Mönchengladbach gegen Dortmund: Hohes Tempo, intensives Spiel

Unentschieden klingt unspektakulär. Doch die ersatzgeschwächten Borussen aus Mönchengladbach und der Meister aus Dortmund zeigten trotzdem pure Unterhaltung.

Ihre Vereine sind sich nicht spinnefeind: Dortmunds Robert Lewandowski (r.) und Mönchengladbachs Dante. Bild: dapd

MÖNCHENGLADBACH taz | Exakt 90 Minuten waren im Borussia-Park gespielt, da sah sich zum ersten Mal an diesem Nachmittag eine größere Gruppe Zuschauer veranlasst, kräftig zu pfeifen. Tobias Walz, der vierte Unparteiische, hob die Tafel in die Luft, auf der die Nachspielzeit angezeigt wird; eine große rote "1" war da zu sehen.

Viel zu wenig, wie die meisten Besucher fanden, denn es hatte Anlass gegeben, mindestens drei Minuten nachspielen zu lassen, und sowohl die Gladbacher als auch die Dortmunder waren durchaus willens, diese Partie in der Nachspielzeit zu gewinnen.

Die "1" war also ein Dämpfer für alle Hoffnungen auf die Tabellenführung, die beide Klubs teilten. Vor allem aber wollten die Leute mehr. Mehr von diesem großartigen Fußballspiel.

Leverkusen - Hoffenheim 2:0

München - Bremen 4:1

Freiburg - Hannover 1:1

Kaiserslautern - Hertha 1:1

Wolfsburg - Mainz 2:2

M'gladbach - Dortmund 1:1

Stuttgart - Köln 2:2

Hamburg - Nürnberg 2:0

Schalke 04 - Augsburg 3:1

1. München 15 (Spiele) +29 (Tore) 31 (Punkte)

2. Dortmund 15 +20 30

3. Mönchengladb. 15 +14 30

4. Schalke 15 +10 28

5. Bremen 15 +1 26

6. Leverkusen 15 +3 25

7. Stuttgart 15 +5 22

8. Hannover 15 -4 21

9. Hertha BSC 15 -1 19

10. Hoffenheim 15 -2 18

11. Hamburg 15 -6 17

12. Köln 14 -9 17

13. Wolfsburg 15 -9 17

14. Mainz 14 -6 16

15. Nürnberg 15 -12 15

16. Kaiserslautern 15 -8 14

17. Freiburg 15 -11 13

18. Augsburg 15 -14 11

Als das 1:1 zwischen dem Tabellenzweiten und -ersten dann amtlich war, sollte Lucien Favre zwar klagen, dass der Auftritt seiner Mannschaft "nicht optimal" gewesen sei, aber man muss wissen: der Gladbacher Trainer ist ein Perfektionist. In Wahrheit war dies wahrscheinlich die niveauvollste Darbietung, die die Menschen in Mönchengladbach seit vielen Jahren zu sehen bekommen haben.

"Das war ein richtig, richtig gutes Fußballspiel", schwärmte dann auch Jürgen Klopp, und als sich der Dortmunder Trainer längst mit seinen Spielern auf der Heimreise befand, da lief Gladbachs Teammanager Steffen Korell durch die Gänge der Arena und empörte sich über die Worte eines TV-Kommentators, der von einem "nicht immer hochklassigen Spitzenspiel" gesprochen hatte.

Dieses Urteil wurde der Partie wahrlich nicht gerecht. Natürlich sind beiden Mannschaften Fehler unterlaufen, doch das Tempo und die Intensität der Partie waren beeindruckend. Vor allem die Gladbacher entwickeln sich derzeit in einer Geschwindigkeit, dass einem unheimlich werden kann. Der Ball zirkuliert immer rasanter durch die Räume, der vielleicht schönste Spielzug ging dem Ausgleich von Mike Hanke voraus (72.).

In vielen Momenten fragte sich das Publikum, was hier wohl passiert wäre, wenn Marco Reus hätte mitwirken können, um die guten Kombinationen mit der letzten durchschlagenden Aktion zu veredeln. Doch selbst dem Fehlen von Reus wegen eines gebrochenen kleinen Zehs konnten die Gladbacher am Ende etwas Positives abgewinnen. "In den letzten Wochen lastete ein enormer Druck auf seinen Schultern", sagte Hanke, nun habe der verletzte Star gesehen, dass auch andere Verantwortung übernehmen.

Raul Bobadilla war kein schlechter Vertreter gewesen. Der Argentinier hat offenkundig viel gelernt unter Trainer Favre, das war in dieser Partie deutlich erkennbar. Der schnelle einfache Pass, das Abspiel, bei dem es weniger um Raumgewinn geht als darum, das Spiel fortzusetzen und das Tempo hochzuhalten, dieses unterschätzte Mittel gehört erst seit Neuestem zum Repertoire Bobadillas, der seinen Tag mit der Vorbereitung des Ausgleichstores krönte. "Ich wollte unbedingt zeigen, dass ich da bin, für mich ist meine Vorlage wie ein Tor", sagte er. Die Gladbacher haben sich so zu einem Team von ganz erstaunlicher Stabilität entwickelt, das war gegen die starken Dortmunder in allen Mannschaftsteilen zu sehen.

Endlich durfte auch Dante, der Innenverteidiger, der aufgrund des starken Kollektivs in den vergangenen Wochen nur selten in wirklich schwer zu lösende Situationen hineingeriet, mal wieder seine brillante Zweikampftechnik zeigen. Viele Gladbacher spielen ihren besten Fußball seit vielen Jahren. "Wenn es noch den Beweis gebraucht hätte, dass Mönchengladbach da oben hingehört, dann gab es den heute", sagte Klopp.

Die Dortmunder, die durch ein Tor von Robert Lewandowski (40.) in Führung gegangen waren, spielten ebenfalls fabelhaft, und eine Viertelstunde vor dem Ende vergab Mario Götze eine tolle Chance zum 2:1. Zwar hat der BVB die Tabellenführung verloren, doch nach nunmehr neun Bundesligapartien ohne Niederlage ist der Meister so etwas wie die Mannschaft des Herbstes.

Nur eines haben die Gladbacher dem BVB weiterhin voraus: Sie haben ein echtes Wunder vollbracht, als sie sich in der Vorsaison aus ihrer ganz und gar aussichtslosen Situation befreit haben. Solch eine Heldentat müssen die Dortmunder nun am Dienstag im Spiel gegen Marseille zustande bringen, wo sie mindestes einen 4:0-Erfolg brauchen, um ihre Chancen auf die Teilnahme am Achtelfinale der Champions League am Leben zu halten.

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