: Mocca Fix und Stefan Heym
Auf dem fünften Solibasar der Journalisten auf dem Alex wurde DDR-Nostalgie für 23.000 Mark verkauft. Der Erlös geht an ein Umweltprojekt in Simbabwe
Rot war die Farbe des Tages auf dem Solidaritätsbasar der Journalisten. Vom allgegenwärtigen Ampelmännchen bis zu „Rotkäppchen“-Basecaps wurden am Samstag letzte Überreste aus der DDR verramscht.
Zum fünften Mal seit 1996 präsentierten sich auf dem Alexanderplatz Zeitungs- und Buchverlage sowie soziale Organisationen und wie immer war die Mischung einzigartig: Am Stand der Frankfurter Rundschau wurden Wallraff-Bücher verkauft, daneben „Die schönsten Lieder der FDJ.“ Die Berliner Landesvorsitzende der PDS, Petra Pau, sicherte ihre Vinylsammlung durch den Kauf von Klassikern wie Zitty und Silly auf CD. „Die habe ich zwar schon auf Platte, aber man weiß nie, wie lange die halten“, sagte sie. Ihre Fans bekamen Autogramme, denn Unterschriften waren besonders begehrt.
Star der Veranstaltung war der Schriftsteller Stefan Heym. Viele waren nur wegen ihm von auswärts angereist. Als Heym eine halbe Stunde vor der Zeit am Stand des Neuen Deutschland eintraf, nahmen ihn die vielen Menschen, die artig eine Schlange bildeten, sofort mit ihren Fotoapparaten ins Visier.
Auch andere DDR-„Produkte“ gingen gut. Der Kaffeeklassiker „Mocca Fix“ war schon nach zwei Stunden ausverkauft. Der Buchverkauf lief ebenfalls bestens. Eine Rentnerin machte keinen Hehl aus ihrer Freude über „zwei Festmeter Bücher, mindestens“. Der Erlös des Basars – 23.000 Mark – gehen an ein Umweltprojekt in Simbabwe.
Eine der wenigen Ausnahmen unter dem Stammpublikum jenseits der Grauhaargrenze war der grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele, der an einem Stand der Grünen eingesetzt war und den Basar vorher nicht kannte. „Absoluter Mist hier“, schimpfte er. Doch das bezog sich auf die Lautstärke der Rockmusik. Die früher auch in Westdeutschland verbreitete „Idee Solibasar“, sagte er, unterstütze er jedoch: „Das muss wieder mehr belebt werden.“ Bis dahin werden die Überreste verstaut, in Barkas-Transportern mit www.ost-shop.de-Schriftzug und vielen, vielen Ampelmännchen – roten und grünen.
OLIVER VOSS
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