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MoscheestreitKölner CDU kippt um

Der geplante Neubau soll unauffälliger werden, fordern die Christdemokraten - und beschädigen damit ihren Oberbürgermeister politisch.

Moscheegegner bekommen Unterstützung von den Christdemokraten. Bild: dpa

KÖLN taz "Das ist doch alles albern hier", schnauft ein Kölner Christdemokrat im Foyer. Drinnen im Saal läuft der Mitgliederparteitag der CDU zum Bau der ersten repräsentativen Moschee in der Domstadt. Viel Entscheidungsspielraum haben die - überwiegend älteren - rund 500 Stimmberechtigten in der Mülheimer Stadthalle nicht mehr. Gerade hat ihnen Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) mitgeteilt, dass er die Verwaltungsvorlage zum Bau bereits abgezeichnet hat. "Machen wir uns nichts vor, die Moschee kommt - entweder mit uns oder ohne uns oder gegen uns", ruft er in den Saal.

Im Auditorium regt sich Unmut, einzelne "Aufhören!"-Rufe und Pfiffe werden laut. Vergeblich warnt Schramma davor, "die Tür des Dialogs durch überhöhte Forderungen zuzuschlagen". Genau dafür aber entscheidet sich die Parteibasis. Kleiner und unauffälliger soll die von der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) geplante Moschee werden, beschließt nach Stunden hitziger Diskussion eine deutliche Mehrheit der anwesenden CDU-Mitglieder.

Bisher hatten sich alle im Stadtrat vertretenen Parteien mit Ausnahme der rechtspopulistischen "Bürgerbewegung pro Köln" eindeutig für den Moscheebau im Stadtteil Ehrenfeld ausgesprochen. Noch Anfang der Woche warb der CDU-Vorsitzende des städtischen Kulturausschusses, Lothar Theodor Lemper, zusammen mit der Kölner SPD-Bundestagsabgeordneten Lale Akgün dafür, das vom Kirchenbaumeister Paul Böhm entwickelte architektonische Konzept der Moschee, inklusive der beiden 55 Meter hohen Minarette, ohne Abstriche zu realisieren. Es gebe "keinen sachlichen Grund, einer Verkleinerung das Wort zu reden", heißt es in ihrer gemeinsamen Erklärung.

Aber eben eine Menge emotionale: "Wir brauchen kein türkisches Zentrum in Ehrenfeld", schimpft auf dem Parteitag Jörg Uckermann. Der Ehrenfelder CDUler macht seit Monaten gegen das islamische Gotteshaus mobil. Ihm ist es zu groß, zu laut, zu fremd. Am liebsten hätte er nur eine unauffällige Minimoschee, am besten noch fernab in einem Gewerbegebiet. Mit seiner Position steht er nicht allein.

Um die Kritiker einzubinden, hatte der Parteivorstand schon im Vorfeld einen Teil ihrer Forderungen in den eigenen Leitantrag aufgenommen. Der Bauherr müsse Kuppelgröße, Minarette und Einzelhandelsflächen "nachdrücklich reduzieren", sagt Kölns CDU-Vorsitzender Walter Reinarz unter Applaus. "Wenn die Ditib nicht auf unsere Forderungen eingeht, wird die CDU nicht zustimmen können."

Akzeptanzprobleme hat an diesem Abend nicht nur der Moscheebau, sondern auch der nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet. "Wenn Muslime ein Gotteshaus bauen wollen, haben sie auch das Recht dazu", sagt er - doch das wollen etliche seiner Parteifreunde nicht wahrhaben. Richtiger Beifall brandet erst auf, als Laschet Verständnis für die Kritiker des Moscheebaus formuliert: "Nicht jeder, der gegen eine Moschee ist, ist rechtsradikal!"

"Das macht mir das Verhandeln schwer", muss Schramma seine Niederlage eingestehen. Er wird mit zwei unterschiedlichen Aufträgen in die Gespräche mit der Ditib gehen müssen: Seine Partei verlangt deutliche Korrekturen an den Bauplänen, die Ratsmehrheit aus SPD, FDP, Grünen und Linken dagegen macht sich für eine Realisierung des ursprünglichen Entwurfs stark.

