz in Gefängnissen und Psychiatrien. Mir fehlt jedes Verständnis, warum diese barbarischen Totschläger und Kinderschänder frei herum laufen dürfen, um ihre mörderische Saat einmal mehr zu verteilen!?

  • H
    harzfrei

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    Die Vorkommensweise von diesen Hövelmann, ist höchst Stasi verdächtig und alles was sich um Herren Battke läuft kann man sich in dieser Demokratie garnicht mehr vorstellen, da muß man einfach nur mit dem Kopf schütteln. Erst war die Schorsteinfegeerlaubnis dran, wo man nicht durchgekommen ist und jetzt versucht man den Herren Battke aus den Verein zu jagen, dass ist einfach unglaublich. Da sind jetzt 20 Jahre deutsche Einheit und es gibt immer noch Stasi- Struckturen, es ist einfach ungeheuerlich wie gegen einen anderstdenkenden vorgegangen wird!Zumal es überhaupt garkein interessiert welche Gesinnung dieser Mann in seiner Freizeit nach geht! Man müßte den Hövelmann wegen Nötigung und übler Nachrede verklagen!

    Die besten Grüße aus dem Harz!

  • M
    marilu

    Der @Kai schreibt immer dasselbe, wenn es darum geht, Nazis zu verteidigen. Wird auch immer brav gepostet, obwohl der Kai immer "Zensur" schreit.

     

    Wenn die Leute in diesen abgelegenen Gegenden diese blöden Hitlerbärte wachsen lassen und dann meinen, dadurch würde ihr Leben besser, dann ist das auch "traurig traurig". Da macht dann bald der Fussball auch keinen Spass mehr, aber was anderes gibt es ja nicht.

  • A
    august13

    Ich frage mich allerdings, wo hier der Skandal liegt: Darin, dass ein Rechtsextremer Jugendtrainer sein darf oder nicht eher darin, dass einem Menschen wegen seiner politischen Gesinnung möglichst sämtliche Mitwirkungsrechte abgesprochen werden sollen.

     

    Natürlich werden in einem Sportverein Werte vermittelt - politische Werte sind es aber äußerst begrenzt. Wo will man da die Grenze setzen? Ich kenne auch Jugendtrainer, die sich homophob äußern, die körperliche Gewalt bis hin zu "hängt sie alle auf" gegen Rechtsextremisten fordern - die vermitteln ebenso Werte. Aber ich würde nie so weit gehen, sie alle ausschließen zu wollen von ihren Ämtern.

     

    Wer politische Meinungen auf anderer als der politischen Ebene bekämpft und einem Menschen aufgrund seines politischen Engagements das Recht abspricht, mit anderen Menschen (Kindern) schon im sportlichen Bereich zusammenzuarbeiten, mißachtet das Recht auf freie Meinungsäußerung und damit grunddemokratische Werte. Das ist nicht akzeptabel. An dieser Stelle fangen extremistische Tendenzen an, die man bei der NPD völlig zu Recht ablehnt.

  • RS
    Richard Steiner

    einfach-er kai - beide!!!

     

    unser hollandisher wilders ist kein demokrat sondern einer der uebelste populiste. er bedrot die demokrati.

    euer luz battke ist genau so undemokratisch und fodert minderheitenrechte wie fruher der adlof. aber anderen minderheiten gegenueber streitet dieser sie ab. wie seine ganze neonnauzis. als trainer untragbar, nicht einmal bij uns in nederland als jugendverdirber.

  • T
    Thor

    Sowas kennen wir doch schon aus der DDR.Meinungsfreiheit und Toleranz gelten halt nur System-Anhänger.

  • VB
    vorlaut boy

    Moooment mal,

    ich mag zwar die NPD nicht,

    aber noch ist sie nicht verboten,

    und der Trainer ist ja wohl auf demokratische Weise zu seinem Kreistagsmandat gekommen.

     

    Was würdet ihr schreiben, wenn beispielsweise ein DKP-Mitglied unter Verweis auf seine Parteizugehörigkeit seines Postens enthoben würde?

     

    Ideologische Scheuklappen ablegen und sachlich bleiben!

  • M
    Manuel

    Man sollte nicht unerwähnt lassen, dass Battkes Einflussnahme auf seine Jugendspieler und generell die Jugendlichen im Klub schon Früchte getragen hat:

     

    http://www.zeit.de/2010/24/DOS-Antisemitismus-Laucha

  • M
    michelson

    @Kai, immer die gleiche Leier, die NPD ist keine demokratische Partei, und das behaupte ich einfach mal so ungestraft, genau wie Sie hier auf "feindlichem" Terrain Ihr doitsches Statement abgeben DÜRFEN. Die TAZ lässt so etwas cool zu, bei Ihren Parteibrüdern wäre das sicherlich nicht möglich. Noch einmal zum eigentlichen Thema. Eltern, die ihre Kinder in so einen Verein schicken, haben den Schuss so wieso nicht gehört.

  • S
    Schorsch

    Finde es auch problematisch jemandem zu verbieten eine Fußballmannschaft zu trainieren weil er einer bestimmten Partei angehört. Auch wenn die NPD menschenverachtende Ansichten vertritt ist sie dennoch eine legale Partei.

    Denke hier sollten die Eltern der Kinder reagieren und ihre Kinder nicht von einem NPD-Parteimitglied trainieren lassen.

  • A
    atypixx

    Wenn sich NPDler gewalttätig aufführen, schreibt die taz darüber und wenn sie friedlich einen Dorfklub trainieren, schreibt die taz erst recht darüber. Das ist dann sogar besonders gefährlich. Liebe taz, ihr seid echt npd-fixiert. Bzw. einige von euch, gell Herr Speit :-)

  • H
    HM61965

    Wenn der besagte NPD-Funktionär als Grundschullehrer tätig wäre und die Schüler jeden Morgen das Horst-Wessel-Lied anstimmen müssten, könnte ich den Rauswurf ja verstehen. - Aber einen Fußballer aus dem Verein auszuschließen, nur weil er sich nicht damit abfinden will, dass in 40 Jahren 60% Migranten und 40% Deutsche in unserem Land leben, ist wirklich überzogen.

  • S
    schankee

    @einfach

    der Name passt ja sehr zu Ihrem Weltbild...

    Danke dass Sie mich darüber aufklären wie unser Universum funktioniert, ich selbst habe mich bisher nicht getraut mir anzumaßen das Universum verstanden zu haben

     

    ...einfach unglaublich..

  • D
    Daniel

    "Je linger es wird, umso rechter wird's"

     

    Das ist ein Paradoxon :D

     

    Hat Lothar Matthäus das zufällig mal gesagt? :D

     

    Der User "Einfach" macht seinem Name keine Ehre, oder doch? :DDD

  • LJ
    Lutz Jahoda

    Ist der Herr ein vorbestrafter Verbrecher oder Volksverhetzer? Gar ein Gewalttäter? Sittenstrolch? Dieb? Ist er etwa Mitglied einer nicht verbotenen Partei?

     

     

    Ich bin wahrlich kein Freund der NPD, aber ich finde die Berichterstattung und Meinungsmache schon seltsam.

     

    Das gelinkte Bild sagt natürlich einiges über den Verein. Gesunde Leute mit Menschenverstand melden Ihre Kinder ab.

  • J
    Jemand

    @Manuel

     

    das Photoshop-Bildchen ist genauso lächerlich wie dein restlicher Kommentar

  • C
    Christian

    @Manuel: entscheiden Sie jetzt, welche Partei demokratisch ist und welche nicht? Auch wenn die NPD fragwürdig ist, ist sie dennoch demokratisch legitimiert. Solange dem Mann nichts außer eine NPD-Zugehörigkeit vorgeworfen werden kann, sollte er nicht aus dem Verein oder aus sonstigen Institutionen entfernt werden.

    Leute anhand der Parteizugehörigkeit zu diffamieren klingt für mich stark nach undemokratischen Zuständen.

  • A
    Annonymus

    Zur Demokratie und zum Rechtsstaat gehört auch, dass man halt seine Meinung vertreten darf, oder einer Partei angehört, die nicht verboten ist.

    Wer dieses negiert, der ist der Feind der Demokratie.

    Wer die Meinung des anderen unterdrückt ist der Feind des Rechtsstaates.

    Genau das Gleiche geschieht in Stuttgart bei den S21 Protesten.

  • F
    Freiheit ???

    Was ist denn daran ein Skandal ???

     

    Ich möchte mal wissen was los wäre wenn ein Linkspartei-Mitglied irgendwo entlassen wird aufgrund seiner linksextremen Einstellung. Da würde die TAZ mitsamt der linken Presse richtig einen kommen lassen.

     

    Lese gerade das Buch "Unter Linken". Dieser Artikel bestätigt alles was dort geschrieben wird zu 100%.

  • M
    Manuel

    Nicht, dass es mich sonderlich interessieren würde, ob ein Undemokrat und Rassist irgendwo einen kleinen Dorfverein trainiert, aber nun ja, dass dieser Klub, den der Herr schließlich mitgegründet hat, sowieso politisch nicht neutral ist, zeigt wohl folgendes Bild:

     

    http://www.sputnik.de/sixcms_upload/media_fast/43/bb_laucha.jpg

     

    @ Kai: Sry, aber bei ihrem Kommentar, die NPD sei eine demokratische Partei, konnte ich lediglich schmunzeln...

    Schönes Wochenende

  • K
    Kai

    Man sieht immer mehr das Deutschland keine Demokratie mehr ist. Da wird ein Abgeordneter einer demokratischen Partei fertig gemacht weil er einer politischen Minderheit angehört. Traurig traurig.

  • E
    Einfach

    Das Problem ist doch ganz einfach.

     

    Früher haben die Linksgesinnten solche Dinge gemacht. Im Laufe der Zeit und mit Ausbreiten der linken Ideologie kamen dann auch die Spitzenjobs.

    Wer will da noch die Jugend trainieren?

     

    Da haben die Rechten dann mal eben übernommen.

     

    Aber entspannt euch: Die Natur strebt immer nach ihrem Gleichgewicht.

     

    Je linker es wird, umso rechter wird´s.

     

    So ist das eben in unserem Universum.