■ Mit neuen Zeppelinen auf du und du: Zigarren-Comeback
Berlin (taz) – Betuchte Touristen werden ihre Safari über afrikanischen Tierparadiesen schon bald im komfortablen Reisezeppelin erleben. Das schwebt zumindest der Zeppelin Luftschifftechnik GmbH in Friedrichshafen am Bodensee vor. Die Traditionsfirma baut das 68 Meter lange Luftschiff „LZ N07" mit einer neuen Technologie und rechnet sich gute Marktchancen aus.
Die ersten Zeppeline bedienten als Inbegriff komfortablen Reisens ab den 20er Jahren die großen Transatlantikrouten. Die trägen Luftschiffe konnten allerdings nicht mit den steigenden Anforderungen an Reisegeschwindigkeit und Sicherheit mithalten. Die Brandkatastrophe auf der „Hindenburg“ im amerikanischen Lakehurst 1937 setzte der Entwicklung ein vorläufiges Ende.
Die neue Luftschiffgeneration aus Friedrichshafen hat mit den damaligen Himmelszigarren zumindest in technischer Hinsicht kaum mehr etwas gemeinsam. Das neue Modell sei so sicher wie kein Luftschiff zuvor. Die Traggaszellen sind mit bis zu 7.200 Kubikmeter unbrennbarem Helium gefüllt. Drei Triebwerke mit schwenkbaren Propellern verleihen dem neuen Zeppelin eine Wendigkeit, die es ihm ermöglicht, wie ein Hubschrauber senkrecht zu starten und zu landen. Nach Angaben der LTZ verbraucht jedes Triebwerk pro Stunde etwa 25 Liter Treibstoff, wie ihn auch Sportflugzeuge verwenden. Der Zeppelin ist für zwölf Passagiere und knapp zwei Tonnen Fracht ausgelegt. Die Reisegeschwindigkeit liegt zwischen 115 und 140 Stundenkilometern.
Geschäftsführer Max Mugler erwartet in den kommenden Monaten den Abschluß von sechs Vorverträgen. Über weitere 15 konkrete Projekte werde derzeit verhandelt. Zeppeline lassen sich über den Personen- und Frachtverkehr hinaus sehr vielfältig einsetzen. Schon bald könnten die modernen Luftschiffe auch zur Meeres- und Küstenbeobachtung sowie zur Überwachung der Schiffahrt oder zu militärischen Zwecken im Bereich der Radarfahndung eingesetzt werden, weil sie im Gegensatz zu Flugzeugen auf der Stelle stehen können. Der Systempreis für einen LZ N07 beträgt 11,5 Millionen Mark.
In den Niederlanden will das Luftfahrtunternehmen Rigid Airship Design in Graveland umgerechnet 54 Millionen Mark in den Entwurf und den Bau eines 156 Meter langen Zeppelins investieren. In den Vereinigten Staaten baut der Westinghouse-Konzern im Auftrag der US-Marine das 120 Meter lange „Airship 5000“. Dieser Zeppelinriese könnte schon im kommenden Jahr die ersten Radar-Frühaufklärer vom Typ AWACS ersetzen und später als zivile Version bis zu 100 Passagiere auf der Transatlantik und -pazifikroute befördern. Michael Obert
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen