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Musical-Regisseur Ingo Putz"Eine Frau mit Ecken und Kanten"

Kurz vor der Premiere ist die Nachfrage nach Karten für das Meta-Musical enorm. Woran liegt das? Regisseur Ingo Putz über eine legendäre Wirtin zwischen Bayern, Beats und Bauvorschriften.

Klaus Irler
Interview von Klaus Irler

taz: Herr Putz, am Samstag findet die Uraufführung des Musicals "Meta, Norddeich" statt, und bereits jetzt ist über die Hälfte der Vorstellungen im Nordwesten ausverkauft. Wie erklären Sie sich das?

Ingo Putz: Viele Menschen in der Region haben von den 1960ern bis heute ihre Jugendzeit in Metas Kneipe verbracht. Die Erinnerungen an die ersten Freiheiten von den Eltern haben natürlich alle gern. Außerdem ist der Bekanntheitsgrad von Meta sehr hoch. Weil sie eine außergewöhnliche Frau war, mit Ecken und Kanten.

Wie würden Sie Meta charakterisieren?

Ingo Putz, 35

wurde in Fulda geboren und studierte Psychologie und Musik in Oldenburg. Er arbeitete als Regieassistent am Oldenburgischen Staatstheater.

Sie hat sich als Frau in einer Zeit, in der es in Hamburg den "Star Club" gab, auf dem Land durchgesetzt - in einem Business, das damals neu war. Dafür muss man natürlich eine gewisse Stärke besitzen. Sie konnte sich in dieser Männerwelt besser behaupten als viele Männer. Sie war eine Geschäftsfrau und hatte immer wieder Schwierigkeiten mit den Behörden, weil sie sich zum Beispiel über Bauvorschriften hinweggesetzt hat. Sie hatte eine unheimliche Schlagfertigkeit und ein unheimliches Selbstbewusstsein. Dabei auch eine große Liebe zur Jugend.

Welchen Einzugsbereich hatte Metas Kneipe?

Hauptsächliche den Nordwesten bis einschließlich Bremen. Aber auch in Nordrhein-Westfalen und Bayern gibt es viele Leute, die Meta kennen. Am Anfang in der Beat-Ära, als sie nur Live-Bands hat spielen lassen, hat sie viele Musiker aus England und Holland geholt. Das haben dann auch viele Urlauber mitgekriegt und den Laden besucht.

Welche Geschichte erzählen Sie jetzt auf der Bühne?

Es handelt sich um ein Musical, also eine überhöhte Form. Es werden schlaglichtartig Szenen aus ihrem Leben und um ihr Leben herum erzählt. Meta steht im Mittelpunkt. Sie ist eine anachronistische Figur, die durch das Stück hindurch gleich bleibt, während um sie herum Veränderungen stattfinden, die sie in Gang bringt und dann selbst miterlebt.

Gibt es eine Handlung?

Es gibt Handlungsfäden. Wir werden Meta erleben, wie sie singt, wie sie resolut-bestimmend einen Laden formt, wie sie liebt, wie sie leidet, wie sie stirbt, wie sie glücklich ist. Aber wir sind keine Biographen und erzählen keine chronologische Lebensgeschichte.

Für die musikalische Umsetzung haben Sie eine Live-Band auf der Bühne. Welche Art von Musik ist zu erwarten?

Es werden Rock-Klassiker sein. Der Hauptteil des Stückes spielt in den 1970ern und wir nehmen Musik aus der Zeit. Wir bringen auch ihr Lieblingslied.

Nämlich?

"Heart of RocknRoll" von Huey Lewis. Das ist ein ehrlicher, gerader Rock-Song, der gut nach vorne geht. Darin geht es auch um eine übergeordnete Frage, die ich mir für das gesamte Musical gestellt habe: Wie wird man eigentlich mit RocknRoll alt?

Sie meinen, Meta ist ein Prototyp, Teil der ersten Generation, die mit RocknRoll alt geworden ist?

Absolut. Ich wurde teilweise von 70-Jährigen angesprochen, die Meta kennen und selbst immer noch als DJ arbeiten.

Wie ist sie denn mit den Entwicklungen in der Rockmusik umgegangen?

Über ihren persönlichen Musikgeschmack kann ich nicht viel sagen. Sie hat aber den Beat-Betrieb in ihrer Kneipe schnell umgestellt auf Disco-Betrieb, als die Zeit dafür kam. Außerdem ist sie mit ihrem Sohn nach Holland gefahren, um sich da die neuesten Platten zu holen, die es in Deutschland noch nicht gab. Von daher ist sie auf jeden Fall am Puls der Zeit geblieben.

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