■ Mit der betonierten Donau auf du und du: Tiefer als der Rhein
München (taz) – Die Betonköpfe sitzen in München: Das bayerische Wirtschaftsministerium hält daran fest, daß das letzte frei fließende Stück der Donau auf hundert Meter Breite und 2,80 Meter Tiefe ausgebaut werden muß. Doch selbst das Bundesverkehrsministerium geht inzwischen zu den Mammutplänen für die 70 Flußkilometer auf Distanz.
So heißt es in einem Schreiben des Bonner Staatssekretärs Hans Jochen Henke an den bayerischen Wirtschaftsminister Wiesheu, die Ausbautiefe dürfe „keine Ideologie sein“. Der Brief, aus dem die Süddeutsche Zeitung kürzlich zitierte, fordert sinngemäß etwas mehr Flexibilität der bayerischen Ministerialen. Der bayerische Bund Naturschutz (BN) hofft nun, daß sich die Bonner Haltung durchsetzt – denn zwei Drittel der rund 1,5 Milliarden Mark Ausbaukosten müßte die Bundesregierung übernehmen.
Die bayerischen Ausbauziele seien technokratischer Irrsinn, kritisierten die Umweltschützer gestern auf einer Pressekonferenz. „Am Mittelrhein wird bei einer Tiefe der Fahrrinne von 2,10 Metern die zwanzigfache Gütermenge transportiert“, heißt es in ihrer Erklärung. Deshalb müßten beim Ausbau der Donau 2,50 Meter mehr als genug sein. Dafür wären die beiden geplanten Staustufen unnötig, und die Donau könnte zwischen Straubing und Vilshofen als fließendes Gewässer erhalten bleiben. Eine Zwischenlösung mit nur einer Staustufe, wie sie der bayerische Umweltminister favorisiert, lehnt der Bund Naturschutz ab: „Das wäre nicht akzeptabel, da es das endgültige Aus für das Fließgewässer-Ökosystem der Donau bedeuten würde.“
Um die Donau davor zu bewahren, ein Gewässer wie der Rhein-Main-Donaukanal zu werden und um das Refugium für zahlreiche gefährdete Vögel, Schnecken und Fische zu erhalten, hat der BN nun eine Kampagne gegen die Ausbaupläne begonnen. Unterstützt vom Tierfilmer Heinz Sielmann und dem Abt des Klosters Niederalteich, Emmanuel Jungclaussen, drohen die Naturschützer mit einem „heißen Herbst an der Donau“.
Um möglichst viele Sperrgrundstücke zu erwerben, die die Rechtsgrundlage für eine Klage bilden, verkauft der Bund Naturschutz gemeinsam mit der Zeitschrift Natur und dem Künstler Friedensreich Hundertwasser jetzt eine „Donau- Schutzurkunde“. Sie hat eine Auflage von 3.000 Stück, kostet jeweils 110 Mark und wurde von Hundertwasser gestaltet. Felix Berth
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