Mutmaßlicher rechter Bombenbauer: Umherfliegende Stahlkugeln
Ein Sprengsatz des mutmaßlichen Bombenbauers aus Baden-Württemberg hätte viele Menschen töten können, sagt die Polizei. Die Splitterwirkung "wäre verheerend".
Ein fertiger Sprengsatz des rechtsextremen mutmaßlichen Bombenbauers aus Baden-Württemberg hätte offenbar viele Menschen töten können. "Die Sprengkraft der Konstruktion kann mit der einer Handgrante verglichen werden", sagte Joachim Langanky, Sprecher der Polizei im südbadischen Lörrach am Wochenende der taz. "Die Bombe hätte zu Toten und Schwerverletzten führen können. Die Splitterwirkung wäre verheerend gewesen."
Der Polizeisprecher erklärt auch warum: "Es wurde ein starkes Klebeband, so genanntes Gafferband, mit kleinen Stahlkugeln daran gefunden. Um eine Rohrbombe herumgewickelt, macht das den Sprengsatz bei einer Detonation für so genannte weiche Ziele wie Menschen äußerst gefährlich. Der Grund dafür ist, dass die Kugeln mit einer sehr großen Geschwindigkeit in alle Richtungen schießen."
In der anonymen Anzeige gegen den mutmaßlichen Bombenbauer Thomas B. aus Weil am Rhein werden Chemikalien aufgezählt, die der 22jährige Stützpunktleiter der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten über das Internet eingekauft hat. Insgesamt addiert sich das Gewicht der in der Mail aufgeführten Substanzen auf mehr als 22 Kilogramm. Dazu fand die Polizei bei einer Durchsuchung am Mittwoch in B.s Haus Zündschnüre, elektrische Bauteile für Fernzünder und Komponenten zum Herstellen von Rohrbomben, sowie Fachliteratur zum Thema Sprengstoff. "Aus dem Material hätte man eine 5 Kilogramm schwere Bombe bauen können", sagte der für die Ermittlungen zuständige Lörracher Oberstaatsanwalt Otto Bürgelin. Polizeisprecher Langanky bestätigt diese Einschätzung und sagt, es hätten auch acht Kilogramm werden können. Laut Polizei hatte Thomas B. bereits angefangen die Zutaten zu mischen.
Weil so konkrete Pläne Rechtsextremer zum Bombenbau selten öffentlich werden, sind auch die Geheimdienste besorgt: "Wenn sich das bestätigt, fällt es eindeutig aus dem Rahmen", heißt es in Verfassungsschutzkreisen. Ein großer Sprengstoffanschlag war von Rechtsextremen zuletzt 2003 geplant worden. Damals wollte eine Gruppe um den Neonazi Martin Wiese den Bau einer jüdischen Synagoge in München verhindern. Die Polizei nahm die Täter vorher aber fest und fand bei ihnen unter anderem 1,7 Kilogramm des Sprengstoffs TNT.
Unklar ist derzeit unter anderem noch, ob der mutmaßliche Bombenbauer B. schon einmal versucht hat, die Vernichtungskraft seines Werks zu testen. Ende Juli fand ein Bauer bei Ettenheim, etwa 90 Kilometer von Weil am Rhein entfernt, beim Mähen einer Wiese eine Rohrbombe mit einem halben Kilo selbstgebasteltem Sprengstoff und abgebrannter Lunte. "Wir vergleichen die Bomben natürlich", sagt Polizeisprecher Langanky. Die Prüfung sei aber noch nicht abgeschlossen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sturz des Assad-Regimes
Freut euch über Syrien!
Krieg in Nahost
Israels Dilemma nach Assads Sturz
Grünes Wahlprogramm 2025
Wirtschaft vor Klima
Weihnachten und Einsamkeit
Die neue Volkskrankheit
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Trump und Krypto
Brandgefährliche Bitcoin-Versprechen