Mode mit Hund: Im eigenen Pelz
Ein Hund im Rampenlicht: Der Bildband des Fotografen Sean Ellis zeigt, wie fotogen sein Hund ist und wie er den Models die Angst vor der Kamera nahm.
Es ist Fashion Week in Berlin. Neben der Mode sind vor allem die Models ein Thema. Sie sind das große Problem des Modebetriebs, wie es scheint. Denn sie sind viel zu professionell und viel zu dünn. Und weil das eine das andere bedingt, sollen jetzt, wie die Speerspitze einer neuen Bewegung, "ganz normale Frauen" die Sache richten - so will es zumindest die Zeitschrift Brigitte.
Nach einem Jahr allerdings stellt sich heraus, dass auch Brigittes ganz normale Frauen hauptsächlich jung und schlank sind, wie jetzt bemängelt wird. Obwohl ganz normale junge Frauen Letzteres normalerweise doch sein sollten, oder nicht?
Da trifft es sich gut, dass uns der britische Modefotograf Sean Ellis nun ein Topmodel vorstellt, an dem es nichts zu meckern gibt - und das, obwohl es sich in seiner knapp zwölfjährigen Karriere stets in Pelz hüllte und jede andere Mode schnöde verschmähte. Aber was hätte "Kubrick the Dog", ein ungarischer Kurzhaar-Vizsla, schon anderes tragen sollen? Für die Unterwäsche von John Galliano, die das Mädchen an seiner Seite vorführte, hatte er kaum Verwendung. Zwar gibt es Bilder von Kubrick, in denen er eine Art Leibchen trägt, doch aus traurigem Anlass. Es handelt sich um einen Verband, denn Kubrick war an Krebs erkrankt und musste operiert werden.
Das Bild zeigt, dass "Kubrick the Dog" ein sehr persönliches Erinnerungsbuch ist an das winzige Hundebaby, das der 1970 geborene Fotograf eines Tages nach Hause brachte und das sich schnell zu einem überaus eleganten Jagdhund entwickelte, der später, ergraut und von der Krankheit gezeichnet, sein Leibchen dennoch mit größter Würde trägt. Überhaupt pflegte Kubrick einen stets sehr lässigen und zugleich noblen Auftritt, neben prominenten Modefrauen wie Kate Moss, Eva Padberg oder Stella McCartney oder einem Rockstar wie Bryan Adams.
Besonders Stella McCarthy war Kubrick sehr zugetan, weshalb sie auch das Vorwort zum Bildband schrieb und dabei gestand: "Ich hasse es, fotografiert zu werden, und bin gottfroh um alles, was mir die Sache leichter macht. Bald verstand ich, warum Sean seinen Kubrick zu der Session mitgebracht hatte. Dieser Hund besaß die Fähigkeit, Menschen zu entwaffnen und ein Fotoshooting zu einer entspannten, heiteren Angelegenheit werden zu lassen." Vielleicht sollte also während der Fashion Week die eine oder andere Hundeschönheit auf dem Laufsteg mit den Models mitlaufen. Das würde doch sehr zur Entkrampfung beitragen, bei den Models und den ModelkritikerInnen.
Sean Ellis: "Kubrick The Dog". Mit einem Vorwort von Stella McCartney. Verlag Schirmer/Mosel, 144 Seiten, 118 Tafeln, davon 45 in Farbe, 29,80 Euro.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
FDP-Krise nach „Dday“-Papier
Ex-Justizminister Buschmann wird neuer FDP-Generalsekretär
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Selenskyj bringt Nato-Schutz für Teil der Ukraine ins Gespräch
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo