Monika Grütters als neue Leiterin: Eine Frau soll die Berliner CDU retten
Mit der Kulturpolitikerin Monika Grütters an ihrer Spitze will die Union aus der Dauermisere finden. Sie soll zusammen mit Frank Henkel den Landesverband leiten.
BERLIN taz Die Kulturpolitikerin Monika Grütters soll die Berliner CDU aus der Krise führen. Am Montag verkündete die Bundestagsabgeordnete, sie wolle künftig gemeinsam mit dem neuen Fraktionsvorsitzenden Frank Henkel den Unions-Landesverband leiten. "In welcher Formation - wer als Vorsitzender und wer als Stellvertreter - das ist noch zu klären", sagte sie.
Die 46-jährige geborene Münsteranerin gilt als Liberale mit Ansehen über ihre Partei hinaus. Seit 2005 sitzt Grütters für den Berliner Landesverband im Bundestag. Sie ist stellvertretende Fraktionssprecherin im Kulturausschuss und im Ausschuss für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Der Landesvorsitz war seit Mittwoch vergangener Woche vakant, als der bisherige Landeschef Ingo Schmitt überraschend seinen sofortigen Rücktritt bekannt gab. Schmitt hatte die CDU seit 2005 geleitet, war aber immer wieder für schlechtes Krisenmanagement kritisiert worden. So war es ihm über lange Zeit nicht gelungen, einen Spitzenkandidaten für die Abgeordnetenhauswahl im Herbst 2006 aufzutreiben.
In Umfragen dümpelt die Partei seit Jahren an der Marke von 20 Prozent. Als der Fraktionsvorsitzende Friedbert Pflüger vor einem Monat überraschend ankündigte, im Frühjahr 2009 gegen Schmitt zu kandidieren, scheiterte Pflüger zwar. Die Rufe nach Schmitts Rücktritt verstummten jedoch seither nicht mehr.
Vor ihrer gestrigen Ankündigung hatte Grütters immer wieder deutlich gemacht, sie werde nur unter bestimmten Voraussetzungen für eine Kandidatur zur Verfügung stehen. Vor allem verlangte sie einen pfleglicheren Umgang innerhalb der Partei. Die Union hat es, anders als Grüne und SPD, bis heute nicht vermocht, auch im Osten der einst geteilten Stadt Fuß zu fassen. "Ich weiß, dass die Berliner CDU ein Signal des Aufbruchs senden muss", sagte Grütters vergangene Woche. "Doch ich weiß auch, wie schwer es werden wird, nach innen erneuernd zu wirken." Der Landesvorsitzende hat es traditionell schwer, sich gegen die mächtigen Kreisvorsitzenden durchzusetzen.
Bis zu seinem Sturz vor wenigen Wochen hatte Angela Merkel auf den glücklosen Fraktionschef Friedbert Pflüger gesetzt, um das ramponierte Image der CDU aufzupolieren. Auch der gelernten Literatur- und Kunsthistorikerin werden gute Kontakte zur Bundeskanzlerin nachgesagt.
Berlin kennt Grütters sehr gut. Von 1995 bis 2005 war sie stellvertretende Vorsitzende der Unions-Fraktion im Abgeordnetenhaus sowie deren kultur- und wissenschaftspolitische Sprecherin.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?