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Mutmaßlicher Polit-Zündler geschnapptAm brennenden Audi festgenommen

Die Polizei will einen 25-jährigen Linken in flagranti beim Autozündeln ertappt haben. Im Jahr 2009 konnte ihm eine vorgeworfene Brandstiftung nicht nachgewiesen werden.

(Fast) Alltag in Berlin: abgebranntes Auto in Kreuzberg. Bild: dapd

Wieder hat die Polizei einen mutmaßlichen Autobrandstifter festgenommen: einen Mann aus der linken Szene, der schon einmal unter Verdacht stand. Diesmal erwischten die Beamten den 25-Jährigen nach eigenen Angaben auf frischer Tat.

Gegen 3.50 Uhr in der Nacht zu Samstag seien Polizisten zu einem brennenden Audi in der Joachimstraße (Mitte) gerufen worden, so ein Polizeisprecher. Dabei hätten sie Tobias P. beobachtet, der sich "verdächtig" verhalten habe. Zivilbeamte verfolgten ihn. Als er sich in der Rosenthaler Straße an einem weiteren Audi "zu schaffen machte", der dann brannte, wurde P. festgenommen. In der Gormannstraße, durch die P. zuvor gelaufen sein soll, brannten ein BMW und ein VW. Ein Haftrichter erließ am Samstagabend Haftbefehl.

Bereits Ende 2009 war Tobias P. unter dem Verdacht der Brandstiftung an zwei Autos in Friedrichshain festgenommen worden. Nach 43 Tagen wurde er mangels dringendem Tatverdacht aus der U-Haft entlassen, aber noch eine Weile observiert.

Nach der Festnahme 2009 bildete sich die Unterstützergruppe "Freiheit für Tobias". P. wohnt in einem Friedrichshainer Hausprojekt, er arbeitet als Fotograf. Sein Vater saß zuletzt für die Linke im Lichtenberger Bezirksparlament.

Mehr als 550 Autos brannten 2011 bisher in Berlin - lange Zeit ohne dass der Polizei Festnahmen gelangen. Erst im Juni fassten Beamte erste Tatverdächtige:

Detlef M. und Otto B.: Beamte nahmen den 43-Jährigen und den 24-Jährigen in Moabit unweit brennender Autos fest. Der Tatverdacht ließ sich nicht nachweisen. Im August stand Detlef M. wegen einer Brandstiftung an einem BMW vor Gericht. Urteil: 22 Monate auf Bewährung.

Ian H.: Der 36-Jährige steht vor Gericht. Ihm wird Brandstiftung an einem Mercedes in Lichtenberg Mitte Juni vorgeworfen. H. bestreitet das, Gutachten entlasten ihn: An seiner Kleidung fanden sich keine Rußspuren.

Matthias T. und Anne J.: Ende August brannte in Prenzlauer Berg ein BMW, Zeugen beschrieben das Pärchen als Täter. Zivilbeamte nahmen den 27-Jährigen und die 23-Jährige in Tatortnähe fest. Die beiden sitzen in U-Haft und haben gestanden. Sie gelten als unpolitische Trittbrettfahrer.

Thomas K.: Der 28-Jährige wurde vor zwei Wochen in Kreuzberg festgenommen - in der Nähe eines brennenden VW. Der Tatverdacht erhärtete sich nicht, K. wurde freigelassen. Der Linke war im März wegen zweier Autobrände zu 22 Monaten Haft verurteilt worden, die auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurden.

Nach den Festnahmen Ende August ging die Brandserie zurück, zuletzt nahm sie wieder Fahrt auf. Am Wochenende brannten neben den Autos in Mitte ein Opel der Deutschen Bahn in Marzahn und zwei Mercedes in Kladow.

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11 Kommentare

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  • T
    tageslicht

    @ dem militanten Autofeind

     

    Gegenthese:

    80% aller Radfahrer pfeifen gleich auf sämtliche Verkehrsregeln weil sie sie in vielen Fällen nicht einmal kennen und begehen dadurch permanent Mordversuche.*

     

     

    * Platte Polemik bringts!

