: München muss man können
■ Claudia Jung ist eine der erfolgreichsten Schlagersängerinnen der 90er. Radio Bremen hat die Wahlmünchenerin jetzt porträtiert / Eine äußerst subjektive Vorschau
Grüß Gott, ich bin die Claudia Jung. Ich musste zwar in der Nähe von Düsseldorf aufwachsen, aber ich lebe heute als „Zugroaste“ in München oder in unserem Ferienhaus im Zillertal. Deshalb sage ich heuer „Grüß Gott“ statt „Guten Tag“. Ansonsten bin ich für alles zu haben. Zum Beispiel für einen Kaffee bei Dallmayr, für eine Weißwurst auf dem Viktualienmarkt oder für ein Porträt von Radio Bremen. Ein Fernsehteam hat mich in München besucht und begleitet. Das waren ganz liebe Menschen. Und clever sind sie auch: Gleich zwei Filme über mich hat Radio Bremen gemacht: „Höchstpersönlich: Claudia Jung“ kommt am 10. August im Ersten, und „Ein Star und seine Stadt / Claudia Jung – Mein München“ folgt dann mit den lieben Kollegen German Tenors, Karel Gott, Richard Clayderman und den Schürzenjägern am 27. August.
Obwohl ich eine der erfolgreichsten Schlagersängerinnen der Neunzigerjahre bin, lehne ich Tingelaufträge ab. Am liebsten bin ich mit meiner Familie zu Hause in München oder in meinem Ferienhaus. Von dort mache ich Ausflüge in die Berge oder helfe den Bäuerinnen beim Heumachen. Wenn ich nicht vor gefüllten Konzertsälen bundesweit auftrete, bin ich eine leidenschaftliche Köchin. Ich bevorzuge vegetarische Vollkost. Außerdem reite ich gerne auf meinem Haflinger. Das ist eine Ponyrasse, die aus einem Araber und einem Alpenpferd gezüchtet ist. Ich hatte zwar mal einen schweren Reitunfall, aber der hält mich nicht davon ab.
Mein lieber Mann bangt deshalb ständig um mich. Er ist Musikproduzent und Regisseur und heißt Hans Singer. Zusammen mit meinem Töchterchen Anna begleitet er mich auf meinen Tourneen. Anna habe ich das Lied „Du bist ein Teil von mir“ gewidmet. Die Dreijährige schafft es manchmal, mir bei gemeinsamen Auftritten die Show zu stehlen.
Auf den abgebildeten Fotos singe ich aber andere Lieder. Links fahre ich gerade mit einem Boot über den schönen Tegernsee und singe „Hast du alles vergessen“. Und rechts bin ich in den Bavaria-Studios in München und singe „Mir geht's gut“. Ich weiß zwar nicht, was dem Mann hinter mir passiert ist, aber ich kann sagen: Mein München ist ein bisschen so wie die Welt in meinen Liedern – eine blitzsaubere Angelegenheit, über die man in leisen Tönen reden sollte, damit sich die Geschichten von dem, was man sieht, wie von selber erzählen.
Wie gesagt: Mir geht's gut. Nur einmal war das ein bisschen anders. Da dachte ich, ich wäre keine „Zugroaste“ mehr. Doch in genau diesem Augenblick ließ sich Sepp Maier – Sie wissen schon, der frühere Torwart – bei mir blicken. Und glauben's: Als er mich mit Messer und Gabel eine Weißwurst essen sah, wäre ihm fast für immer der Appetit darauf vergangen. München, habe ich gelernt, muss man nicht nur lieben, sondern auch können. So bin ich um ein Haar dem schon angedrohten Biergartenverweis entgangen. Schlimmeres hätte einer Münchenerin wie mir in meinem München nicht passieren können. Nach Radio-Bremen-Pressemitteilungen aufgeschrieben von Christoph Köster
Die Sendungen zum Text: „höchstpersönlich: Claudia Jung“, 10. August, 16 Uhr im Ersten; „Claudia Jung – Mein München“, 27. August, 20.15 Uhr im Ersten.
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