■ Mit der Handy-Produktion auf du und du: Boom, Handy, boom
Berlin (taz/AP) – Nicht nur bei Motorola, auch bei den anderen drei Marktführern in Deutschland – Siemens, Ericsson und Nokia – boomt das Geschäft. Die jährliche Steigerungsrate liegt bei 40 bis 50 Prozent, wogegen der gesamte Telekommunikationsmarkt dieses Jahr nur um sieben Prozent auf knapp 100 Milliarden Mark zulegen wird. Jeder zehnte Bundesbürger wird Schätzungen zufolge bis Ende dieses Jahres mobil telefonieren. Mitte Oktober waren es bereits 6,5 Millionen. Ein Drittel davon telefoniert über E-Plus, der Rest je zur Hälfte bei der Telekom (D1) und Mannesmann (D2).
Der Branchenzweite in Deutschland, Nokia, will ähnlich wie Motorola 400 bis 500 neue Stellen in der Handy-Produktion in Deutschland schaffen. Grund ist ein Umsatzplus der deutschen Nokia-Tochter von über 40 Prozent allein in den ersten neuen Monaten dieses Jahres.
Dabei stehe der große Durchbruch nach Meinung von Marketingtrategen in Deutschland, anders als in England, Italien oder Norwegen, erst noch bevor: Erst wenn eine sogenannte „Schmerzgrenze“ von zehn bis zwölf Millionen Benutzern übertroffen sei, gehe der massenhafte Verkauf der Geräte los. Diese Grenze wird wohl nächstes Jahr überschritten werden: Im Jahr 2000 erwarten Branchenexperten über 17 Millionen mobile Telefonierer.
Nokia beschäftigt weltweit 36.000 Mitarbeiter, davon 3.200 in Deutschland. Auch Marktführer Siemens produziert Handys in Deutschland und kann ebenfalls von einem überproportionalen Wachstum bei Handys berichten. Der Branchenvierte in Deutschland, der schwedische Elektronikkonzern Ericsson, verzeichnet jährliche Zuwächse von weltweit um die 40 Prozent.
Während also der Markt bei den mobilen Endgeräten wächst und wächst und auch in- und ausländische Firmen in Deutschland Arbeitsplätze schaffen, sind die Jobs zumindest bei deutschen Hersteller von Leitungen und technischen Einrichtungen bedroht. Diese Unternehmen richten sich 1998 auf ein Schrumpfen des Inlandsmarktes um rund vier Prozent ein, sagt Roland Mecklinger, Vorsitzender des Fachverbandes Kommunikationstechnik. Grund für den Rückgang ist laut Mecklinger das „Ende der Riesenaufträge der Deutschen Telekom für die Digitalisierung ihres Telefonnetzes“.
Schon in diesem Jahr bleibt der Umsatz bei den Herstellern von Geräten und anderen technischen Einrichtungen mit einem Minus von einem Prozent hinter der allgemeinen Entwicklung von plus sieben Prozent deutlich zurück. Matthias Urbach
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