■ Moneta: Step by Step
Ach, was muss man jetzt von bösen Börsen hören oder lesen. Die, anstatt uns durch nette Kurse zum Anlegen zu motivieren, sich oftmals heimlich über uns lustig machen...
Die deutschen AnlegerInnen sind verunsichert. Hat nicht selbst Stiftung Warentest seit Beginn der neunziger Jahre zur Altersvorsorge über Aktienfonds geraten? Und über die kläglichen Renditen der Lebensversicherer geschimpft? Wie soll man sich positionieren, wenn kein Licht am Ende des Tunnels sichtbar ist? Kann man den Aktienmärkten noch über den Weg trauen?
Ich war überrascht von der Statistik, die ich neulich über amerikanische Aktienfonds las: Von 1984 bis 2000 haben diese eine Wertsteigerung von etwa 900 Prozent erreicht. Der durchschnittliche amerikanische Aktienfondsbesitzer erreichte im gleichen Zeitraum schlappe 150 Prozent. Woran hat das gelegen? Die amerikanischen Kleinanleger waren offensichtlich bei weitem nicht so abgeklärt, wie man uns hier glauben machen wollte. Auch sie haben sich von Baissephasen an den Börsen wegbluffen lassen. Sie sind bei fallenden Kursen ausgestiegen, haben auf konservative Anlageformen umgeschichtet, um bei steigenden Kursen auf den fahrenden Zug wieder aufzuspringen. Ob in Europa, Amerika oder Asien: Diese Form des S-Bahn-Surfens ist hochgradig riskant, hat aber weder mit Mut noch mit Verstand zu tun.
In Zeiten wie diesen nicht nur sitzen zu bleiben, sondern step by step nachzukaufen, erfordert sicherlich ein gutes Maß an Vertrauen in die Lokführer. Die Wahrscheinlichkeit aber, dass diese den dunklen Tunnel heil passieren, ist um Längen größer, als dass sie den Zug gegen die Wand fahren. Wer zwischendurch aussteigt, hat zwar die Sicherheit, nicht gegen die Wand gefahren zu werden, andererseits aber auch einen sehr langen und mühsamen Weg zum Ziel. Susanne Kazemieh
Die Kolumnistin ist Finanzmaklerin und Gründerin der FrauenFinanzGruppe, Grindelallee 176, 20144 HH, Tel.: 4142 6667, Fax: 4607 3337 info@frauenfinanzgruppe.de www.frauenfinanzgruppe.de
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