Museumschef gegen Steinbach-Vorschlag: "Blanker Unsinn"
Neuer Kritik an Steinbach: Dem Chef des Historischen Museums, Hans Ottomeyer, missfällt die Forderung der Vertriebenenbundchefin nach einer Abkopplung der Stiftung von seinem Haus.
BERLIN tazDer Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum (DHM), Hans Ottomeyer, hat Kritik an Forderungen der Chefin des Bundes der Vertriebenen (BdV), Erika Steinbach, für ein Ende des Streits um die Vertriebenenstiftung geübt. Steinbach hatte Bedingungen für den Fall aufgestellt, dass sie auf einen Sitz im Stiftungsrat verzichtet. So wäre die geforderte Abkopplung der Stiftung vom DHM "blanker Unsinn", sagte Ottomeyer in einem Gespräch mit der taz. Auch die von Steinbach als Bedingung genannte stärkere BdV-Repräsentanz im Stiftungsrat missfiel dem Museumschef: "Das würde eine grundsätzlich andere Institution werden, als sie es jetzt ist." Bisher stehen dem BdV 3 von 13 Sitzen im Beirat zu.
Die Vertriebenenstiftung sorgt seit Monaten für Streit zwischen Deutschland und Polen, aber auch innerhalb der Bundesregierung. Außenminister und FDP-Chef Guido Westerwelle hatte angekündigt, mit Rücksicht auf Polen im Kabinett gegen einen Sitz Steinbachs zu votieren. Meist Unterstützung erhält sie dagegen von CDU und CSU.
Ottomeyer unterstrich: Das DHM gebe dem Gründungsdirektor der Vertriebenenstiftung, dem Zeithistoriker Manfred Kittel, "tatsächlich und organisatorisch" in seinem Museum ein Dach. Es ermögliche alle "Geschäftsbesorgungen", sorge etwa für Computer und Internetzugänge. Dass nach dem Willen Steinbachs die Vertriebenenstiftung vom DHM abgekoppelt werde, sei "nicht akzeptabel für Herrn Kittel", sagte Ottomeyer, "der muss dann hier ausziehen". Und: "Auch der BdV kann das nicht wollen."
Für Steinbachs Forderung, das De-facto-Vetorecht des Kabinetts zu beenden, hatte Ottomeyer ebenso wenig Verständnis. Schließlich sei gerade erst das entsprechende Gesetz für die Stiftung mit genau dieser Klausel verabschiedet worden: "Da ist die Tinte noch frisch." Das Gesetz müsste dann wieder geändert werden. Wenn der BdV, wie von Steinbach gefordert, mehr Sitze im Beirat erhielte, "würde er bestimmend" sein.
Auch einen Kompromiss mit Steinbach sah Ottomeyer kritisch: Manchmal seien solche Kompromisse am Ende schlechter, als wenn eine Seite ihre Ideen komplett umsetzen könne.
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