■ Moneta: Rente ist männlich
Die bittere Erkenntnis, dass ohne private Altersvorsorge in diesem Lande niemand mehr auskommt, hat sich mittlerweile verbreitet. Noch immer aber sind es vor allem Frauen, die das Thema „älter werden“ gerne verdrängen. Verständlich, bedeutet es doch für uns nicht nur abnehmende äußerliche Attraktivität, sondern auch die Gefahr des sozialen Abstiegs.
Über 80 Prozent aller Frauen in der Bundesrepublik verfügen über eine Rente von weniger als 1000 Mark. Die Reformpläne von Bundesarbeitsminister Walter Riester könnten nun ein weiterer Schritt zur Diskriminierung von Frauen im Rentenrecht werden. Denn die geplante zehnprozentige Absenkung des Rentenniveaus dürfte den Anteil der von Sozialhilfe abhängigen Rentnerinnen noch weiter anheben. Und der „Lückenschluss“ über die privaten Versicherer käme Frauen mal wieder teurer zu stehen als Männer. Genauso wie schon in der privaten Kranken- und Berufsunfähigkeitsversicherung:Wir leben ein paar Jahre länger, und das kostet eben.
Niemand nötigt uns aber, unsere private Altersvorsorge in die Hände der Versicherungsgesellschaften zu legen. Die drohende Armut im Alter zwingt Frauen förmlich, über den Tellerrand vermeintlich sicherer konservativer Anlageprodukte zu gucken. Und da bieten sich AS-Fonds-Verträge (Altersvorsorge-Sondervermögen) oder Aktienfonds-Sparpläne als durchaus lukrative Alternativen zur Rentenversicherung an. Wenn auch das Vertrauen in die Aktienmärkte in diesen Tagen etwas getrübt sein mag: Langfristig, z.B. über einen Zeitraum von 20 Jahren, haben internationale Aktienfonds aus 100 Mark monatlich über 70.000 Mark gemacht, Rentenversicherungen dagegen nur etwa 45.000 Mark.
Vielleicht hat diese unschöne Rentenreform-Debatte letztlich auch einen positiven Aspekt: Sie könnte immer mehr Frauen dazu bewegen, sich frühzeitig mit dem Thema „Altersvorsorge“ auseinander zu setzen und somit doch noch der Altersarmut zu entkommen. Susanne Kazemieh
Die Kolumnistin ist Finanzmaklerin und Gründerin der FrauenFinanzGruppe, Schrammsweg 15, 20249 HH, Tel.: 4607 3337, eMail: Info@FrauenFinanzGruppe.de
Susanne Kazemieh
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