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Mitfahren maßgeschneidert

■ Der neue „FahrgemeinschaftsService“ vermittelt Mitfahrgelegenheiten für den Weg ins Büro / zahlen sollen für den Service die Firmen / Bei Ausfall wird Taxifahrt bezahlt

“Ich gehe im Zwirn zu den Unternehmen und sage denen, daß ich ein guter Dienstleister bin.“ Das Wort „Projekt“ tilgt Klaus Schäfer-Breede, Chef des „Büros für Verkehrsökologie“ (BVÖ) dann für die Dauer der Präsentation aus seinem Wortschatz. Denn bei dem Wort, so weiß Schäfer-Breede, schrecken viele Firmen zurück. Zu viel touch von linksalternativen Lebensentwürfen oder universitären Langzeitprojekten ohne Ergebnisse. Kein „Projekt“ also.

Wenn Schäfer-Breede in den letzten Monaten bei den großen Bremer Firmen Klinken putzte, dann, um Geld mit einer Öko-Idee zu verdienen. Schäfer-Breede will eine Mitfahrzentrale für die MitarbeiterInnen der Bremer Unternehmen anleiern. Ein Car-Sharing-Modell für den Weg vom und zum Arbeitsplatz. Einer fährt, der andere steigt auf dem Weg zu. „FahrgemeinschaftsService“ nennt Schäfer-Breede sein Kind, bezahlen sollen es die Unternehmen, in Anspruch nehmen die Angestellten.

Erfunden hat er das alles nicht, schon wahr. In Kalifornien müssen größere Firmen seit 1990 nachweisen, daß sie sich mit ähnlichen Modellen an der Reinhaltung der durch Individualverkehr verpesteten Luft beteiligen. Aber erforscht hat er die Realisierungsmöglichkeiten und die Übertragbarkeit auf Bremen. Das hat ein Heidengeld vor allem von der EU gekostet. „MoVe – Mobilitätsverbund – Service für Arbeitnehmerverkehr“ hieß die Unternehmung, die drei Jahre lang lief. Jacobs-Suchard-MitarbeiterInnen sollten ermuntert werden, Mitfahrgemeinschaften zu gründen und auf ökologischere Verkehrsmittel umzusteigen. Der Erfolg erscheint bescheiden, aber es brachte vor allem eines: Das know how für den jetzt aufzubauenden FahrgemeinschaftsService. Der neue Service will sich marktwirtschaftlich behaupten. Das ist neu.

Jetzt versucht der BVÖ-Mann, die kritische Masse an Teilnehmern zusammenzubekommen. 6.000 Angestellte müßten demnach die teilnehmenden Unternehmen zusammenaddiert haben, nach seiner Berechnung. Dann funktioniert das Projekt. Der Service, pardon.

Die Unternehmen würden ihren Angestellten dann ein freundliches Angebot machen können: Wir zahlen Dir, Malocher, für die Vermittlung einer regelmäßigen Mitfahrgelegenheit vom und zum Arbeitsplatz, individuell und maßgeschneidert. Und: Fällt die Fahrgemeinschaft mal aus, wegen Krankheit oder unvorhergesehenen Überstunden etwa, zahlen wir ein Taxi bis 50 Mark. Der FahrgemeinschaftsService bringt die potentiellen Zusammenfahrer zusammen. Das ist wie Puzzlespielen. Der Computer hilft.

Die Firmen sollten aus vielerlei Hinsicht Interesse genug an der Idee haben, um dafür zahlen zu wollen, argumentiert Schäfer-Breede. Parkplätze auf Unternehmensfläche könnten eingespart werden. Die Arbeitnehmer kommen außerdem entspannter an. Und mit dem Öko-Effekt können die Firmen nach außen zusätzlich ihr Umwelt-Image aufpolieren. Kosten soll der Dienst vergleichsweise wenig. Ein Pauschalbetrag je nach Größe des Unternehmens wäre monatlich fällig, bei 100 bis 250 MitarbeiterInnen zum Beispiel 120 Mark, bei 2.000 MitarbeiterInnen 500 Mark. Für jeden Teilnehmer, der seine Daten angibt und beim Service vermittelt werden will, würden nochmal fünf Mark dazukommen.

Daß er mit der Idee tendenziell kleine Brötchen backt, ist Schäfer-Breede klar. Wenn potentiell 6.000 Menschen das Angebot von ihren Arbeitgebern bekommen, sich für eine Fahrgemeinschaft vermitteln zu lassen, rechnet er mit 120 erfolgreichen Vermittlungen. Steigt die Mitgliederzahl, steigt natürlich auch die Chance der Vermittlung. Bis zu 19.000 neue Fahrgemeinschaften könnten so in Bremen und Umzu entstehen, schätzt Schäfer-Breede. Immerhin. cd

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