Museen zum Nulltarif: Sesam, öffne dich!
Immer mehr Museen weltweit verlangen keinen Eintritt mehr. Nur Berlin hat da offensichtlich etwas verpennt. Doch das könnte sich bald ändern.
Es ist genau 17 Jahre her, dass England landesweit die Eintrittskarten zu den Dauerausstellungen der staatlichen Museen abgeschafft hat. Laut Regierung haben sich damals relativ schlagartig die Besucherzahlen verdoppelt. Das, wofür Staat und Spender zunächst investieren mussten, zieht inzwischen genug Touristen an, um die so entstandenen finanziellen Löcher wieder zu stopfen.
Andere Länder und Städte haben sich anstecken lassen: In Frankreich ist seit 2009 der Eintritt bis 26 Jahre frei. In Schweden kann man seit 2016 19 staatliche Museen kostenlos besichtigen, im Museum Folkwang in Essen kostet es seit 2015 nichts. Nur in Berlin ist der kostenfreie Donnerstagabend in den staatlichen Museen 2010 abgeschafft worden.
Doch dies könnte sich, glaubt man Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke), bald ändern. Ende Dezember gab er bekannt, er denke über einen eintrittsfreien Tag pro Woche oder Monat nach – man rede gerade mit den Häusern, was sie sich leisten können.
Bisher bezahlen Besucher nichts, wenn sie sich privat initiierte Gedenkorte wie die Topographie des Terrors oder die Gedenkstätte Berliner Mauer ansehen wollen, auch ist der Eintritt in vielen Bezirksmuseen frei. In den landeseigenen wie dem Märkischen Museum und dem Museumsdorf Düppel zahlt man dagegen Eintritt – wenn auch moderaten.
Dies ist mal eine gute Entscheidung
Auf denselben Knopf drückt nun Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), indem sie bekannt gibt, dass die lange Diskussion über freien Eintritt im Humboldt Forum beendet sei. In den ersten drei Jahren wird hier nach Eröffnung Ende 2019 der Eintritt gratis sein. Und auch wenn man vielem, was da gegenüber dem Berliner Dom entsteht, nach wie vor skeptisch gegenüberstehen mag: Dies ist mal eine gute Entscheidung.
Denn es ist ja nicht nur so, dass das Humboldt Forum nur schrittweise eröffnen wird – und darum zahlreiche Besucher eben nicht von Anfang an alles auf einmal werden sehen können, was sie sehen wollen.
Es ist außerdem so, dass das Forum nach den Brüdern Humboldt benannt wurde – und Alexander von Humboldt war seiner Zeit nicht nur voraus, weil er Sklaverei und Kolonialismus ablehnte und ziemlich interdisziplinär dachte, sondern weil er seine Wissenschaft einem breiten Publikum zur Verfügung stellte. Er schrieb mehrere Bücher, die man heute populärwissenschaftlich nennen würde. Und: Anders als andere Kollegen seiner Zeit verlangte er keinen Eintritt zu seinen berühmten Berliner Kosmos-Vorlesungen.
Ach, übrigens: In England, heißt es, seien seit der Einführung des freien Eintritts in staatlichen Museen fast doppelt so viele Menschen mit Migrationshintergrund gekommen, außerdem 26 Prozent mehr Menschen aus Schichten, die man bildungsfern nennt. Es würde dem Humboldt Forum gut stehen, wenn der freie Eintritt dort ähnliche Effekte hätte.
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