Mutlose SPD: Verwaltung statt Gestaltung
Die SPD wird es in Zukunft schwer haben zu erklären, inwiefern sich ihre Bildungspolitik eigentlich grundsätzlich von der des Rechts-Senats unterscheidet. Es sind nämlich nur wenig griffige Nuancen.
Kommentar vonSANDRA WILSDORF
Die SPD-Mehrheit hat sich lähmen lassen von denen, die schon seit 30 Jahren Politik machen. Es reicht, die Schulformdebatte der 70er zu erwähnen, und alles schweigt. Das zweite Lähmungsgift spritzte der Parteivorstand. Jene Pragmatiker, die an Menschen nur als Wähler denken, die große Umwälzungen nicht schätzen. Und die deshalb etwas beschließen lassen, was niemanden verprellt. Aber auch niemanden entfacht.
Dabei ist eine Politik, die sich keine Visionen traut, nichts wert. Denn sie gestaltet nicht, sondern verwaltet. Es ist das Wesen von Visionen, dass sie nie Gedachtes formulieren, und dass ihr keckes „warum eigentlich nicht?“ die Menschen schneeballartig begeistert. Visionen erfordern Mut, aber ohne sie ist Stillstand.
Als die SPD im vorigen Jahr zu Brechmitteln griff, war das eine Panik-Reaktion auf die drohende Wahlschlappe. Jetzt aber ist die nächste Wahl weit – und Volkes Mehrheit ist stinksauer auf die Bildungspolitik des Senats. Die Chance, hier einen Kontrapunkt zu setzen, hat die SPD vertan.
Zur Erinnerung: Genützt haben die Brechmittel damals nichts. Denn wenn der Wähler die Unterschiede nicht mehr erkent greift er zum Original.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen