: Mitterrands später Schulterschluß
■ Der Präsident äußert sich in einem Interview zu den Protesten
Aus Paris Thomas Schmid
Die „Cohabitation“, zu deutsch „das Zusammenwohnen“, ist gerettet. Während Premierminister Chirac sich in den Keller des gemeinsamen Hauses verkrochen hat, hängt sich Staatspräsident Mitte hätten?“. Zwei Wochen lang haben die Studenten und Schüler ihr Anliegen mit Streiks und Demonstrationen in die Öffentlichkeit getragen. Daß ihr Präsident ihnen die ganze Zeit zur Seite stand, haben sie erst am Dienstag abend erfahren. In seiner zweistündigen Rundfunkrede stellte sich Landesvater Mitterrand ganz auf die Seite der Bewegung. Allerdings fügte er hinzu, daß er sich nicht freuen könne, „wenn zu irgendeinem Zeitpunkt die Autorität der Regierung in gewisser Weise geschwächt worden sein sollte“. Doch zweifellos genießt Mitterrand die Kapitulation Chiracs, auch wenn er sich in bester gaullistischer Attitüde wie ein Schutzschild vor die heiligen „Institutionen“ der Fünften Republik stellt. Dazu gehört auch die Polizei. Die Polizisten - so Mitterrand - hätten einen „schwierigen Beruf“. Und „wahrscheinlich haben einige von ihnen die Nerven verloren“. Aber man muß dem Staatsmann immerhin zugute halten, daß er der Familie Malik Oussekines, des Opfers des besagten Nervenverlusts, am Dienstag nun einen Besuch abgestattet hat. In der Bundesrepublik jedenfalls wäre es wohl kaum vorstellbar, daß Kohl die Familie von Klaus–Jürgen Rattay oder Günter Sare aufsucht... FORTSETZUNGEN VON SEITE 1
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