Moscheeeröffnung: Moschee öffnet nach sechs Jahren Bauzeit
Bauherren des Mascharicenter am Görlitzer Bahnhof sind arabischstämmige Muslime.
Nach knapp sechsjähriger Bauzeit eröffnet am nächsten Freitag eine weitere große Moschee in Kreuzberg: Auf dem ehemaligen Bolle-Gelände am Görlitzer Bahnhof wurde das islamische Gotteshaus im neu erbauten Mascharicenter fertiggestellt. Das siebengeschossige Gebäude beherbergt neben dem Gebetsraum für etwa 1.000 Gläubige Ladenlokale und Geschäftsräume sowie Veranstaltungs- und Seminarräume. Das Dach des Hauses krönen eine gläserne Kuppel sowie vier kleine Minarette, die von der Straße aus kaum als solche zu erkennen sind.
Nur die zweigeschossige Moschee in den obersten Stockwerken inklusive der dazu gehörenden Waschräume sowie die Außenfassade des Gebäudes sind bisher komplett fertig. Der Ausbau der Gewerberäume sei noch nicht beendet, sagt Birol Ucan, Sprecher des Islamischen Vereins für wohltätige Projekte (IVWP e.V.), Bauherr des Centers und der Moschee. Bisher sei erst eines der Ladenlokale vermietet, dies werde ein Imbissrestaurant beherbergen, so Ucan. Die lange Bauzeit des islamischen Geschäfts- und Gebetshauses, das auf dem Gelände des bei den Krawallen am 1. Mai 1987 niedergebrannten Bolle-Supermarkts entstand, liege daran, dass allein mit Spendengeldern von Gläubigen gebaut wurde, so der IVWP-Sprecher. Der Verein hatte an Marktständen und in Geschäften, bei muslimischen Veranstaltungen und auch per Internet Muslime um Spenden für die Errichtung der Moschee gebeten, die insgesamt etwa 10 Millionen Euro gekostet hat. Der Großteil der Summe sei aus solchen Barspenden zusammengekommen, so Ucan.
Der IVWP ist ein ursprünglich von Muslimen arabischer, vor allem palästinensischer und libanesischer Herkunft gegründeter Verein. Er gehört zu einer islamischen Strömung, die von dem im heutigen Äthiopien geborenen Scheich Abdullah al-Harari begründet wurde und unter der Bezeichnung "Habash" bekannt ist. Die Habashis rechnen sich den sunnitischen Muslimen zu und pflegen einen konservativen und auf Wohltätigkeit orientierten Islam. Zur Berliner Gemeinde gehören laut Birol Ucan auch Muslime jugoslawischer, albanischer, türkischer und afrikanischer Herkunft. Von "radikalen islamischen Gruppierungen" distanziere man sich, so Ucan: "Wir wollen über diese Gruppen aufklären." Die Gemeinde will künftig in den neuen Räumen gemeinsame Veranstaltungen mit Schulen und Volkshochschulen, Jobcentern und dem Bezirksamt durchführen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland