: Mord bleibt ungesühnt
■ Freispruch für Angeklagten im Penny-Markt-Prozeß
Ein Sozialhilfeempfänger ist gestern vom Vorwurf des Raubmords an einem 33jährigen Leiter einer Penny-Markt-Filiale freigesprochen worden. Die 27. Große Strafkammer des Landgerichts sprach von einem unbefriedigenden Urteil, weil es viele Hinweise gebe, die auf den Angeklagten als Täter hinweisen. Die Staatsanwaltschaft hatte eine lebenslängliche Freiheitsstrafe beantragt.
Der in der Nähe der Charlottenburger Filiale wohnende 41jährige Mann hatte als Stammkunde die Bekanntschaft des Filialleiters gesucht und war gelegentlich im Büro aufgetaucht, wo abends das Geld gezählt wird. Am 19. Mai 1993 war er – als „Rainer“ auch bei Kassierinnen bekannt – nachweislich nach Ladenschluß an der Lieferantentür. Das Opfer war kurz danach mit zertrümmertem Schädel gefunden worden.
Der wegen Eigentumsdelikten vorbestrafte Angeklagte lieferte ein nachweislich falsches Alibi. In seiner Küche wurden in einem Versteck 8.800 Mark gefunden. Einen Beweis, daß das Geld aus der Beute von mehr als 22.000 Mark stammt, gab es jedoch nicht. Auch konnten weder Fingerabdrücke noch Blutspritzer oder eine Tatwaffe nachgewiesen werden.
Fest stand für die Richter lediglich, daß der Angeklagte sich zur Tatzeit in der Nähe des Penny- Marktes aufgehalten hatte. Er wurde dort von einer Angestellten gesehen. Eine andere Mitarbeiterin hatte währenddessen aber einen völlig unbekannten Mann beobachtet, der laut Urteil ebenfalls als Täter in Betracht kommt. Dem Gericht blieb daher „nichts anderes übrig als Freispruch“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen