Musikschule bläst Musik ab

An mehreren Grundschulen sollte der Musizierunterricht gefördert werden. Geld ist da, Engagement auch, Eltern wollten bezahlen für das Angebot der Schule – da erklärte die Musikschule, sie könne dafür keine Honorarkräfte unter Vertrag nehmen

Wenn am kommenden Donnerstag die Schule wieder beginnt, dann gibt es für 90 Kinder an der Grundschule Stichnathstraße eine schlechte Nachricht: Der geplante Musizierunterricht kann nicht beginnen. Im Frühjahr hatte an der Schule über Wochen eine große Werbeaktion stattgefunden, alle Eltern der künftigen Klassen zwei bis vier waren angesprochen worden. In Kooperation mit dem „Quartier e.V.“ und der Musikschule gab es ein großes Musizier-Angebot. Während an vielen Schulen sogar der normale Musikunterricht mangels Fachlehrern ausfällt, sollte hierzusätzlich Musizierunterricht angeboten werden. Privat finanziert, wie auch sonst.

17.000 Euro wurden über den Topf „Wohnen in Nachbarschaften“ besorgt. Fast jede dritte der angeschriebenen Familien sagte für ihre Kinder zu und bezahlte vorab den Elternbeitrag. Die Kinder machten sich Gedanken darüber, ob sie Trommeln, Geige, Gitarre oder Blockflöte lernen wollten. Und dann kam überraschend zum Ende des Schuljahres der blaue Brief der Musikschule: Es geht nicht, aus organisatorischen Gründen. „Wir müssen die Gelder den Eltern zurückzahlen“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Ingeborg Preuß-Paschenda frustriert.

Die Grundschule in Kattenturm ist nicht die einzige, die betroffen ist. Es geht um mehr als zehn Grundschulen. Schulleiterin Ute Lesniarek-Spieß von der Grundschule auf den Heuen in Oslebshausen hatte vor vier Jahren den Anfang gemacht. Dass Musikunterricht für Kinder unter allen pädagogischen und lernpsychologischen Gesichtspunkten sehr wertvoll ist, ist unter Fachleuten eine Selbstverständlichkeit. Die „Weihnachtsspende“ einer Firma hatte Schulleiterin Lesniarek-Spieß den Auftakt möglich gemacht, die Bildungsbehörde förderte Oslebshausen als Modellprojekt. „Als ich hier in Oslebshausen anfing, haben zwei Kinder der Grundschule ein Instrument gespielt. Heute sind es hundert“, freut sich die Musiklehrerin. Organisiert hat sie alles über den Schulverein. Im kommenden Jahr nun sollte die Musikschule offiziell der Träger werden, der Senator für Bildung hatte im April Geld zur Verfügung gestellt. Auch Lesniarek-Spieß bekam zum Ferienbeginn den blauen Brief: Die Musikschule kann ihren Part nicht übernehmen. „Was in Hamburg im Rahmen der verlässlichen Grundschule stattfindet, soll in Bremen nicht gehen? Irgendwie stimmt da doch was nicht.“

Dem Leiter der Musikschule, Heiner Buhlmann, ist bei der ganzen Sache sehr unwohl. „Es ist nicht so, dass wir das grundsätzlich nicht wollen“, sagt er. Aber es gibt arbeitsrechtliche Probleme: Honorarkräfte, die an einer Schule für Regelaufgaben eingesetzt sind, können sich leicht einklagen. „Das war jedem bekannt“, behauptet Buhlmann. Das Projekt in Kattenturm hätte nicht schon von den Eltern Geld einsammeln dürfen, soweit sei man eben noch nicht. Schulleiterin Preuß-Paschenda guckt in ihren Kalender: „Am Dienstag, den 23. April, hat uns Herr Buhlmann erklärt, es könne vom neuen Schuljahr an losgehen.“

Am 16. Juni ging bei der Bildungsbehörde ein Brief der Musikschule ein, in dem die arbeitsrechtlichen Probleme aufgeworfen wurden. Seitdem suche man nach einer Lösung, sagt der Sprecher von Willi Lemke. Die Musikprojekte seien nicht abgeblasen, auch wenn es bisher keine Lösung gibt. „Soll ich denn nächste Wochen den Kindern sagen, der Unterricht in Klavier, Blockflöte und Keybord muss abgeblasen werden?“ fragt Schulleiterin Lesniarek-Spieß. K.W.

Informationen über den Musizier-Unterricht an Schulen gibt es unter: www.schulmusikschule.de