Mutmaßlicher Nazi-Angriff in Köpenick: Attacke mit Flaschen und Fäusten
In der Nacht auf Samstag kam es zu einem mutmaßlich rechtsextremistisch motivierten Übergriff in Köpenick. Es wäre nicht der erste im Bezirk.
Der Angegriffene berichtet der taz, dass er gegen 23.50 Uhr mit Freunden vor einem Spätkauf in der Bahnhofstraße saß, als vier Männer aus Richtung des S-Bahnhofs Köpenick auf sie zugekommen sei. Die Gruppe habe sie als „linke Zecken mit langen Haaren“ bezeichnet und ihnen Sätze wie „Verpisst euch aus Köpenick“ zugerufen.
Darauf hätten er und seine Freunde nicht reagiert. Nachdem die mittlerweile nur noch zwei Rufenden aber einige nicht weiße Menschen, die am Späti vorbeiliefen, absichtlich angerempelt hätten, sei er mit einem „Was soll das?“ dazwischengegangen. Als Antwort sei ihm von einem der beiden aggressiven Männer ins Gesicht gespuckt worden.
Seine Freunde hätten sich daraufhin zwischen ihn und die Angreifer gestellt, um die Situation zu deeskalieren, allerdings ohne Erfolg, berichtet der Betroffene. Auf ihn sei daraufhin eingeschlagen, er sei zu Boden getreten und mit Flaschen und Fäusten im Gesicht verletzt worden. Die Folge: Verletzungen an der Nase, mehrere Platzwunden, eine leichte Gehirnerschütterung. Ein älterer Mann habe noch versucht, dazwischen zu gehen, auch er sei verletzt worden, im Gesicht und an den Knien.
Spärliche Polizeiaussagen
Um 23.59 Uhr wurde ein Notruf abgesetzt. Noch bevor der Rettungswagen eintraf, war allerdings das Landeskriminalamt vor Ort. Die Polizei wollte sich am Montag auf taz-Nachfrage nicht im Detail äußern. Eine Sprecherin erklärte lediglich, die Ermittlungen würden andauern. Dem Angegriffenen zufolge seien die mutmaßlichen Täter noch vor dem Späti von den Beamt:innen zur Personalienfeststellung festgesetzt worden. Auch gebe es Videomaterial von der Tat, da jemand den Übergriff gefilmt habe.
Die LKA-Beamt:innen selbst seien auf dem Weg zum S-Bahnhof Köpenick gewesen, wo kurz vorher die Scheibe eines Dönerladens eingeschlagen worden sei. Er schließt nicht aus, dass es sich bei den Tätern in der Bahnhofstraße und am S-Bahnhof um die gleichen Männer handelt. Auch dazu wollte sich die Polizei nicht äußern. Genauere Fragen nach Erkenntnissen aus dem Videomaterial oder zur politischen Gesinnung der Täter blieben unbeantwortet.
Unweit des Tatorts an der Seelenbinderstraße befindet sich die Bundesgeschäftsstelle der Neonazi-Partei Die Heimat, ehemals NPD. Im Umfeld der Parteizentrale ist es in der Vergangenheit immer wieder zu rechtsextremen Übergriffen gekommen.
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