Motiv bisher unklar: Amokfahrt in Trier
In Trier ist ein Mann mit einem Geländewagen durch die Fußgängerzone gerast. Mindestens zwei Menschen sind tot, es gibt viele Verletzte.
Polizeibeamte konnten den mutmaßlichen Amokläufer, einen 51-jährigen Deutschen aus der Region, in unmittelbarer Nähe des Tatorts festnehmen, indem sie sein Fahrzeug rammten. Nach Angaben des Trierischen Volksfreunds hatte sich zufällig ein Einsatzteam vor Ort befunden. Was den Mann zu der Tat trieb, ist bisher unklar. Geäußert hat sich der Fahrer bislang nicht.
Bis zum Abend war die Trierer Innenstadt abgesperrt. Nachdem die Opfer versorgt und abtransportiert waren, übernahm die Spurensicherung der Polizei.
Die Szenen in der Innenstadt habe er „wie nach einem Krieg“ erlebt, sagte OB Leibe, der unmittelbar nach der Amokfahrt vor Ort war. Nach seinen Angaben ist ein Kind unter den Toten. Er habe einen Kinderschuh auf der Straße liegen gesehen; das Mädchen dazu lebe nicht mehr, sagte er um Fassung ringend. Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, hat inzwischen bestätigt, dass ein kleines Kind unter den Toten ist.
Der Tag sei ein „wirklich schlimmer und schrecklicher Tag für die Angehörigen“, sagte Dreyer. Mitten an einem ganz normalen Tag seien Menschen aus dem Leben gerissen worden. „Das ist einfach sehr schlimm für uns alle.“ Sie sei mit ihren Gedanken bei den Verletzten und Schwerverletzten und hoffe und bete, dass sie überlebten und gesundeten.
Videoaufnahmen zeigten am Tatort ein Bild der Verwüstung. Auf der Straße lagen auch Stunden danach noch umgefahrene Werbestände und Auslagen verstreut. Am Nachmittag waren zahlreiche Rettungsfahrzeuge im Einsatz, um Tote und Verletzte zu bergen.
Wegen des Kälteeinbruchs waren zur Tatzeit weniger Menschen in der Fußgängerzone unterwegs gewesen als sonst in der Vorweihnachtszeit. Allerdings war die Fußgängerzone anders als in den Vorjahren nicht durch Betonpoller gesichert, weil in diesem Jahr wegen der Coronakrise der Weihnachtsmarkt abgesagt wurde. Über die Motive des Täters war zunächst noch nichts bekannt. Auf einer Pressekonferenz wollten am Abend der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewenz (SPD) und die Polizei über den Stand der Ermittlungen berichten.
Die Polizei forderte alle Augenzeugen auf, Videos und Fotos nicht in den sozialen Medien zu posten. Sie kündigte an, ein Portal einzurichten, in dem sie solche Dokumente empfangen kann. Die Beamten warnten überdies vor Spekulationen, die unmittelbar nach dem Zwischenfall im Netz die Runde machten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestellerautor will in den Bundestag
Nukleare Drohungen
Angst ist ein lautes Gefühl
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland