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Mugabes Wahlkampf in Simbabwe100 Prozent schwarze Unternehmer

Simbabwes Präsident eröffnet seinen Wahlkampf in Simbabwe mit der Forderung nach einer Eigentumsquote für Schwarze: Sie soll bei 100 % der Unternehmen liegen.

Leuchtende Zukunft: Mugabe spricht zum Parteitag. Bild: dapd

GWERU afp | Simbabwes Präsident Robert Mugabe will für die Unternehmen des Landes eine 100-Prozent-Eigentumsquote für Schwarze festschreiben. Von der bisherigen 51-Prozent-Quote habe er „genug – es sollten 100 Prozent sein“, sagte Mugabe am Freitag vor jubelnden Mitgliedern seiner ZANU-PF-Partei. Die Politik des 88-Jährigen wird in Europa heftig kritisiert.

Der Parteitag mit 5000 Delegierten der ZANU-PF fand in einem mit chinesischer Hilfe errichteten Konferenz-Zentrum in der Stadt Gweru im Zentrum Simbabwes statt. Die Anhänger der Partei feierten den greisen Präsidenten mit Lobliedern und Tänzen.

Das südafrikanische Land erholte sich in den vergangenen Jahren nur schleppend von einer schweren politischen Krise im Jahr 2008, bei der die Macht Mugabes erstmals seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1980 ernsthaft in Frage gestellt wurde. Mugabe einigte sich schließlich mit seinem Herausforderer Morgan Tsvangirai auf eine Gewaltenteilung – Mugabe blieb Präsident, Tsvangirai wurde Regierungschef.

Der bisherige Zwangsanteil von Schwarzen an Unternehmen wurde 2010 gesetzlich verankert. Die Kolonialherrschaft der Briten hielt im Vergleich zu anderen Teilen des Kontinents lange an und hinterließ tiefere Spuren. Es gab damals zahlreiche weiße Farmer, die große Teile des Landes besaßen und mit Hilfe der schwarzen Arbeiter hohe Erträge erwirtschafteten.

„Die Ansicht, dass Kapital wichtiger als alles andere ist, ist Unsinn“, sagte Mugabe auf dem vermutlich letzten Parteikongress der ZANU-PF vor den Wahlen im kommenden Jahr. „Das ist eine schmutzige, dreckige und kriminelle Philosophie.“ Wer sich den Regeln nicht unterwerfen wolle, „soll weggehen“.

Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) hatte die Einschränkung der Rechte ausländischer Firmen bei einem Besuch in Harare Anfang des Monats kritisiert. Das Gesetz über das Firmenkapital sei eher dazu geeignet, Investoren abzuschrecken als dem Land bei der Schaffung von Wohlstand zu helfen, sagte Niebel vor Journalisten in der Hauptstadt Harare. Der Besuch Niebels war der ranghöchste eines deutschen Regierungsvertreters in dem Land im Süden Afrikas seit 15 Jahren.

Mugabe wird vorgeworfen, für die Vertreibung weißer Landwirte und den Niedergang der Wirtschaft in der einstigen Kornkammer Afrikas verantwortlich zu sein. Für den autokratischen Präsidenten gilt seit 2002 ein grundsätzliches Einreiseverbot der EU. Eigentlich soll vor Neuwahlen in Simbabwe eine neue Verfassung verabschiedet werden, die aber noch nicht vorliegt. Daten für ein Verfassungsreferendum oder Neuwahlen gibt es noch nicht.

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9 Kommentare

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  • BW
    Bussi Watussi

    "Mugabe wird vorgeworfen, für die Vertreibung weißer Landwirte und den Niedergang der Wirtschaft in der einstigen Kornkammer Afrikas verantwortlich zu sein."

     

    Und in Wirklichkeit ist dafür wer oder was verantwortlich?

  • C
    Carsten

    Mugabe ist ein Faschist und Rassist. Außerdem hat das Konzept der Verteilung der Landwirtschaftsbetriebe an schwarze Unternehmer schon vor 2001 nicht funktioniert, weil Mugabe entweder Kumpels begünstigt hat, die landwirtschaftlich inkompetent waren oder die Schwarzen hatten weder Lust noch Knowhow die Betriebe effizient zu führen.

  • I
    iwern

    Welche Einschränkung kritisiert Niebel eigentlich? DAs Mugabe ein gewalttätiger Diktator ist - keine Frage. ISt es das was Niebel kritisiert? Nein, er kristisiert diese 51% Mehrheit am Kapitalbesitz einer Firma für die Simbabwische Seite( Wer das ist die Simbabwische Seite, wäre auch noch ne interessante Frage. vielleicht ist es ja doch nur Mugabe selbst). Die Chinesen machen es genauso. Aber das stört den Niebel nicht.

     

    Mit dem 100%-Anteil würden sich die Simbabwer natürlich ins eigene Bein schießen. Vielleicht schaffen sie es ja endlich den alten Tyrannen abzuservieren. Das Alter soll ja auch nicht gut für die Gehirnzellen sein und so einige anomalien erst noch richtig zur Ausprägung bringen.

  • TS
    @Thoams Sch.

    "Schutzsstaffeln der Antifa werden das nigerianische Konsulat verwüsten"

     

    Dass die Antifatypen tatsächlich sehr oft dumm-aggressive Heuchler sind, ändert nichts daran, dass der Artikel von Simbabwe handelt.

  • BA
    Blauer Apfel

    Farmer, Landwirte ...

    historische und ökonomische Fakten spielen keine Rolle.

    Die weißen Kolonialherren waren Feudalherren, Großgrundbesitzer.

    Die simbabwischen (schwarzen) Arbeiter haben die hohen Erträge erwirtschaftet und die britischen (weißen) Feudalherren haben sich die Erträge angeeignet.

    Zum Glück hat sich Zimbabwe befreit und diese Verhältnisse sind jetzt Geschichte

  • TS
    Thomas Sch.

    Na, da wird die deutsche Antifa jetzt schäumen. Der böse Rassist Mugabe, der chauvinistische Neonazi und rechtspopulistische Nationalist und Revanchist. Ja, da wird der Linke böse. Daß da eine Hautfarbe bevorzugt und eine andere diskriminiert wird. Nein, das geht ja gar nicht. Her mit der Lichterkette und der Mahnwache. Und die kämperisch-aggressiven Schutzsstaffeln der Antifa werden das nigerianische Konsulat verwüsten. Nicht wahr ?

  • J
    jochen

    Deswegen hat die Natur den Menschen sterblich gemacht, sonst gäbe es von der Blödheit

    und Machtsucht der Einzelnen keine Erlösung mehr.

    Bleibt zu hoffen, dass die Nachfolger aus

    den Fehlern und dem Rassismus Mugabes lernen werden!

     

    Afrika hat nach der Apartheid genug schwarze

    Verbrecher, als Menschenschänder erlebt, um

    jegliche moralische Überlegenheit der Schwarzen

    zu entkräften. Wer daran die Qualität der

    Menschen mißt, ist wirklich nur dumm.

    Jegliche Hautfarbenpolitik ist widerlich.

    Das Wohl des Volkes und die gute Tat des Einzelnen

    unabhängig von allen Äußerlichkeiten zählen!!

  • L
    Legastheniker

    „Die Ansicht, dass Kapital wichtiger als alles andere ist, ist Unsinn“...das kommt mir irgendwie bekannt vor.

     

    Hoffentlich verletzt DIE LINKE bei ihrem nächsten Parteipogrom nicht das Copyright von Diktator Mugabe.

     

    Euer

    Legastheniker

  • G
    Georg

    Ist das jetzt Rassissmus oder was anderes?