■ Querspalte: Mitten im VW-Land
Vor zwei Jahren ließen wir uns an dieser Stelle über Rechtsausleger Gerhard Schröder zu einem bösen Urteil hinreißen: „Je mehr Unsinn er redet, desto populärer wird er. Je populärer er wird, desto mehr Unsinn redet er“, schrieben wir aufgebracht und voreilig. Wir müssen gestehen: Diese taz-Fundamentalanalyse hat wesentliche Charakterzüge des „Automannes“ ausgeblendet. Da ist seine große Fürsorge auch in kleinen Dingen, der Blick für die Details des Lebens. Nehmen wir nur mal Schröders Freundin Doris Köpf. Sie zieht im Sommer um ins niedersächsische „VW-Land“ (Köpf). Keine Frage, daß sie artig ihren Renault19 verkauft und automobilmäßig zu jener Firma wechselt, bei der ihr Lebensabschnittsbegleiter im Aufsichtsrat sitzt („ich finde, das gehört sich so“). Überflüssig zu sagen, daß Frau Doris – mitten im niedersächsischen Schweinegürtel – künftig schon zum Frühstück Vechtaer Griebenwurst und Schnitzel mit Zigeunermasse vertilgen wird.
In der Elbe-Jeetzel-Zeitung wird in den nächsten Tagen jedenfalls folgende Kleinanzeige geschaltet: „Gepflegte Blondine (33) in Bestzustand sucht ebensolchen Golf-Kombi mit großem Kofferraum. In knalligem Rot. Lederbezüge und Teakholzarmatur wünschenswert, Rallyestreifen und Fuchsschwanz bitte vorher entfernen.“
ER findet den Wechsel vom Franzosen zum Volkswagen nicht nur richtig, sondern „richtig und wichtig“. Gut gereimt, Kanzler-wär'-ich-gern-Kandidat. Künftig sind wir öfter brünftig, sehr vernünftig.
Der aufregende Markenwechsel hat es – positioniert neben der Tagesmeldung „Neue Echsenart“ – mit Schröders Hilfe zu einem ausgewachsenen Dreispalter in der Bild-Zeitung geschafft. Ähnlichen Erfolg hat Schröders Konkurrent Oskar Lafontaine selbst mit seiner späten Vermehrung nicht erreicht.
Was sonst noch zu sagen wäre: Hillu, die taffe Ex, soll einen Jeep-Japaner mit Rammstangen fahren. Wir sehen: Diese Ehe konnte, trotz Airbag, wirklich nur gegen die Wand fahren. Manfred Kriener
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