Mutmaßlicher Waffenhändler Bout: Auslieferung an USA empört Russland
Victor Bout soll Waffen in alle Krisenherde der Welt geliefert haben. Jetzt hat Thailand den Russen an die USA ausgeliefert. Moskau reagiert empört.
BANGKOK afp/dpa | Russland hat die Auslieferung des mutmaßlichen russischen Waffenhändlers Viktor Bout aus Thailand an die USA scharf kritisiert. Die Entscheidung sei "illegal" und unter Druck der US-Regierung getroffen worden, kritisierte am Dienstag das russische Außenministerium in einer Erklärung. Der russische Konsul in Thailands Hauptstadt Bangkok, Andrej Dwornikow, monierte die "rasche und heimliche" Auslieferung. "Wir wurden nicht offiziell von den örtlichen Behörden unterrichtet", sagte er der russischen Nachrichtenagentur Interfax.
Thailands Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva hatte am Dienstag mitgeteilt, dass seine Regierung die Auslieferung beschlossen habe. Bereits wenige Stunden später flogen sechs amerikanische Vollzugsbeamte mit Bout an Bord einer kleinen Chartermaschine ab, bestätigte der Chef der Polizeiabteilung für Kriminalitätsbekämpfung. Bouts Anwalt hatte zuvor eingeräumt, dass in Thailand alle Berufungswege ausgeschöpft gewesen seien. Er wolle aber Beschwerde gegen die Vorgänge einlegen.
Der weltweit gesuchte mutmaßliche Waffenhändler war im März 2008 von US-Agenten in Bangkok gefasst worden. Die USA beschuldigen dem 43-Jährigen, der in den Medien auch als "Händler des Todes" bezeichnet wird, unter anderem der Verschwörung zum Mord an US-Bürgern und der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung.
Bout soll eine ganze Flotte von Frachtflugzeugen unterhalten und Waffen in Krisengebiete in Afrika, Südamerika, den Nahen Osten und nach Asien geliefert haben. Bei einer Verurteilung droht Bout eine lebenslange Haftstrafe. Er beteuert seine Unschuld und gibt an, legal im Flugfrachtgeschäft tätig gewesen zu sein. Russland hat Bouts Freilassung verlangt. Er sei ein unbescholtener Geschäftsmann. Bout ist seit März 2008 in Bangkok inhaftiert.
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