     

    PS:

    Rad als Captcha-Wort. Herrlich!

  • A
    Autofreier

    Der Tod ist ein Meister aus Neckersulm, und Ingolstadt, München, Stuttgart, Rüsselsheim usw. usf.

  • EO
    Egal ob Audi 100 oder 80

    Nur ein totes Auto ist ein gutes Auto. Nur ohne Autos gibt es sichere Strassen, solange bereifte Mörder als Unfallgegner verharmlost werden.

    Jedes 2. Auto hält den Sicherheitsabstand nicht ein und begeht dadurch täglich tausende von Mordversuchen.

  • D
    Demokratin

    @floridarolf

     

    Exakt so verlogen sind diese Gutmenschen.

     

    Letztlich streben auch sie nur nach Besitztum, nur daß den meisten die Fähigkeiten fehlen, diesen legal zu erwerben. Deshalb ist deren Lebenszufriedenheit auch nachweislich geringer als die von Leistungsträgern, da die Selbsttäuschung dann doch immer wieder ein Ende hat.

     

    Gescheiterter real existierender Sozialismus und mehrere Millionen Jahre Evolution sind Beweis genug.

  • F
    floridarolf

    Komisch schon das die "radikale linke" immer wieder von willkür redet , und öffentlich nie in den sinn kommen würde das da einer mal mit absicht gefackelt hat,sondern immer wieder betonen muss , wie böse der staat ist und jeder der ma erwischt wir per se unschuldig ist und parallel und paradox dazu aufruft

    dafür jedes auto brennen zu lassen,und zu krawallen aufruft.

     

    genauso wie " das Haus gehört niemandem,schon erst recht keinem spekulanten.aber wenn wir drin sind ist es unsereres, und nur unseres"

     

    hoch lebe die populäre front!

  • D
    @Demokratin

    Offensichtlich sind sie sich nicht im geringsten ihrer Täterrolle bewußt.

    BRD-Bürger sind imperialistische Bestien, weil sie sich überall "ihre" Rohstoffe zusammen raffen lassen und das was sie "Schaffen" nennen, sind zu 80% völlig sinnfreie Jobs, die nur aus ihrem Luxus entstehen. Luxus, der mit der Ausbeutung der Kolonien vor 500 Jahren begründet wurde und darauf fußt, daß die BRD der Hauptprofiteur des 2. Weltkriegs war.

    Ohne diese Verhältnisse wären sie schon längst verhungert wie der Rest der Welt, die sie aussaugen.

  • M
    Mir

    @ Demokratin:

     

    Sozialchauvinismus ist bei Ihnen anscheinend ein wichtiges Element der Demokratie.

    Menschen Dummheit zu unterstellen und somit versuchen diese abzuwerten ist sehr tolerant und weltoffen. Herzlichen Glückwunsch. Sie haben Leistungsdruck und Verwertungslogik offensichtlich verstanden. Aber bitte verwechseln Sie das nicht mit Demokratie.

     

    Und wie viele auf Bewährung verurteilte werden denn wieder in der Nähe brennender Fahrzeuge aufgegriffen? In den Bespielen war es eine einzige Person.

    Beim aktuell vorliegenden Fall kam es nach dem Vorwurf 2009 weder zu einer Anklageerhebung noch zu einer Verurteilung. Könnte das für Sie unter Umständen auch ein Zeichen für die Unschuld des Betroffenen sein? Oder gilt in Ihrer Demokratie jeder so lange als schuldig bis seine "Schuld" bewiesen ist?