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12 Kommentare

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  • JB
    Jürgen Busch

    Merkwürdig ist doch, daß Politiker und Journalisten durch die Bank klüger sind und weitsichtiger handeln als die Bevölkerung einsieht (jedenfalls nach Einschätzung der Politiker und Journalisten) und daß Politiker immer gleich ?beschädigt? sind, wenn sie nach einer Beschlussfassung im Parteienzirkel beim Volk auf Widerstand stoßen.

    Merkwürdig ist auch, daß der Minister Laschet von einem ?Gotteshaus? spricht, wenn es doch nur um ein ?Gebetshaus mit angeschlossenen Einzelhandelsgeschäften und Versammlungsräumen? geht (das Wörtchen ?nur? soll nur die unterschiedliche Bedeutung darstellen zwischen unseren Göttern und den Götzen, den ?Göttern? des Konsums).

    Vielleicht ist die Bevölkerung doch klüger als die Politiker etc und weiß besser, wie die Integration von Einwanderern gelingen könnte, so im kleinen alltäglichen Leben, das der Mensch nur einmal führt, nachbarschaftlich solidarisch ? einander verstehend, auch sprachlich.

    J. Busch

  • SA
    Servet Akgöbek

    Zu Fragen ist, was kann man da sagen, was dann geschrieben werden kann. Man als das Fremde, die Bedrohung vor der Bedrohung. Es scheint nicht klar zu sein das wir nicht in einem Viel-Götter-Staat leben, in dem diese vermeindlichen Götter miteinander in einen Wettstreit treten müssen. Irgendwie kam der Grundsatzgedanke der Religionsfreiheit in diesem Land voller Deutsche nie an. Er wirkt mehr wie eine latente Verwirrung, die jeder spürt, aber keiner was dafür kann. Was kann das Fremde dazu sagen, was es dann schreiben kann. Dabei ist ihm oft das Andere fremd in seiner Angst, die keine Furcht kennt. Somit hier eine furchtbare Angstlosigkeit vor dem was auch immer da im christlichen Sinne deutsch sein mag.

  • RJ
    Ronald Jaeschke

    Ich empfehle eine Reise ins schöne Madrid ! Dort steht eine Moschee, groß und hübsch. Und erstaunlicherweise ... keine vermehrten Durchschlafprobleme bei den Kindern der Umgebung, kein Ohrensausen der Restbevölkerung und bisher keine Schlaganfälle bei katholischen Priestern !

  • KH
    Kilian Haus

    Es ist vielleicht ein wenig einfach, den Konflikt auf reine Intoleranz und Angst vor durchdringenden Muezzin-Rufen zu reduzieren. Natürlich ist es wenig freiheitlich und grundgesetztreu, sich nur aus solchen Gründen gegen eine angemessene, auch repräsentative Moschee zu stellen.

     

    Was aber nicht sein sollte, und fernab jeden braunen Dünkels auch bekämpfenswert wäre, ist ein "Desintegrationszentrum" in Köln-Ehrenfeld: Ein Hort der Parallelgesellschaft, an dem konzentriert und im großen Stil nicht nur muslimisch gebetet, sondern auch eingekauft, gegessen, gearbeitet, geschult und ausgebildet, Freizeit verbracht, kurz: autark gelebt werden soll. Hier könnten die in näherer Umgebung reichlich vorhandenen Muslime - besonders die mit Migrationshintergrund, die wenig oder kein Deutsch sprechen, ihren kompletten Alltag verbringen, ohne jemals ihren engen kulturellen Kontext zu verlassen.

     

    Ein solches Abschottungsprojekt wittern viele weniger kleingeistige Kritiker (nicht nur im konservativen Lager). Und wenn man sich die ausschweifende Infrastruktur ansieht, die zum Moschee-Komplex dazugehören - und damit auch nach Belieben der Moschee-Erbauer genutzt werden - soll, mag man ihnen auch nicht von vornherein Unrecht geben.

  • JB
    Jürgen Busch

    Merkwürdig ist doch, daß Politiker und Journalisten durch die Bank klüger sind und weitsichtiger handeln als die Bevölkerung einsieht (jedenfalls nach Einschätzung der Politiker und Journalisten) und daß Politiker immer gleich ?beschädigt? sind, wenn sie nach einer Beschlussfassung im Parteienzirkel beim Volk auf Widerstand stoßen.

    Merkwürdig ist auch, daß der Minister Laschet von einem ?Gotteshaus? spricht, wenn es doch nur um ein ?Gebetshaus mit angeschlossenen Einzelhandelsgeschäften und Versammlungsräumen? geht (das Wörtchen ?nur? soll nur die unterschiedliche Bedeutung darstellen zwischen unseren Göttern und den Götzen, den ?Göttern? des Konsums).

    Vielleicht ist die Bevölkerung doch klüger als die Politiker etc und weiß besser, wie die Integration von Einwanderern gelingen könnte, so im kleinen alltäglichen Leben, das der Mensch nur einmal führt, nachbarschaftlich solidarisch ? einander verstehend, auch sprachlich.

    J. Busch

  • SA
    Servet Akgöbek

    Zu Fragen ist, was kann man da sagen, was dann geschrieben werden kann. Man als das Fremde, die Bedrohung vor der Bedrohung. Es scheint nicht klar zu sein das wir nicht in einem Viel-Götter-Staat leben, in dem diese vermeindlichen Götter miteinander in einen Wettstreit treten müssen. Irgendwie kam der Grundsatzgedanke der Religionsfreiheit in diesem Land voller Deutsche nie an. Er wirkt mehr wie eine latente Verwirrung, die jeder spürt, aber keiner was dafür kann. Was kann das Fremde dazu sagen, was es dann schreiben kann. Dabei ist ihm oft das Andere fremd in seiner Angst, die keine Furcht kennt. Somit hier eine furchtbare Angstlosigkeit vor dem was auch immer da im christlichen Sinne deutsch sein mag.

  • RJ
    Ronald Jaeschke

    Ich empfehle eine Reise ins schöne Madrid ! Dort steht eine Moschee, groß und hübsch. Und erstaunlicherweise ... keine vermehrten Durchschlafprobleme bei den Kindern der Umgebung, kein Ohrensausen der Restbevölkerung und bisher keine Schlaganfälle bei katholischen Priestern !

  • KH
    Kilian Haus

    Es ist vielleicht ein wenig einfach, den Konflikt auf reine Intoleranz und Angst vor durchdringenden Muezzin-Rufen zu reduzieren. Natürlich ist es wenig freiheitlich und grundgesetztreu, sich nur aus solchen Gründen gegen eine angemessene, auch repräsentative Moschee zu stellen.

     

    Was aber nicht sein sollte, und fernab jeden braunen Dünkels auch bekämpfenswert wäre, ist ein "Desintegrationszentrum" in Köln-Ehrenfeld: Ein Hort der Parallelgesellschaft, an dem konzentriert und im großen Stil nicht nur muslimisch gebetet, sondern auch eingekauft, gegessen, gearbeitet, geschult und ausgebildet, Freizeit verbracht, kurz: autark gelebt werden soll. Hier könnten die in näherer Umgebung reichlich vorhandenen Muslime - besonders die mit Migrationshintergrund, die wenig oder kein Deutsch sprechen, ihren kompletten Alltag verbringen, ohne jemals ihren engen kulturellen Kontext zu verlassen.

     

    Ein solches Abschottungsprojekt wittern viele weniger kleingeistige Kritiker (nicht nur im konservativen Lager). Und wenn man sich die ausschweifende Infrastruktur ansieht, die zum Moschee-Komplex dazugehören - und damit auch nach Belieben der Moschee-Erbauer genutzt werden - soll, mag man ihnen auch nicht von vornherein Unrecht geben.

  • JB
    Jürgen Busch

    Merkwürdig ist doch, daß Politiker und Journalisten durch die Bank klüger sind und weitsichtiger handeln als die Bevölkerung einsieht (jedenfalls nach Einschätzung der Politiker und Journalisten) und daß Politiker immer gleich ?beschädigt? sind, wenn sie nach einer Beschlussfassung im Parteienzirkel beim Volk auf Widerstand stoßen.

    Merkwürdig ist auch, daß der Minister Laschet von einem ?Gotteshaus? spricht, wenn es doch nur um ein ?Gebetshaus mit angeschlossenen Einzelhandelsgeschäften und Versammlungsräumen? geht (das Wörtchen ?nur? soll nur die unterschiedliche Bedeutung darstellen zwischen unseren Göttern und den Götzen, den ?Göttern? des Konsums).

    Vielleicht ist die Bevölkerung doch klüger als die Politiker etc und weiß besser, wie die Integration von Einwanderern gelingen könnte, so im kleinen alltäglichen Leben, das der Mensch nur einmal führt, nachbarschaftlich solidarisch ? einander verstehend, auch sprachlich.

    J. Busch

  • SA
    Servet Akgöbek

    Zu Fragen ist, was kann man da sagen, was dann geschrieben werden kann. Man als das Fremde, die Bedrohung vor der Bedrohung. Es scheint nicht klar zu sein das wir nicht in einem Viel-Götter-Staat leben, in dem diese vermeindlichen Götter miteinander in einen Wettstreit treten müssen. Irgendwie kam der Grundsatzgedanke der Religionsfreiheit in diesem Land voller Deutsche nie an. Er wirkt mehr wie eine latente Verwirrung, die jeder spürt, aber keiner was dafür kann. Was kann das Fremde dazu sagen, was es dann schreiben kann. Dabei ist ihm oft das Andere fremd in seiner Angst, die keine Furcht kennt. Somit hier eine furchtbare Angstlosigkeit vor dem was auch immer da im christlichen Sinne deutsch sein mag.

  • RJ
    Ronald Jaeschke

    Ich empfehle eine Reise ins schöne Madrid ! Dort steht eine Moschee, groß und hübsch. Und erstaunlicherweise ... keine vermehrten Durchschlafprobleme bei den Kindern der Umgebung, kein Ohrensausen der Restbevölkerung und bisher keine Schlaganfälle bei katholischen Priestern !

  • KH
    Kilian Haus

    Es ist vielleicht ein wenig einfach, den Konflikt auf reine Intoleranz und Angst vor durchdringenden Muezzin-Rufen zu reduzieren. Natürlich ist es wenig freiheitlich und grundgesetztreu, sich nur aus solchen Gründen gegen eine angemessene, auch repräsentative Moschee zu stellen.

     

    Was aber nicht sein sollte, und fernab jeden braunen Dünkels auch bekämpfenswert wäre, ist ein "Desintegrationszentrum" in Köln-Ehrenfeld: Ein Hort der Parallelgesellschaft, an dem konzentriert und im großen Stil nicht nur muslimisch gebetet, sondern auch eingekauft, gegessen, gearbeitet, geschult und ausgebildet, Freizeit verbracht, kurz: autark gelebt werden soll. Hier könnten die in näherer Umgebung reichlich vorhandenen Muslime - besonders die mit Migrationshintergrund, die wenig oder kein Deutsch sprechen, ihren kompletten Alltag verbringen, ohne jemals ihren engen kulturellen Kontext zu verlassen.

     

    Ein solches Abschottungsprojekt wittern viele weniger kleingeistige Kritiker (nicht nur im konservativen Lager). Und wenn man sich die ausschweifende Infrastruktur ansieht, die zum Moschee-Komplex dazugehören - und damit auch nach Belieben der Moschee-Erbauer genutzt werden - soll, mag man ihnen auch nicht von vornherein Unrecht geben.