piwik no script img

Musikstadt HamburgFeier der Vergangenheit

Die Carl-Toepfer-Stiftung möchte drei neue Musiker-Museen einrichten, die mit den beiden bereits vorhandenen Museen eine "Komponistenmeile" bilden sollen.

Die Peterstraße in Hamburg: Hier soll die "Komponistenmeile" entstehen. Bild: dpa

Hamburg möchte gerne als „Musikstadt“ gesehen werden, und darüber lässt sich in diesen Tagen leicht spotten. Kürzlich begehrten die freien Produzenten von zeitgenössischem Musiktheater Zugriff auf die Studiobühne der Staatsoper, weil ihnen in Hamburg Orte fehlen, ihre Arbeiten zu zeigen. Und fast wöchentlich gibt es Neuigkeiten vom Bau der Elbphilharmonie, der bekanntlich planerisch und finanziell zum Desaster für die Stadt geworden ist.

Umso schöner ist es, wenn mal was Positives in Sachen Musikstadt zu vermelden ist. Die Nachricht lautet: Hamburg soll drei neue kleine Museen bekommen, die mit zwei bestehenden Museen zu einer „Komponistenmeile“ zusammengefasst werden sollen.

Die fünf Museen präsentieren Komponisten, die mal in Hamburg gewirkt haben. Bereits existent sind Häuser zu Johannes Brahms und Georg Philipp Telemann. Hinzukommen sollen Häuser für Gustav Mahler, Carl Philipp Emanuel Bach und die Geschwister Felix Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel. Außerdem soll es zusätzlich zu den fünf Häusern ein gemeinsames Besucherzentrum mit Museumsshop geben.

Alle Einrichtungen sollen in der historischen Peterstraße unweit des Michels untergebracht werden. Die Räume stellt die Carl-Toepfer-Stiftung zur Verfügung. Die Baumaßnahmen sollen rund 600.000 Euro kosten. Das Geld aufzutreiben, stellt die größte Hürde des Projekts dar. Die Carl-Toepfer-Stiftung möchte das Geld zusammen mit der Johannes-Brahms-Gesellschaft, der Telemann Gesellschaft und der Gustav-Mahler-Vereinigung bei Stiftungen und Privatsponsoren einwerben.

Hamburg Oldstars

Georg Philipp Telemann (1681-1767) kam 1721 als Musikdirektor nach Hamburg und leitete 17 Jahre das Opernhaus am Gänsemarkt.

Johannes Brahms (1833-1897) stammt gebürtig aus Hamburg, bekam hier aber nie eine öffentliche Position. 1868 siedelte er nach Wien über.

Gustav Mahler (1860-1911) kam 1891 an das Hamburger Stadttheater, wo er weit über 100 Vorstellungen pro Saison dirigierte.

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) wurde in Hamburg geboren. Werke wie die Oratorien "Paulus" und "Elias" gehören zum Kernrepertoire protestantischer Kirchenmusik.

Fanny Hensel, geb. Mendelssohn (1805-1847), die ältere Schwester von Felix, kam in Hamburg zur Welt. Da das Komponieren für eine Frau seinerzeit unziemlich war, erschienen ihre Werke allenfalls unter dem Namen ihres Bruders, der sie als bedeutende Komponistin anerkannte.

Realisieren soll das Projekt ein noch zu gründender Trägerverein, der versuchen soll, die Komponistenmeile zum 300. Geburtstag von Carl Philipp Emanuel Bach im Jahr 2014 fertig zu haben. Danach rechnet Projektplaner Philipp Adlung mit mindestens 50.000 Besuchern pro Jahr.

Beteiligt sein soll auch die Kulturbehörde, die bereits einen jährlichen Zuschuss in fünfstelliger Höhe zugesagt hat. Wie hoch der Zuschuss genau ausfallen wird, wisse man noch nicht, heißt es in der Kulturbehörde. Das hänge auch davon ab, wie viele Mittel durch die privaten Geldgeber zusammenkommen. Im Regionalfernsehen sagte Kultursenatorin Barbara Kisseler, die Komponistenmeile solle das Label Musikstadt „ein bisschen aufpolieren“.

Tatsächlich verweist die Komponistenmeile auf die große Musikgeschichte Hamburgs im Bereich Klassik ebenso, wie es der Beatles-Platz im Bereich Pop tut. Vergangenheit kann Hamburg gut. Mit der Gegenwart tut sich die Stadt allerdings eher schwer: Den Forderungen der freien Szene im Bereich zeitgenössischen Musiktheaters kommt sie nicht entgegen.  

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • K
    KLF

    Ein Pardon kenne ich da nicht - jedenfalls nicht für Ihre Äußerungen. Reflektieren Sie bitte einmal die Qualität der Musik, für die Sie Mittel einfordern. Diese mögen zwar von ihrem subjektiven und relativen Standpunkt aus gesehen einforderbar sein, an einem objektiv/absolut gemessenen Standpunkt gemessen gibt es eben andere Prioritäten.

  • LJ
    Laura Jane Grace

    Es gibt kaum Proberäume für Bands in Hamburg. Scheiß auf Museen, pardon!