■ Mit den Rolling Stones auf du und du: Radeberger für alle
Berlin (taz) – Daß sich Stones-Gitarrist Keith Richards eine Rippe gebrochen hat und deshalb die Europatournee der Rolling Stones nicht am Freitag in Berlin starten kann, macht nicht nur die Fans der Rockband betroffen. Richtig schade ist die Verschiebung der Mammutkonzerte auch für den Sponsor: die Radeberger Exportbierbrauerei aus Sachsen, die schon jetzt mit den Stones ihre TV- Werbespots aufmotzt.
Mit Radeberger Bier mischt erstmals ein ultimatives Ostprodukt (wenngleich im Westbesitz) im Konzert der großen Rocksponsoren mit. Hans- Wolfgang Lambrecht, Geschäftsführer der Radeberger Brauerei, die im Besitz der Binding-Gruppe ist, findet leicht eine Begründung für die Liaison von Rocklegende West und Bierlegende Ost: „Die Rolling Stones sind der Klassiker der internationalen Rockmusik, und wir sind der Klassiker unter den deutschen Pilsbieren – das paßt supergut zusammen.“ Wieviel Geld so eine Zweckehe kostet, darüber hüllen sich die Vertragspartner allerdings in Schweigen.
Supergut hat Bier schon immer zu Rockkonzerten gepaßt. Radeberger ist nicht die erste Brauerei, die das ausnutzt. Während sich die amerikanischen Hardrocker Journey zielgruppengerecht von Miller Beer präsentieren ließen, verbündete sich Phil Collins, sowohl mit Genesis als auch solo, im Land der unbegrenzten Bierscheußlichkeiten mit Michelob, derweil Joe Cocker hierzulande unter der Becks-Flagge segelte. Als Mitte der 80er Budweiser mal keine Lust auf Starsponsoring verspürte, gründete sie einfach eine eigene Biercombo namens „USA-Band“, die sogar ein Album einspielte, jedoch beim Finden einer Plattenfirma Probleme bekam.
In der Biernation Deutschland ist vor allem eine Band voll im Werberausch: Pur. Die Schwabenpopper schrieben für Licher Pils gleich selbst den Spot-Song „Endlich ich!“. Allerdings war ihnen ihr Ostrock- Double Puhdys mit der Trinkerhymne aufs Berliner Pilsner („Was gut ist, setzt sich durch!“) schon ein paar Takte voraus.
Nicht nur beim Bier verspricht Rock-Sponsoring ein erfolgreiches Marketing. Vom guten Geschäft mit den Global Players des Rockbusiness (unter anderem Genesis und Pink Floyd) beflügelt, greift jetzt zum Beispiel Volkswagen nach den Sternen. Die Wolfsburger versuchen, die drei verbliebenen Beatles für einen Werbespot für ihren New Beetle zu vereinen. Eigentlich mit unwahrscheinlichem Erfolg. Es sei denn, der Rubel rollt und rollt und rollt. Gunnar Leue
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