    Bedenken wir jetzt noch viele vermeidliche Brandstifter frei gesprochen wurden, weil es einfach nicht einmal verwertbare Indizien, sondern nur die Zugehörigkeit zur linken Szene und die "Tatortnähe", die gerne mal drei bis fünf Seitenstraßen umfassen kann, könnte das doch den Schluss zulassen, dass auch Beamte der Polizei unter Erfolgsdruck in Denkmuster wie: "ein brennendes Auto an Punkt A und eine "linke" Person an Punkt B - das muss doch miteinander zu tun haben" verfallen.

  • D
    Demokratin

    Interessant, wie oft Verurteilte auf Bewährung wieder in der Nähe brennender Autos aufgegriffen werden.

     

    Hoffentlich werden zukünftig keine Bewährungsstrafen mehr bei diese Lebensversagern ausgesprochen.

     

    Die Typen nach dem Muster "ich bin zu blöd selbst etwas im Leben zu erreichen also erhebe ich mich selbstherrlich als besserer Mensch und spiele den Moralpolizisten" sind doch eh verloren. Wer kann bei diesen Verlierern noch eine günstige Sozialprognose erwarten?

  • Y
    yberg

    bei bundesweit 60 000 autobränden im jahr dürften statistisch gesehen- 5% der schrippen laufen in der hauptstadt-täglich 3ooo geteilt durch 365 tage schlapp 8 autos brennen.

     

    ein oft verschwiegener grund,weshalb gerade die gehobene klasse brennt,ist dem umstand geschuldet,daß sich leasingnehmer so nachzahlungsverpflichtungen wegen erhöhter laufleistung,beschädigungen,wartungslücken oder weiteren gründen des nicht vertragsgemäßen gebrauchs,gegenüber dem leasinggeber entziehen können.

    die versicherungen,die im brandfall einspringen müssen,haben kein interesse dieses geschäftsmodell an die glocke zu hängen.

     

    berlin,spitzenreiter bei fahrzeugklau-von bundesweit schlapp 40 000,davon 7000,mehr als jedes sechste in der hauptstadt- hat wahrlich andere probleme,als das dauerhaft in der presse hochgekochte law und order thema autoabfackeln,zumal die dauerberieslung nachahmungstäter anlockt.

     

    das zur wahl hochgekochte autobrandthema kommt seit jahren von springer und heilmann von der cdu.olle thomas, döpfner katzbuckler ,sollte 2001 aufsichtsrat bei elfriede springer werden ,wurde nix.

    googelst du:uwe frers,thomas heimann und "brennende autos",zusammenreimen nicht vergessen.

     

     

    ick war nie ,ick bin nie und werd niemals für brandstiftung sein.ick bin jedoch fürs selbadenken

  • AF
    Axel Fachtan

    Schade, dass auch TAZ-Redakteure das Strafrecht nicht kennen. Es ist gesetzeswidrig, Freiheitsstrafen von 3 Jahren zur Bewährung auszusetzen! Freiheitsstrafen über 2 Jahren dürfen nicht zur Bewährung ausgesetzt werden. Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr sollen (Ausnahme Wiederholungstäter) in der Regel zur Bewährung ausgesetzt werden. Bei Freiheitsstrafen von einem bis zu 2 Jahren muss der Richter begründen, warum er trotz der Schwere der Tat noch eine positive Sozialprognose sieht, welche die Erwartung rechtfertigt, dass ein Täter auch ohne Verbüßung der Haftstrafe künftig nicht erneut straffällig wird. Eine Freiheitsstrafe ab 2 Jahren und einem Tag ist zu verbüßen ! (Ausnahme Haftunfähigkeit).

    Was aber geht: eine Freiheitsstrafe bis zu 2 Jahren auf einen Zeitraum von 2 bis 5 Jahren zur Bewährung auszusetzen. Wird der Verurteilte dann erneut straffällig, dann wird die Bewährung widerrufen und er sitzt die Strafe ab.

     

    Anm. der Redaktion: Sie haben natürlich recht, wir haben den Fehler im Text korrigiert.

  • E
    egal

    Was ist das denn für ein bescheuerter Text ? Polzeibericht 007 oder was ?