piwik no script img

Mutmaßliche Anschlagspläne gegen MeloniFaschisten gegen rechts

In Italien nimmt die Polizei 12 Mitglieder der Neonazi-Gruppe „Division neue Morgenröte“ fest. Sie sollen einen Anschlag auf die rechte Ministerpräsidentin geplant haben.

Bei einer Razzia gegen „Werwolf Division“ in Bologna aufgenommen: Das Video zeigt Mussolini mit römischem Gruß Foto: Polizei Bologna via dpa

Rom taz | 12 vollstreckte Haftbefehle, 25 Hausdurchsuchungen: Am Mittwoch haben Staatsanwaltschaft und Polizei eine von Bologna aus agierende Neonazi-Gruppe zerschlagen. Zunächst hatte die Gruppierung sich „Division Werwolf“ genannt, ehe sie sich später in „Division neue Morgenröte“ umbenannte.

Nicht weniger als den Umsturz der demokratischen Ordnung und die Errichtung eines autoritären, „arischen“ Staats sollen die insgesamt 25 Beschuldigten angestrebt haben. Die Bildung einer Vereinigung mit terroristischer Zielsetzung, Aufstachelung zum Rassen- und zum religiösen Hass, Negation der Schoah ebenso wie die konkrete Vorbereitung von Attentaten wirft die ermittelnde Staatsanwältin dem Nazi-Verein vor.

Die Hitler- und Himmler-Verehrer – bis auf eine Frau allesamt Männer im Alter zwischen 19 und 76 Jahren – tauschten sich unter anderen in einer Telegram-Chatgruppe über einen Anschlagsplan gegen die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni aus, ihnen verhasst, weil sie „eine Faschistin, die Faschisten verraten hat“, sei. Dabei hatten die Aktivisten auch schon die Observation des Palazzo Chigi in Rom, des Amtssitzes der Regierungschefin, aufgenommen.

Ansonsten aber waren die Vorbereitungen zum bewaffneten Kampf gegen die italienische Demokratie noch nicht besonders weit fortgeschritten. Bei den Hausdurchsuchungen jedenfalls wurde nur eine Pistole beschlagnahmt.

Sänger, Romanciers und Neonazis

Einer der Anführer, der 44-jährige Salvatore Nicotra, war bisher als Rezeptionist einer Bank in Bologna tätig. Früher einmal war er als Sänger in einer bekannten Talentshow des italienischen Fernsehens aufgetreten, und in seiner Freizeit schrieb er Romane, die während des Zweiten Weltkriegs spielten. Ihm wird vorgeworfen, er sei der Verantwortliche für die geplante Ausbildung der Werwolf-Mitglieder an der Waffe gewesen und habe die Anschlagspläne gegen Meloni ebenso wie die Staatsstreichpläne der Gruppe formuliert.

Eher „folkloristisch“ sei auch die zweite Führungspersönlichkeit, die jetzt verhaftet wurde, befindet die Tageszeitung La Stampa auf ihrer Website. Der 76-jährige Giuseppe Fallisi ist der Senior-Werwolf, von Beruf war er als Operntenor tätig. Früher einmal hegte er anarchistische Sympathien, sang zum Beispiel mit zwei Rappern ein Stück auf die beiden anarchistischen Märtyrer Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti. Dann aber entdeckte er die Palästina-Solidarität für sich, die er schnell antisemitisch und rechtsextremistisch deklinierte; in der Chatgruppe soll er zur Diskriminierung von Juden und Mi­gran­t*in­nen aufgestachelt haben.

Neben dem Anschlag auf die Ministerpräsidentin Meloni und auf einen – im Haftbefehl namentlich nicht genannten – Ökonomen des World Economic Forum tauschten sich die Verschwörer auch über einen möglichen Sturm auf das italienische Parlament aus. „Waffen finden und Leute, die sie zu gebrauchen wissen“ war das nächste Ziel, doch vorher schlugen Staatsanwaltschaft und Polizei zu.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!